Kurze Hintergrundbeschreibung:
Im Juli 2011 habe ich das geplante Firmengeflecht des Deutschen Hausärzteverbandes (DHÄV) mit einem Offenen Brief an den Vorsitzenden des Deutschen-Hausärzteverbandes entlarvt! Siehe:http://www.patient-informiert-sich.de/aktuelle_meldungen/details.php?msgid=276&msgtyp=2
Dies war notwendig, da meine Recherchen ergaben – den Mitgliedern des Hausärzteverbandes – waren diese Hinterzimmergeschäfte völlig unbekannt. Für mich ist bis heute völlig unverständlich, wie sich Ärzte blind wie Lemminge, in dieses Vertragskarussell einschreiben, teilweise ohne die mit den Kassen ausgehandelten Vertragsbestimmungen zu kennen. Sich dann aber wundern, wenn diese Bestimmungen in ihrem Praxisalltag greifen. Hier muss die breite öffentliche Diskussion beginnen. Denn durch diese Verträge haben sich längst Machtkartelle entwickelt. Genau um solche zu verhindern und uns Patienten freie niedergelassene, der Medizin verpflichtende Ärzte zu erhalten, bin ich 2007 angetreten und plädierte für den Schulterschluss Arzt und Patient. Dem Impuls für Patient informiert sich Bürgerschulterschluss e.V. lag zugrunde, amerikanische Verhältnisse zu verhindern. Der fortschreitenden Privatwirtschaft in unserem Gesundheitssystem die Stirn zu bieten, in dem der Mensch als gewinnbringende Ware der Wertschöpfungskette über abhängige Ärzte ausschließlich nach ökonomischen Gesichtspunkten, zugeführt wird.
Jährlich locken Milliarden von Beitragsgeldern von uns Kassenversicherten zum Tanz ums goldene Lamm. Ganz vorne, im bunten Reigen der Planungen neue Geschäftsmodelle zu erschließen, ist Ulrich Weigeldt, der Vorsitzende des Deutschen-Hausärzteverbandes DHÄV und Aufsichtsratsvorsitzenden des Hauseigenen Abrechnungsunternehmen HÄVG AG!
Diese – für mich ersichtliche – Kartellbildung hat bis heute nur einen kleinen Teil der Basisärzte wirklich gestört! Hauptargument und Haltung waren und sind: Augen zu und durch! Priorität hat mein eigenes Praxiskonto, denn wir müssen überleben! Dass dabei die Behandlung von uns Patienten schleichend in die Hände genau derer gelegt wird, bei denen nicht unsere Behandlung, sondern der gesteuerte Geldfluss unserer Beitragsgelder in Richtung Gewinnmaximierung an erster Stelle steht, wird akzeptiert! Schauen wir einfach im Punkt Vertragswirtschaft auf folgenden Punkt: In der Präambel der Planungsunterlagen vom Januar 2011, für die einzelnen Geschäftszweige im Gesundheitswesen, geplant u. a. vom DHÄV Vorsitzenden Weigeldt und dem Chef des IT-Konzerns CompuGroup steht schwarz auf weiß, dass sich die HÄVG innerhalb weniger Jahre (..) „als marktführendes Unternehmen im Management von Versorgungsverträgen insbesondere zu Hausarzt zentrierte Versorgung gemäß § 73 b SGB V entwickelt hat. Dies drückt sich sowohl in der Anzahl der mit Kostenträgern abgeschlossenen Verträge, als auch der Anzahl der eingeschriebener Ärzte und Patienten und des abgewickelten Honorarvolumens von über 1 Milliarde € im laufenden Geschäftsjahr aus.“(..)
Nicht zu vergessen, davon zahlen die Ärzte 3 % – also insgesamt 30 Millionen – für die Abrechnung an die HÄVG. Dieses Volumen stammt überwiegend aus Bayern und BW! Hochgerechnet auf alle Bundesländer entwickelt sich dabei ein gigantisches Geschäft, keine Frage um genau diese geht es. Meine Recherchen zum Thema „Wo bleibt unser Beitragsgeld“ hat meinen Blick in dunkle Ecken geschärft.
Zurück zum DHÄV: Der maßgebliche Geschäftsanteil, den die Ärztefunktionäre im Deal mit Privatunternehmen einbringen können, besteht immer in der Zahl der Mitglieder und in der Möglichkeit, diese über die Landesverbände entsprechend zu beeinflussen. Die Geschäftsidee der HÄVG AG scheint darauf zu beruhen, sich den mühsamen und kostenträchtigen Aufbau von eigenen kompetenten betriebswirtschaftlichen IT-Strukturen zu ersparen und stattdessen die Mitglieder den verschiedenen Geschäftsfeldern der Unternehmen zuzuführen. Wir Bürgerpatienten, die Finanziers dieses Gesundheitssystems, sind längst zum Spielball in diesen Planungsspielen geworden. Und leider zeigen die laufenden Entwicklungen, die große Masse unserer Ärzte passt sich diesen Spielen immer mehr an. Die einen unterwerfen sich den Verbandsvorgaben, die anderen bauen sich über eigene Geschäftsfelder in den Praxen Zusatzeinkommen auf, wieder andere warten auf das große Halali ihrer KV Bosse, gegen die Macht der Kassen zu streiken.
Innerhalb des DHÄV und dessen HÄVG AG ergab sich eine Veränderung. Der IT Riese CompuGroup ist aus dem geplanten Deal ausgestiegen. Die Lücke soll nun durch ein gemeinsames Unternehmen zwischen dem Deutschen-Hausärzteverband und der Telekom geschlossen werden! Die Deutsche Telekom lässt verlauten, sie plane den Ausbau ihres Konzerngeschäftsfelds Gesundheit und zwar gemeinsam mit der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft AG (HÄVG AG), einem Tochterunternehmen des Deutschen Hausärzteverbandes e.V., hat die Telekom vor ein Rechenzentrum zu gründen. Das nun geplante neue Unternehmen soll mit Sitz in Köln die Hausarztverträge zwischen Hausärzten und Krankenkassen IT-gestützt abrechnen. Laut Telekom übernimmt diese im Gemeinschaftsunternehmen die Mehrheit. Dr. Axel Wehmeier, Leiter des Konzerngeschäftsfeldes Gesundheit der Deutschen Telekom, nennt klar die Zielsetzung: “Mit dem neuen Gemeinschaftsunternehmen wird die Telekom Abrechnungsspezialist für Versorgungsverträge in Deutschland. Damit bringen wir den Bereich Gesundheit bei der Telekom einen großen Schritt voran. Ein wesentliches Ziel ist es, dass die Gesundheitsbranche Daten sicher digital austauscht.”
Ob das Kartellamt, dem dieser Deal zur Prüfung vorliegt, die Dimension dieses Deals und die dahinter liegende Geschäftsidee, auch durch die damit verbundenen Mehrheitsverhältnisse bewusst ist, wird sich zeigen!
Der ehemalige KV Chef Weigeldt und heutige Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes e. V. unterstützt diese Geschäftsidee mit der Aussage: “Mit der Telekom holen wir einen verlässlichen Partner ins Boot, der uns Ärzte als unabhängiger IT-Dienstleister bei den Abrechnungen unterstützt.” Laut DHÄV nehmen an der hausarztzentrierten Versorgung (HzV) bundesweit derzeit fast 3 Millionen Versicherte und rund 13.000 Ärzte in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen teil. Zum 1. Januar 2013 starten weitere Hausarztverträge in Nordrhein und Westfalen-Lippe sowie in Hessen. Weitere Verträge zwischen Hausärzteverbänden und Krankenkassen in diesen und weiteren Bundesländern sollen folgen. Ob die Ärzteschaft die Dimension dieses Zusammenschlusses und die damit verbundenen Folgen dieser Machtverhältnisse auf ihre eigene Praxis erkennt, wage ich durch meine Erfahrungen der letzten Jahre zu bezweifeln. Nur dieses mal kann kein Arzt der sich diesem Vertragspoker unterwirft sagen, er hätte es nicht gewusst. Denn die kostenlose Ärztezeitung steckt in jedem Praxisbriefkasten.http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/aerztliche_verguetung/article/821622/abrechnung-hausaerzteverband-will-telekom-boot-holen.html
Wir informierte Patienten können dieser Entwicklung nur durch ein ganz klares NEIN zu solchen Verträgen die Stirn bieten. Denn wer weiß, auf welche Geschäftsideen der Tanz um das goldene Kalb Gesundheitsmarkt noch führt!? Ich möchte auf keinen Fall irgendwann eine Dienstleistung angeboten bekommen, bei der ich über eine Hotline per Telefon meine Diagnosen oder meine noch zustehenden Leistungen beim Arzt abfragen kann.