Gesellschaft

Geburtstagsgedanken

11. Juni 2025                                 

Ein Tag wie jeder andere? Eigentlich schon, denn ich komme täglich ganz gut mit mir zurecht!

Mit meinen Fehlern und Schwächen habe ich einen Waffenstillstand geschlossen.

Normen und Konventionen sind oft Anzüge, in die man sich hineinzwängt. Heute kann ich sagen: Dank meiner Eltern habe ich sehr früh gelernt, mich um-zu-ziehen, frei zu machen von den Zwängen, vom Angepasstsein und Bequemes zu tragen!

Von Jahr zu Jahr habe ich gelernt JA zu sagen, zu den Fähigkeiten die in mir angelegt sind, die mir viel Freude bereiten und mich weiterbringen. Von Kindesbeinen an ist mir Schreiben über Menschen und der Kontakt mit Menschen wichtig. 

Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Der ist schon eine Weile her. Nun bin ich im Spätsommer angekommen. Vom Lebenszyklus her, gehe ich in Richtung Oktober. Na und?

Da wird geerntet und neu gepflanzt! Ich pflanze jetzt einige neue Bäume. An denen hängen Buchstaben, die ich weiter pflücke und zwischen zwei Buchdeckel setze – dies wird so bleiben. Auch wenn der goldene Herbst und der Winter kommt!

Jeden Tag danke ich für mein bisher gelebtes Leben. Möchte keine Höhen und Tiefen missen! Keine Frage, diese haben mich geprägt, stark gemacht um auch, wie jetzt im Spätsommer des Lebens weiterhin voll durchstarten zu können.

Denn wer schreibt – bleibt!

Herzliche Grüße von meinem Start ins neue Lebensjahr sendet

Renate Hartwig

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Generationenkonflikt

Nicht aufgeben

Der Konflikt der Generationen ist ein langjähriger und anhaltender Streit zwischen verschiedenen Altersgruppen. Es geht um die unterschiedlichen Werte, Überzeugungen und Verhaltensweisen, die in verschiedenen Generationen vorherrschen.

Ein Hauptaspekt des Konflikts der Generationen ist die Kluft zwischen älteren und jüngeren Menschen. Ältere Menschen haben oft eine andere Lebenserfahrung und Ereignisse erlebt, die ihre Einstellungen und Werte geprägt haben. Jüngere Menschen hingegen wachsen in einer anderen Zeit auf und haben andere Erfahrungen gemacht, die ihre Wahrnehmung der Welt beeinflussen. Dies führt oft zu Meinungsverschiedenheiten und Konflikten in Bezug auf soziale und politische Themen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der technologische Fortschritt. Ältere Generationen haben oft Schwierigkeiten, mit der schnellen Entwicklung von Technologie und den Sozialen Medien Schritt zu halten, während jüngere Generationen mit diesen neuen Technologien aufgewachsen sind und sie als selbstverständlich betrachten. Dies kann zu Spannungen führen, wenn ältere Menschen das Gefühl haben, von der technologischen Entwicklung abgehängt zu werden, während jüngere Menschen das Gefühl haben, dass ältere Menschen technologisch rückständig sind.

Darüber hinaus gibt es auch Unterschiede in Bezug auf politische Ansichten, Religion, Arbeitsmoral, Freizeitverhalten und in vielen anderen Bereichen. Jede Generation hat ihre eigenen einzigartigen Merkmale und diese können zu Konflikten führen, wenn die Meinungen und Überzeugungen aufeinanderprallen.

Es ist wichtig, dass Menschen aller Generationen offen für neue Erfahrungen und Perspektiven sind und versuchen, die Unterschiede zwischen den Generationen zu überbrücken, um Konflikte zu vermeiden. Und das geht nur mit Kontakten. Ein respektvoller Dialog und gegenseitiges Verständnis sind der Schlüssel zur Lösung des Generationenkonflikts. Nicht immer leicht, manchmal sehr schwer, sogar ab und zu nicht machbar……und doch lohnt es sich nicht aufzugeben. RH

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Frauentag 2025

Internationaler Frauentag, Weltfrauentag oder Frauentag sind Namen von einem Tag, der jährlich am 8. März gefeiert wird. Er entstand vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung. Es waren sozialistische Organisationen die das Wahlrecht für Frauen sowie für die Rechte von Arbeiterinnen kämpften. Damals richtig und wichtig. Wahlrecht für Frauen erkämpften Frauen. Doch nun schaue ich 2025 – gerade am Tag der Frauen – mit gerunzelter Stirn auf einige unserer Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts.

Nein, wir brauchen heute weder für Wahlrecht noch für Gesetze zu kämpfen, in denen die Rechte für Frauen festgeschrieben werden. Die gibt es. Da ich schon längere Zeit auf der Welt bin, habe ich so einige Etappen als Frau hinter mir. Nur eins möchte ich hier festhalten, ich begab mich beruflich nicht nur einmal in eine Männerdomäne und noch nie wurde mir etwas verweigert, streitig gemacht, weil ich eine Frau bin. Auch privat gab und gibt es keinerlei Diskussionen was Frauen oder Männerarbeit ist. Glück gehabt, sagen einige.

Ich erlebte vor über 50 Jahren die Welle der Emanzipation. Die Pille kam 1961 aus den USA bei uns auf den Markt. Zuerst war sie nur für verheiratete Frauen erhältlich. Sie galt, trotz Nebenwirkungen, als Meilenstein der Unabhängigkeit. Ich nahm sie wohl wegen den Erzählungen der unangenehmen Nebenwirkungen nie. Doch erinnere ich mich noch gut an meine erste, streng gläubige Schwiegermutter und deren Frage, ob ich die Pille nehme. Sehe noch ihre Freude bei meinem Nein.

Heute kommt des Öfteren von der weiblichen Enkelgeneration der Vorwurf, wir die Großmuttergeneration, habe dieses hormonelle Verhütungsmittel zu verantworten. Stimmt, auch ich habe damals die Pille begrüßt – auch in meiner politischen Arbeit dafür gestritten. Der Grund waren diese Abtreibungen auf dem Küchentisch im Hinterzimmer der sogenannten „Engelmacherinnen“! Sie agierten mit übelsten Methoden um einen Schwangerschaftsabbruch herbeizuführen. Die Todesfälle der jungen Frauen häuften sich. Das war der Anlass, sich damals damit auseinanderzusetzen.

Heute kann bei uns jede Frau selbst über ihren Körper entscheiden und das ist richtig so.     

Doch stellt sich mir die Frage, ob wir Frauen es nicht oft selber vermasseln mit unserer Gleichstellungsdiskussion? In einer unserer „Begegnung der Generationen“ sprach ein Mann (Mitte 40) aus, was alle anwesenden Männer bestätigten. Frauen wollen beides: Gleichberechtigte Partnerinnen sein, zeitgleich benehmen sie sich wie Prinzessinnen die alles abgenommen haben wollen, was ihrer Ansicht nach „Männersache“ ist. Finden es selbstverständlich mit Blumen oder Geschenken verwöhnt zu werden, weil sie ja Frauen sind. Sehen sich benachteiligt bei Familiengründung und missverstanden, wenn sie sich im Beruf auf eine höhere Position bewerben.

Mein Einwand war, Gleichberechtigung heißt für mich im beruflichen wie im privaten Bereich, Hinhören, Verständnis, Toleranz, Wertschätzung und Rücksicht.  

Den Frauen, die annehmen, es sei ein Zeichen ihrer Emanzipation, wenn der Mann seine Hemden selber bügelt, denen sag ich aus meiner Lebenserfahrung leise ins Ohr, dünnes Eis. Ich kenne so manche Beziehung, die wegen einer falsch verstandenen Emanzipation in die Brüche ging.  

2025 steht bei uns für die jungen Frauen die Welt offen. Und das ist richtig und wichtig!

Es gibt sie dennoch weiterhin, die notwendigen Diskussionen über Gleichberechtigung. Und genau dabei fällt mir aus dem Lied „Männer“ von Grönemeyer die Frage ein „Wann ist ein Mann ein Mann“?

Gerade am Frauentag möchte ich nicht versäumen aus meinem Nähkästchen zu plaudern.   

Mit der Definition Vollweib kann ich mich identifizieren. Es hat mir weder beruflich noch privat geschadet. Vielleicht kommt sie daher, meine Zufriedenheit und mein Glück im Privaten, wie im Beruf.  Meine Mutter und mein Vater haben in ihrer Generation eine ganz andere schwere Zeit erlebt. Doch sie haben mir tatsächlich das vorgelebt, was man heute Emanzipation nennt. Dafür danke ich heute noch.

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Montag-Info zu: Gesetzlich oder privat versichert?

Schlafender Riese Patient wach auf!

Immer wieder werde ich gefragt, wie ich eigentlich dazu kam, mich so intensiv in unser Gesundheitssystem einzuarbeiten. Als 2007 alles begann hatte ich keine Krankheitsgeschichte. Die muss man auch nicht haben, um sich für eine Sache zu interessieren und sich dafür einzusetzen. Ich kam aus keiner Selbsthilfegruppe, arbeitete nicht im Gesundheitswesen, also was war der Anlass, um mich mit dem völlig absurden Gesundheitswesen zu befassen? Natürlich gibt es ein Schlüsselerlebnis und in diesen Tagen jährt es sich zum 17. Mal.

Es war der Tag, an dem ich im Sprechzimmer meines Hausarztes unsanft gezwungen wurde, in die Schlangengrube einer Gesundheitsmafia zu sehen. Es war Ende Januar 2007, als alles begann und sich für mich alles änderte:

Da saß ich mit meiner Halsentzündung im Sprechzimmer meines Hausarztes. Ich war allein, der Doktor war kurz raus gegangen.  Plötzlich bewegte sich das Bild auf seinem Computerbildschirm. Ich konnte es von der Seite sehen. Ein breiter roter Streifen lief über den PC, der sich immer wiederholte. Ununterbrochen lief der Hinweis: „Die Behandlungszeit für diesen Patienten ist abgelaufen“ Ich war ziemlich schockiert. Bisher gab es im Sprechzimmer nur den Arzt und mich. Aber auf einmal hatte ich das Gefühl, als würde ein Fremder zwischen uns sitzen und bestimmen, dass ich jetzt zu gehen hätte. Aber ich konnte diesen Fremden nicht sehen und fragte mich: Wer entscheidet hier eigentlich, wie lange der Arzt mit mir reden darf? Ich wollte das verstehen, und als der Arzt zurückkam, habe ich ihn sofort auf dieses Laufband angesprochen. Er war ziemlich überrascht, es passte ihm nicht, dass ich den Hinweis auf seinem Bildschirm bemerkt hatte, und er sagte nur:

„Ach wissen Sie, das ist das System.“

Ich wollte, dass er mir das erklärt, aber er meinte: „Dazu reicht mein Budget nicht!“ Ich war irritiert – bisher hatte ich nicht gehört, dass der Arzt für mich ein Budget hat. Bis dahin war ich immer voll Vertrauen zum Arzt gegangen, aber die Minuten in diesem Behandlungszimmer waren für mich wie ein Schock.

Es war der Aufbruch in eine neue Welt, von der ich wenige Augenblicke vorher im Wartezimmer noch keinen blassen Schimmer hatte.  

Das war es, dieses Schlüsselerlebnis, wie ich zu dem Thema kam. Bis heute habe ich nun 17 lange Jahre versucht, den Spagat zwischen den Welten Arzt und Patient, zu ergründen und zu verstehen.

Wehre mich seit Jahren öffentlich gegen Ungerechtigkeiten gegenüber Kassenpatienten. Es gibt nicht mehr viel, was ich in diesem System nicht erlebt habe.  Alle meine Versuche den Knoten zu lösen, gegenseitiges Verständnis aufzubauen, Arzt für den Kassenpatienten und umgekehrt, scheiterten. Es klingen alle Vorgänge gleich, in Diskussionen mit Ärzten geht es gebetsmühlenartig immer um die Honorarfrage.

Der um sich greifende Frust vieler Ärzte gegen Kassenpatienten in einen Dialog zu wandeln, ist und bleibt mühsam. Vorwürfe der Ärzteschaft gegenüber uns Patienten, uns würden ihre berufspolitischen Probleme nicht interessieren, kann ich nicht so stehen lassen. Denn über 50 000 Bürgerpatienten sind 2008 und 2009 bereit gewesen, zusammen mit der Ärzteschaft, gegen die Entwicklungen im Gesundheitswesen zu demonstrieren. (Siehe Internet: Renate Hartwig Olympiastadion)

Mir wurde einst von Ärzteseite gesagt, Arzt und Patient sitzen in einem Boot. Bis ich dann sehr unsanft wahrnehmen musste, wir Patienten wurden nur zugelassen im Beiboot und ausschließlich geduldet, um zu rudern. Was diesen Spruch, im selben Boot sitzen betrifft, äußerte der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes: „Wer ausruft: Wir sitzen alle in einem Boot, will meistens nur gerudert werden“!

So stelle ich mir ein gemeinsames Ringen gegen die Entwicklung nicht vor! Was die niedergelassene Ärzteschaft an ihrer eigenen Funktionärsebene, nämlich der ärztlichen Selbstverwaltung kritisiert und dass meist hinter vorgehaltener Hand:

Funktionieren nach Befehl und Gehorsam, Entmündigung, Abhängigkeit, sowie Bittsteller zu sein, genau das praktizieren inzwischen immer mehr Ärzte, mit uns Kassenpatienten!

Genau deshalb thematisiere ich: Was macht dieses kranke System mit uns Patientenschaft – mit den Ärzten – mit uns als Gesellschaft – wenn wir es weiter zulassen!?

Danke für das Teilen meiner Blogbeiträge. Denn wir benötigen eine breite Diskussion über die Hintergründe dieser Ungereimtheiten, die uns als Patienten begegnen. Die uns aufregen, verunsichern und unser Vertrauen in die Ärzteschaft belasten. Nur wenn wir mit Wissen auf Augenhöhe in die Praxen gehen, die Ärzteschaft dies registriert, können wir etwas ändern!

Wünsche eine gesunde Woche, bis nächsten Montag.

Fortsetzung unter der Kategorie „Patient informiert sich“ und „Gesellschaft“ folgt nächsten Montag für KW 6 zum Thema: Das völlig absurde Abrechnungssystem bei gesetzlich Versicherten

Renate Hartwig

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Vergeben und Vergesssen

Nachdem dritten Advent ist noch ein bisschen Zeit zu überlegen, ob der im Raum stehende familiäre ungeklärte Zwist, vergeben und vergessen wird. Genug Zeit, um in den Blick zu nehmen, was an Weihnachten stören könnte. Oder schon jetzt sagen, was beim Familienfest in Streit ausarten könnte? Wer lieber etwas Schönes zwischen den Jahren plant, sozusagen als Ausgleich was schlecht laufen könnte, drückt sich vor Klärung. Und das nicht nur an Weihnachten!

Das Schicksal geht mit uns um, wie mit einer Pflanze: Es macht uns durch kurze Fröste reifer, sagte schon Jean Paul. Es gab zu seinen Lebzeiten 1753 – 1825 bereits diese Fragestellungen, zum Thema Vergeben oder Vergessen!

Was wir sehen, ist oft nur ein kleiner Teil von dem, was es wirklich ist. Doch es gibt sie, Menschen und damit verbundene Lebenssituationen, von denen eine lebenslange Prägung ausgeht. Großzügig wird von Vergebung gesprochen, wenn es einen selbst nicht betrifft.

Nachdem ich schon einige Zeit auf der Welt bin, tatsächlich gravierende Lebenssituationen meistern musste, kenne ich dieses innere Zerreisspiel vonwegen, das kann ich niemals vergeben…und schon gar nicht vergessen! Ich lernte vergeben! Was nicht heißt auch vergessen. Wir sind geprägt von Schlüsselerlebnissen. So manche Situation kann und will ich auch nicht vergessen. Vielleicht als Schutzschild um Enttäuschungen vorzubeugen. Nur habe ich gelernt, wer enttäuscht wird, wurde getäuscht. Und da habe ich angefangen das Rad zu drehen, indem ich – durch Erfahrungen- privat meine Erwartungen komplett reduzierte.

Geprägt durch Sozialarbeit weiß ich jedoch sehr genau, ohne Vergebung können gestrauchelte Menschen gar nicht Fuß fassen. Resozialisierung ist möglich. Um es zu beweisen, bin ich oft große Risiken und waghalsige Situationen eingegangen. Und es war genau diese Zeit mit Menschen, denen niemand vergeben hat, die ich nicht missen möchte. Die ich auch nie vergessen will und werde.

Gerade zum Thema Vergebung passt diese Erzählung von John Kord: Das weiße Band im Apfelbaum

„Einmal saß ich bei einer Bahnfahrt neben einem jungen Mann, dem sichtlich etwas Schweres auf dem Herzen lastete. Schließlich rückte er dann auch damit heraus: Dass er ein entlassener Sträfling und jetzt auf der Fahrt nach Hause sei. Seine Verurteilung hatte Schande über seine Angehörigen gebracht, sie hatten ihn nie im Gefängnis besucht und auch nur ganz selten geschrieben. Er hoffte aber trotz allem, dass sie ihm verziehen hatten. Um es ihnen aber leichter zu machen, hatte er ihnen in einem Brief vorgeschlagen, sie sollten ihm ein Zeichen geben, an dem er, wenn der Zug an der kleinen Farm kurz vor der Stadt vorbeifuhr, sofort erkennen könne, wie sie zu ihm stünden. Hatten die Seinen ihm verziehen, so sollten sie in dem großen Apfelbaum an der Strecke ein weißes Band anbringen. Wenn sie ihn aber nicht wieder daheim haben wollten, sollten sie gar nichts tun, dann werde er im Zug bleiben und weiterfahren, weit weg – Gott weiß, wohin.

Als der Zug sich seiner Vaterstadt näherte, wurde seine Spannung so groß, dass er es nicht über sich brachte, aus dem Fenster zu schauen. Ein anderer Fahrgast tauschte den Platz mit ihm und versprach, auf den Apfelbaum zu achten. Gleich darauf legte er dem jungen Sträfling die Hand auf den Arm. „Da ist er“, flüsterte er, und Tränen standen ihm plötzlich in den Augen, „alles in Ordnung. Der ganze Baum ist voller weißer Bänder.“

In diesem Augenblick schwand alle Bitternis, die sein Leben vergiftet hatte. „Mir war“, sagte der Mann später, „als hätt’ ich ein Wunder miterlebt. Und vielleicht war’s auch eines.“

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Weihnachtsbeleuchtung

Sonntag, 1. Advent, 10.00 Uhr: In der Reihenhaussiedlung Önkelsteig lässt sich die Rentnerin Erna B. durch ihren Enkel Norbert 3 Elektrokerzen auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers installieren. Vorweihnachtliche Stimmung breitet sich aus, die Freude ist groß.

10 Uhr 14: Beim Entleeren des Mülleimers beobachtet Nachbar Ottfried P. die provokante Weihnachtsoffensive und kontert umgehendmit der Aufstellung des 10 armigen dänischen Kerzenset zu je 15 Watt im Küchenfenster. Stunden später erstrahlt die gesamte Siedlung Önkelsteig im besinnlichen Glanz von 134 Fensterdekorationen.

19 Uhr 03: Im 14 km entfernten Kohlekraftwerk Sottrup-Höcklage registriert der wachhabende Ingenieur einen vermeintlichen Defekt der Strommessgeräte für den Bereich Stenkelfeld-Nord, ist aber zunächst arglos.

20 Uhr 17: Den Eheleuten Horst und Heidi E. gelingt der Anschluss einer Kettenschaltung von 96 Halogen-Filmleuchten durch sämtliche Bäume ihres Obstgartens ans Drehstromnetz. Teile der heimischen Vogelwelt beginnen verwirrt mit dem Nestbau.

20 Uhr 56: Der Discothekenbesitzer Alfons K. sieht sich genötigt seinerseits einen Teil zur vorweihnachtlichen Stimmung beizutragen und montiertauf dem Flachdach seines Bungalows das Laser-Ensemble „Metropolis“, das zu dem leistungsstärksten Europa zählt. Die 40m Fassade angrenzenderGetreidesilos hält dem Dauerfeuer der Nikolausprojektion mehrere Minuten stand, bevor sie mit einem hässlichen Geräusch zusammenbricht.

21 Uhr 30: Im Jubel einer Weihnachtsfeier im Kohlekraftwerk Sottrup Höcklage verhallt das Alarmsignal aus Generatorhalle 5.

21 Uhr 50: Der 85-jährige Kriegsveteran August R. zaubert mit 190 Flakscheinwerfern des Typs „Varta Volkssturm“ den Stern von Bethlehem an die tiefhängende Wolkendecke.

22 Uhr 12: Eine Gruppe asiatischer Geschäftsleute mit leichtem Gepäck und sommerlicher Bekleidung irrt verängstigt durch die Siedlung Önkelsteig, nachdem zuvor eine Boeing 747 der Singapur Airlines mit dem Ziel Sidney versehentlich auf der mit 3000 Neonröhren gepflasterten Garagenzufahrt der Bäckerei Bröhmeyer niedergegangen war.

22 Uhr 37: Die NASA Raumsonde Voyager 7 funkt vom Rande der Milchstraße Bilder einer angeblichen Supernova auf der nördlichen Erdhalbkugel, die Experten sind ratlos.

22 Uhr 50: Ein leichtes Beben erschüttert die Umgebung des Kohlekraftwerks Sottrup-Höcklage, der gesamte Komplex mit seinen 30 Turbinen läuft mit 350 Megawatt brüllend jenseits der Belastungsgrenze.

23 Uhr 06: In der taghell erleuchteten Siedlung Önkelsteig erwacht Studentin Bettina U. und freut sich irrtümlich über den sonnigen Dezembermorgen.

Um genau 23 Uhr 12 betätigt sie den Schalter ihrer Kaffeemaschine.

23 Uhr 12 und 14 Sekunden: In die plötzliche Dunkelheit des gesamten Landkreises Stenkelfeld bricht die Explosion des Kohlekraftwerkes Sottrup-Höcklage wie Donnerhall. Durch die stockfinsteren Ortschaften irren verwirrte Menschen, Menschen wie du und ich, denen eine Kerze auf dem Adventskranz nicht genug war.

Quelle: NDR2, Geschichten aus „Stenkelfeld“

Eine besinnliche Adventszeit wünscht Renate Hartwig – Autorin/Publizistin

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Selbstzahler sind Wunschpatienten!

Nr. 10 – Patientenleben als Abrechnungsziffer

In den Wartezimmern der Arztpraxen sind wir erst einmal alle gleich. Es ist der gesundheitliche Zustand, der uns verbindet. Wir erwarten als Patienten und Patientinnen Hilfe. Manchmal langt auch nur ein Rat, etwas im Leben umzustellen, damit es uns besser geht.

Aus Sicht der Ärzteschaft hat es sich schleichend geändert. Wir sind längst Kunden. Wie wir zu „guten Kunden“ werden, können die Damen und Herren Doktoren bei dem Unternehmen jameda Pro mit Hilfe von 10 Tipps erfahren. Um im Modus Arzt/Patient zu bleiben, wird das Ziel „Wunschpatienten“ genannt. In der Werbeanzeige steht ganz klar um was es geht: Um effektives Marketing, gezielte Strategien um mehr Selbstzahler in den Praxen zu bekommen. Und um mit den bestehenden Kunden den Umsatz zu steigern. Natürlich auch um über den Weg neue selbstzahlende Kunden zu akquirieren!

Damit keine Missverständnisse auftauchen, es geht hier nicht um eine Neiddiskussion. Sondern um einen Klärungsprozess, was wir eigentlich sind. Vor allem wann wir in den Praxen das Privileg „Wunschpatient“ erreichen.

Und da sind wir wieder bei der Klassengesellschaft im Wartezimmer und bei den festgezurrten Systemfehlern!

Da ist einmal der gesetzliche Kassenpatient. Er gehört garantiert nicht in die Liga der Wunschpatienten. Seine Leistungen rechnet die behandelnde Ärzteschaft, nicht direkt mit der gesetzlichen Krankenkasse, sondern über die Kassenärztliche Vereinigung ab. Durch das Vergütungssystem EBM (Einheitlicher Bewertungsmaßstab) wird der Verdienst für die erbrachte Leistung, erst Monate nach der Behandlung anhand von Zahlen sichtbar. Es sei denn, der Kassenpatient bucht zusätzlich – wenn möglich bei jedem Besuch – eine „Individuelle Gesundheitsleistung“ kurz Igel genannt! Und genau hier befinden wir uns dann auf dem Weg zum Wunschpatienten, indem wir vom Kassenpatienten, immer mehr zum Selbstzahler werden. Wie das geht, entdecken unsere Damen und Herren Ärzte über die von Jameda angebotenen Tipps. 

Dann sind da die Privatpatienten, die sich schon in der Richtung Wunschpatient befinden. Denn hier kann allein durch die Rechnungsstellung dieser Aspekt von ärztlichem Dienstleister und Kunde klar hervorgehoben werden. Hier wird nach GOÄ – der Gebührenordnung für Ärzte – abgerechnet. Dafür gibt es einen Ziffernindex. Dazu kommt die Möglichkeit, erhöhte Gebühren in besonderen Fällen zu berechnen.

Zu dem Standardtarif können Gebühren von 1,7 – bis 3.5-fache berechnet werden. Wer in dieser Liga im Wartezimmer sitzt, kann sich schon als Wunschpatient fühlen. 

Über Jahre und viele Seiten lang, habe ich in meinen Büchern und Vorträgen versucht, für uns als Patienten diese undurchsichtigen Abrechnungsmodalitäten offen zu legen. Nach wie vor sehe ich darin Systemfehler, die nie korrigiert – im Gegenteil – gefestigt wurden!

Daraus entwickelten sich grandiose Geschäftsmodelle. Wie zum Beispiel effektive Marketingkurse um über Selbstzahler, den Umsatz in der Praxis zu steigern!

Was dies für uns Patientenschaft, unabhängig von den immer höher werdenden Selbstzahlungen bedeutet, habe ich leidvoll mit schwerwiegenden Folgen erlebt. Und dass ich kein Einzelfall bin, haben meine intensiven Recherchen im Bereich, chronische Erkrankung, Schmerzpatienten gezeigt. Genau deshalb werde ich, wie immer Ross und Reiter nennen um ein weiters mal eine breite Diskussion in Gang zu bringen!

Fortsetzung folgt

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Mehr, als nur ein Blick auf den Kalender

Als ich heute Morgen den 17. November auf dem Kalender sah, überlegte ich, wie sich wohl heute vor 79 Jahren meine Eltern fühlten? Denn es ist ihr Hochzeitstag. Im Mai 1945 endete der zweite Weltkrieg. Bis zu diesem Tag kannten sich meine Eltern nicht. Sie gingen zwar verschiedene Wege, doch in dieselbe Richtung. Meine Mutter musste im November 1938 bei Nacht und Nebel Deutschland in einem Fischerboot über den Bodensee verlassen. Sie war Pfarrersköchin und hatte sich für jüdische Familien eingesetzt. Sie war bis Juni 1945 als Haushälterin in der Schweiz bei einer Arztfamilie. Kam nach Kriegsende wieder zurück als Pfarrersköchin.

Mein Vater war viele Jahre im aktiven Widerstand bei der Internationalen Brigade im spanischen Bürgerkrieg. Mein Vater sollte, nach dem Wunsch seiner Eltern, als 4. Kind Pfarrer werden. Doch kurz vor der Primiz (so nennt man die Weihe zum kath. Pfarrer) türmte er nach Hamburg und verschwand als Seemann auf hoher See und landete im Widerstand in Spanien.

Das Schicksal geht seine eigenen Wege.

Mein Vater strandete nach dem Krieg bei seiner Schwester in Lindau und kam aufgrund seiner Sprachbegabung (Er sprach fließend mehrere Sprachen) bei der französischen Besatzungsmacht unter. Er hatte die Aufgabe, die festgesetzten Nazis zu bewachen. Meine Mutter bekam von den Besatzungskräften den Auftrag, für die Gefangenen zu kochen.

So begegneten sie sich. Zu diesem Zeitpunkt waren beide weit über vierzig und hatten nicht mehr an ein Leben zu zweit gedacht. Es muss jedoch intensiv gefunkt haben. Denn bereits 4 Monate nach ihrem Kennenlernen heirateten sie. Eben an diesem 17. November 1945.

1946 wurden sie Wirtsleute und übernahmen den Gasthof „Aeschacher Hof“ in dem sie ihrem bisherigen Leben treu blieben. Aus der Städte- Chronik geht hervor, dass in den Nebenzimmern und im Saal politische Treffen bis hin zu Lesestunden stattfanden. Ihre Welt war gesellschaftliches Engagement und Arbeit und laut meiner Mutter, hatten sie niemals daran gedacht noch Eltern werden zu können. Deshalb waren sie mehr als überrascht, als ich mich 1948 meldete. Ja, ich hatte für damalige Zeiten „alte Eltern“ doch es waren wunderbare Eltern, die mich ins Leben begleiteten. Über die ich das Wort Freiheit, Menschlichkeit, Toleranz aber auch Mut zum Risiko, anhand ihres Vorlebens lernte!

Übrigens seit heute weiß ich, dass ich eigentlich Renata heiße. Ich recherchierte in den Unterlagen meiner Eltern. Und fand meinen Namen erst heute im Familienstammbuch und auch in meinem Taufschein so geschrieben. Die Recherche hat gezeigt, der Name kommt aus dem Lateinischen und bedeutet in der Taufe „Wiedergeborene“ mag sein, dass der Faden des Glaubens, der in dem Leben meiner Eltern ein fester Bestandteil war, dabei eine Rolle spielte.

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Was ist eigentlich Alt?

Im Korb liegen die Äpfel von einem Garten mit alten Apfelbäumen. Fast niemand achtet mehr auf die Bäume mit den knorrigen Ästen, an denen wunderbare Äpfel einer alten, längst vergessenen Sorte hängen. Nicht poliert, wie die im Supermarkt, jedoch geschmacklich toppen sie jeden dieser Äpfel in den abgepackten Plastikbeuteln.

Alter Baum, alte Apfelsorte und nun? In unserem Fall, wurden aus den alten Äpfeln verschiedene Köstlichkeiten. Jeder der davon probiert ist begeistert. Ob es das Apfelgelee, das Apfelmus, der Apfelstrudel vom Rezept meiner Mutter, oder ob der alte Apfel so gegessen wird!

Nehmen wir diese alten Apfelbäume als Metapher für unseren gesellschaftlichen Umgang mit „Alten“ – bleibt die Frage – was ist alt? Ist es beim Baum ein alter Stamm, sind es die knorrigen Äste? 

Könnten uns diese alten Apfelbäume erzählen, welche Geschichten sie hörten und uns von den Erfahrungen über Generationen hinweg berichten, wir würden staunen. Und wir könnten garantiert etwas Positives für unser Leben mitnehmen!

Drehen wir dies um auf alte Menschen, dann wird der Maßstab an einer Jahreszahl festgelegt. Da gibt es eine besorgniserregende Entwicklung. Der „Alte und die „Alte“ erleben überwiegend entweder ein gönnerhaftes Mitgefühl, gepaart mit Almosen in Form von Zeit, die man ihnen ab und zu „schenkt“ überwiegend wird jedoch offenes Desinteresse an deren Leben gezeigt.

Was nicht bedacht wird, auch die Alten hatten und sie haben ein Leben! Ja, sie haben auch „knorrige Äste“ diese tragen statt schmackhaften Äpfeln die Erfahrungen eines gelebten Lebens.

Es geht gar nicht um den abgedroschenen Spruch „dem Alter Würde geben“ Alte brauchen kein Mitleid. Die Missachtung von geleisteter Arbeit ist ein Dauerbrenner in der politischen Phrasendrescherei. 

Jeder der heute Alte als Belastung betrachtet, wird es durch die gesellschaftliche Entwicklung, viel schneller selbst erleben, als ihm bewusst ist! 

Wie bei alten Apfelbäumen die „Frucht“, ist es bei den Alten die Erfahrung ihres gelebten Lebens! Wer diese annimmt, kann eventuell die Stolpersteine des Lebens besser einschätzen und meistern. Vielleicht sogar manchmal umgehen.

Mit jedem Menschen verschwindet ein Geheimnis aus der Welt, das nach ihm niemand mehr entdecken wird.

Was ist also Alt? Keine Frage, mit den Jahren runzelt die Haut. Na und? Schaut Euch die alten Apfelbäume an, begeistert tragen sie an ihren knorrigen Ästen wunderbar schmackhafte Äpfel! Und genauso begeistert wie die alten Bäume alt wurden, kann unser älter werden sein, wenn wir den Spruch von Bettina von Arnim (1783-1839) zugrunde legen: „Die Menschenseele ist ein kleiner fliegender Samenstaub, der einen guten Boden sucht …“ RH

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Die Heiligen – in meinem Leben!

Die Aussage von Goethe: „Die Botschaft höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ passt für mich zu dem heutigen Allerheiligen-Feiertag. In Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland haben in Deutschland die Menschen frei. Sie alle hören die Botschaft von dem freien Arbeitstag. Nur, das mit dem damit zusammenhängenden Glauben… der fehlt den meisten. Erst recht, die Ehrung von Heiligen.    

Der Name Allerheiligen kommt aus dem lateinischen „omnes sancti“, was „Alle Heiligen“ bedeutet. Der Feiertag wurde als Tag eingeführt, an dem alle Heiligen und Märtyrer geehrt werden sollten, die keinen eigenen Gedenktag hatten. Damit ist alles gesagt, weshalb es zu dem Feiertag kam.

An solchen Tagen wie Allerheiligen, schau ich zurück auf das Kind mit 10 Jahren, als ich – tatsächlich durch ein Schlüsselerlebnis – meinen Zugang zu einem bestimmten Heiligen bekam. Da war der Tag als meine Eltern das Gasthaus, in dem ich geboren wurde und aufgewachsen bin, wegen Krankheit meines Vaters aufgeben mussten. Wir zogen in eine Wohnung in einem Mietshaus. Es gab strenge Regeln, viele Zettel auf denen stand was wer und wann machen musste. Ich bekam zum ersten Mal im Leben einen Haustürschlüssel. Der war vorher nie notwendig, da ja in dem großen Gasthaus immer jemand da war. Prompt verlor ich am ersten Tag auf dem Heimweg von der Schule, diesen Haustürschlüssel, obwohl mein Vater ihn an einer kleinen Kordel festgemacht hatte.

Unsere Wohnung war ganz oben. Wir wohnten gerade eine Woche in diesem Haus. Und dieses Auf und Absperren war nicht nur für mich neu. Gerade mein Vater litt massiv unter diesen Verhältnissen. Nur, es ging nicht anders. Als ich zugab den Schlüssel verloren zu haben, sagte meine Mutter gehe den Weg zurück, sicher liegt er irgendwo. Und ich ging den ganzen Schulweg zurück. Fragte sogar jeden der mir entgegen kam nach dem verlorenen Schlüssel. Nichts!

Meine Mutter, im Glauben gefestigt, lange Zeit Pfarrersköchin, sagte mir, als ich ohne Schlüssel zurückkam: „Bitte Antonius das er dir suchen hilft“ Ich staunte, sie meinte tatsächlich diese Holzfigur die in der Kirche gleich beim Seiteneingang stand und heute noch dort steht!

Zaudernd machte ich mich auf den Weg. Völlig überzeugt, unverrichteter Dinge heim zu kommen. Dann kam der Moment, an den ich mich bis heute – auch emotional – erinnere! Die Straße, die von Büschen und Bäumen gesäumt war, machte einen Bogen und an einem Busch ragte ein Zweig heraus und an ihm hing an der Kordel mein Haustürschlüssel! Ich wusste, da bin ich nun mehrfach vorbeigelaufen und da hing der Schlüssel nicht. Ich stand völlig fasziniert da, fast ehrfürchtig nahm ich ihn und rannte heim.

Dann bekam ich von meiner Mutter Lektion zwei. Antonius ist der Patron der Armen. Für die ist er eingetreten und wenn er hilft, sollte man ihm etwas für die Armen geben. So kam es zu dem Deal mit mir und dem hl. Antonius, der bis heute hält. Damals ging ich in die Kirche und brachte ihm 5 Pfennig, die ich in die, unter seiner Figur angebrachte Kasse steckte, auf der bis heute „Armen“ steht.

Das Alter hat ein glaubwürdiges Archiv. Und in meinem ist eine Fülle von Erfahrungen über Verlorenes, Verlegtes, was nach einem „Anruf“ beim Antonius tatsächlich wiederauftauchte. Klar habe ich die Hilfe für die Armen, für die er sammelt, im Laufe der Jahre angepasst. „Mein“ Antonius aus Kindertagen steht in der St.Ludwigs Kirche in Lindau. Und wenn ich in Lindau bin, besuche ich ihn und begleiche auf „Heller und Pfennig“ Inflationsbereinigt, was ich ihm versprochen habe. Doch egal wo ich bin und in eine Kirche gehe, Antonius ist immer da…. aus Holz geschnitzt ist er die Erinnerung an sein Leben und seine Taten für die Armen.  

In meinem engsten Freundeskreis weiß man von meiner Bindung zu den beiden Franziskanermönchen dem hl. Antonius Patron der Armen und hl. Franziskus dem Patron der Tiere und der Natur. So wie es bei Franziskus die Vogelpredigt gibt, finden wir bei Antonius die nicht weniger fantasievolle und poetische Fischpredigt. 

Es sind Ereignisse und die Erfahrungen die etwas entscheiden lassen, alles wirkliche Leben ist Begegnung. Durch meine Eltern durfte ich die unbändige Kraft des Vertrauens erleben. Als meine Eltern durch die Krankheit meines Vaters ihren Gasthof aufgeben mussten. Und auch als mein Vater starb als ich erst 14 war, immer wieder sagte Mutter mit vollster Überzeugung. Jeder der auf die Welt kommt, bekommt seinen Lebensrucksack gepackt. Der eine leichter, der andere schwerer. Sicher ist, wem er zu schwer wird, dem hilft Gott beim Tragen.

Ist es nicht tröstlich, dieses Vertrauen? Ermutigend, dass da jemand beim Suchen hilft, wie Antonius? Die Tiere ebenfalls jemanden haben, wie Franziskus, der auf sie achtet?

Für diejenigen, die mich nun als unverbesserliche Idealistin sehen, denen sage ich: Mit meiner Biografie kann ich beweisen, dieses, tatsächlich blinde Vertrauen in eine Kraft, die man nicht sehen kann, hat was. Sie hat mir nicht nur über schwierige, schwere, oft gefährliche Lebenssituationen geholfen, sondern mir Mut und einen ungebrochenen Optimismus gegeben dem Leben in jeder notwendigen Situation die Stirn zu bieten. RH

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