Die wichtigsten Mythen im Vergleich zur Realität

Die Gesundheitsausgaben explodieren keineswegs. Ihr Anteil am Umfang der deutschen Volkswirtschaft müsste sonst deutlich steigen. Vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) – das ist der in Geld ausgedrückte Wert aller im Inland verkauften Güter und erbrachten Dienstleistungen – haben die Ausgaben der Krankenkassen 1999 rund 6,5 Prozent betragen, 2008 waren es 6,4 Prozent und 2009 knapp 7,1 Prozent. Der letzte Anstieg um fast 0,7 Prozent geht auf den Einbruch des Bruttoinlandsprodukts durch die Finanz- und Wirtschaftskrise zurück. Erstmals in der Nachkriegsgeschichte ist das BIP gesunken. Es erholt sich aber viel rascher als Wirtschaftswissenschaftler prognostiziert haben. Die alternde Gesellschaft führt nicht zu total ausufernden Gesundheitskosten. Menschen werden zwar älter, doch sie bleiben auch länger gesund. Richtig teuer sind in der Tendenz die letzten anderthalb Jahre des Lebens. Wer vor dem Rentenalter schwer erkrankt, belastet die Solidargemeinschaft stärker als danach. Das Problem unserer Gesellschaft liegt vor allem darin, dass sie zu wenig Nachwuchs zeugt. Weniger gesunde Arbeitnehmer müssen daher mit ihren Beiträgen mehr Kranke finanzieren. Die Einnahmebasis des Systems wird letztlich zu schmal. Die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse – Leiharbeit, Zeitarbeit, geringfügige Beschäftigung – verschärft diese Situation erheblich. Die Lohnnebenkosten betragen für ein Unternehmen mehr als 40 Prozent der gesamten Arbeitskosten. Der Arbeitgeberbeitrag für die gesetzliche Krankenversicherung macht an diesen Aufwendungen unter 5 Prozent aus. Als Wettbewerbsnachteil für deutsche Unternehmen wirkt sich dies nicht aus. Seit 2001 gehört die Bundesrepublik zu den EU-Staaten mit der geringsten Steigerung der Arbeitskosten.