Alter

Sonntagsgedanken

ERFAHRUNGEN

Heute ist der letzte Sonntag im November und 1. Advent. Unser Haus ist, wie jedes Jahr eingetaucht in diese, für mich sehr wichtige Zeit. Mein Mann hat von unserem Garten Rosmarin und Zypressenzweige geholt und duftende Adventskränze gebunden. Das Jahr geht dem Ende zu und wir sind alle 11 Monate älter. Jeder für sich hat seine Erfahrungen gemacht. Die vergangene Woche habe ich davon zwei völlig unterschiedliche gemacht. Eine davon stimmt mich immer noch nachdenklich, die Andere erfreut mich.

Nachdenklich macht mich die Nachricht eines jungen Mannes, der mir  hoch erbost zu meinem Buch „Erbschleicher und §onstige Verwandte“ schrieb: „Ich bin 34 und finde es richtig den „Alten“ an den Geldsack zu gehen, weniger Rente, raus aus den großen Wohnungen, keine teuren Operationen um alte Knie und Hüften zu erneuern. Wir haben immer mehr Alte wer soll das eigentlich alles bezahlen?“

Provokativ hätte ich antworten können, dass sein Ansinnen so klingt, als sei es gerechter, wenn jeder sich umbringen würde, wenn er älter wird. Da er mir direkt geschrieben hat, gab ich ihm u.a. diese Antwort:

Gut gebrüllt Löwe, junger Mann nur leider ohne nachgedacht zu haben. Denn was Sie dabei vergessen, auch Sie werden älter und dann? Ihre Aussage beweist unsere gesellschaftliche Problematik des Generationenkonflikts. Dampfplauderer in der Politik benutzen das Thema und fördern diesen Konflikt aus reiner Machtgeilheit! Dem setze ich eine breite Diskussion von Ihrer und meiner Generation entgegen. Auch Sie haben Eltern, was sagen Sie denen, wenn diese älter werden? Haben Sie Angst, dass sie zu lange auf die Immobile der Eltern warten müssen? Oder dass diese für das Pflegeheim drauf geht, die abgeschlossene Versicherung der Eltern nicht reicht? Übrigens genau wie die Renten, ist das alles erarbeitet von genau der Generation, die Sie als die „Alten“ bezeichnen. Ihr egoistischer Enteignungsgedanke bringt uns nicht weiter, beweist jedoch Ihre Ängste. Vielleicht hilft uns eine Diskussion über den um sich greifenden Egoismus, über die Gier und den Neid und was dabei vernichtet wird. Ich bin dazu bereit. RH

Auf seine Antwort warte ich noch.

Erstaunt und erfreut hat mich gestern in der Post ein lila Kuvert Dina 5, mit einem kleinen Bild einer Kerze unten links. Absender keiner. Inhalt: Gutschein für einen mehr als großzügigen Einkauf bei Feinkost Böhm. Dabei eine Karte auf der steht:

„Es gibt ein Leben vor dem Tod, dem kann ich mich, dank ihrem Buch über Erbschleicher und sonstige Verwandte nun stellen. Genau die „Sonstigen“ habe ich glatt übersehen. Konnte klären was unklar war. Deshalb möchte ich nicht versäumen Sie an meiner Freude teilhaben zu lassen. Herzlichst Anke“

Zu erwähnen, ich habe keine Ahnung wer es ist, nehme aber an, aufgrund des erwähnten Lebens vor dem Tod, sie hat den Erbschleicher gelesen und irgendetwas für sich klären oder retten können. Nun denn, um beim Thema zu bleiben, nichts ist tödlicher als Langeweile – und über die kann ich mich tatsächlich nicht beschweren. Tauchen wir nun ein in die Adventzeit 2022 und lassen sie wirken, diese Zeit, in der sogar tiefe Kratzer in der Seele heilen können. Eine wunderschöne, kraftvolle Adventszeit in die Runde wünscht von ganzem Herzen Renate Hartwig  

Wenn nicht jetzt – wann dann?

Es gibt Daten, die haben sich schmerzlich und unauslöschlich eingebrannt. Für meinen Mann und mich ist es seit 2013 der 31.Oktober! Deshalb beginnt mein Tatsachenroman „Erbschleicher § sonstige Verwandte“ genau an einem 31.10. in dem ich dieses unbegreiflich Erlebte in Worte fasste. Aufgrund der Flut von Zuschriften meiner Leser und Leserinnen, kam es zu Kontakten, die mir eine dunkle gesellschaftliche Seite bestätigte, über die – wenn überhaupt – nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird. Belegt mit Schamgefühl, wird innerhalb von Familien, Lug, Betrug, Bosheit und Raffgier, bis hin zur persönlichen und existenziellen Vernichtung tabuisiert. Genau deshalb starte ich nun diese Initiative:

65 PLUS KLAGT AN !

Wenn nicht jetzt, wann dann, wollen wir den letzten Teil des Lebens nutzen um z.B. Erbschleicherei, Entmündigung, Vereinsamung, Ausgrenzung, Altersarmut usw. die Stirn zu bieten!? Ziehen wir den Schleier des Schweigens weg, öffnen die geschlossenen Fenster und stellen uns mutig dem Herbst des Lebens!

Keine Frage unbestritten: Die „Jungen“ haben ein Recht auf ihr ganz eigenes Leben! Das heißt aber nicht, wir „Alten“ müssen unser gelebtes Leben hintenanstellen, abhaken, vergessen, als sei es nichts wert und ab dem Rentenalter vorbei. Als hätten wir keine Ahnung von den Problemen der jetzigen Zeit. Als gebe es nicht unsere Lebenserfahrung. Vor allem, als wären wir unfähig, uns den gesellschaftlichen und politischen Veränderungen zu stellen.

Nein, wir brauchen kein Mitleid! Wir müssen nicht erduldend abwarten was mit uns geschieht. Nicht zulassen, wie über uns entschieden und abgewartet wird, bis wir kraftlos werden. Ich stelle mich dem Alter mit Rückgrat und starkem Willen. Setze meine Lebenserfahrung und die mir geschenkte Kraft ein, Leben lebenswert zu machen! 

Mit dieser Initiative möchte ich allen über 60 Mut machen, sich auf einen farbenprächtigen Herbst des Lebens einzulassen. Vor allem, sich einzumischen. Auch, wenn es sein muss, einen familiären Herbststurm anzufachen und ihm auf keinen Fall auszuweichen.

Interesse an persönlichen oder digitalen Treffen? Kontakt: mail@renate-hartwig.de

Leseprobe und mehr zum Buch der eigenen Erfahrungen:

https://www.direkt-zum-buch.de/leseprobe

Sonntagsgedanken

Die Weisheit der Cree Indianer

Der Herbst beglückt uns mit seinen wunderbaren Farben und heute erfreut uns dazu noch ein strahlend blauer Himmel. In der vergangenen Woche bekam ich einige Mitteilungen, in denen sich bissige Erwachsene über die Jugend aufregten, die weltweit für Mutter Erde aufstehen!

So mancher Mann und manche Frau, die mir persönlich bekannt sind, toben den eigenen Frust an dieser Jugendbewegung aus. Es geht teiweise unter die Gürtellinie, besonders wenn es um Greta aus Schweden geht!

Hand aufs Herz: Wenn wir den Jugendlichen den Wohlstand vorwerfen, in dem sie aufwachsen, vergessen wir eine grundsätzliche Frage zu stellen. Sind sie nicht genau in dem Überfluss groß geworden, den wir – oft völlig übertrieben – geschaffen haben? Drehen wir es einfach um. Fragen uns selbstkritisch, ob da nicht so manche Kritik der rebellierenden Jugend, berechtigt ist? Ist in diesem Aufbegehren nicht auch DIE Chance die wir ALLE nutzen sollten!? Ob die Eltern oder Großelterngeneration dieser Jugendlichen, wir alle könnten im Gespräch miteinander, an einem Faden knüpfen, der uns verbindet und weiterbringt!

Besonders diejenigen, die aufzählen was geschaffen wurde, wovon die Jugend heute profitiert, möchte ich an die „Gretas“ der achtziger und neunziger Jahre erinnern! Ihre Warnungen kamen musikalisch. Möchte nicht wissen, wer von den heutigen bissigen Erwachsenen damals mit Hunderttausenden das Lied, mit der indianische Weisheit der Cree Indianer, mitgesungen hat.

Und die heute den Finger, wenn sie könnten sogar die Faust, gegen diese revolutionierende Jugend erheben, die sollen ganz schnell in den nächsten Spiegel sehen und sich hinterfragen: Wo ist der eigene Anteil, weshalb uns diese Schüler – Generation heute BERECHTIGT an unsere Versäumnisse erinnert!? Auch auf unser angepasstes Leben blickt, auf unsere Forderungen, wie die Welt zu funktionieren hat. Sie nehmen es uns nicht ab, dass damit verbunden ist, diesen sogenannten Wohlstand zu generieren!

Mein Sonntagsgruß ist heute ein Link. Für diejenigen, die keine 3 Minuten haben um das Lied anzuhören, was echt schade wäre, hier zur Erinnerung. Egal wieviel Jahre wir heute zählen, die Weisheit der Cree Indianer war irgendwann unser aller Thema. Wir haben sie nur nicht ernst genommen. Nicht wahrgenommen, dass nur wir allein es ändern könnten! Jeder für sich, jeder ein wenig, jeder an seinem Platz des Lebens. Wie eben alles sich nur verändert, wenn darüber nicht nur geredet, sondern es auch getan wird!

Hier ist sie, die Weisheit der Cree Indianer: Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.

Hier der Song von damals, als es auch schon „Gretas“ gab.

https://www.youtube.com/watch?v=DTD-aPtxKoo

Herzlichen Sonntagsgruß Renate Hartwig