Zum Januar 2010

Aus meiner Sicht……..werden wir als Bevölkerung nur teilweise, oder überhaupt nicht, über die langfristigen Ziele politischer Entscheidungen informiert. Gerade im Gesundheitswesen zeigt sich die eklatante Lücke zwischen dem Wissen von denen, die mit ihren Beitragsgeldern den Topf des Gesundheitsfonds füllen und denen, die über die ominöse Verteilung entscheiden.

Unser Gesundheitssystem steht vor einschneidenden Veränderungen. Veränderungen, die sich niemand von uns Beitragszahlern und Beitragszahlerinnen bei Erkrankung wünschen kann. Das komplette Gesundheitssystem ist verworren, kaum mehr zu durchschauen. Jeder der so genannten „Experten“ hat nicht nur eine andere Meinung, sondern alle paar Wochen werden neue Zahlen veröffentlicht. Was immer fehlt ist die Transparenz in welche wundersamen Kanäle unser Geld verpufft! Ein Gesundheitssystem ist komplex. Nur wer geht der Frage nach, wer in seinem Mittelpunkt stehen muss? Für mich ist die Antwort klar: Der Patient und sein Arzt. Und auf diese beiden Säulen im Bürgerschulterschluss setze ich.

Es wird Zeit, dass wir Beitragszahler flächendeckend thematisieren wohin WIR wollen! Wir müssen die gesellschaftliche Diskussion in Gang bringen. Es geht nicht nur darum wie wir den Topf füllen um den es sich laufend dreht. Sondern es geht um die Auseinandersetzung, es geht um unsere Solidargemeinschaft. Aussagen: „Das Geld langt nicht“ – damit sind unsere eingezahlten Beiträge gemeint –  lass ich solange nicht gelten, bis transparent ist wohin z.B. diese 2009 eingezahlten 167 Milliarden gegangen sind. Hier wird einer der wichtigsten Ansätze von Bürgerschulterschluss sein. WESSEN HÄNDE GREIFEN IN DEN TOPF UNSERER BEITRAGSGELDER, DIE DORT NICHT HIN GEHÖREN?  

Die Privatisierung des Gesundheitswesens wird immer lauter als eine Lösung der Wirtschaftskrise deklariert. Außer der Pharmaindustrie haben Klinikkonzerne und die IT-Industrie längst ein Auge auf das deutsche Gesundheitssystem geworfen und zwar weil hier richtig viel Geld abzuschöpfen ist. Dabei geht es nicht um Mensch und Medizin, sondern um Gewinn und Verlust. Die Gewinne werden privatisiert – die Verluste sozialisiert!  Woher kennen wir das? Genau, von den Bankenskandalen – wer zahlt die Zeche? Wir alle als Bevölkerung, als Steuerzahler. Die Verursacher werden nicht belangt, oft sogar noch mit Bonuszahlungen belohnt.

Und damit befinden wir uns mitten in einer Wertediskussion. Und die muss meiner Ansicht nach 2010 viel lauter von uns als Bürgerbewegung geführt werden. Immer wieder höre und lese ich, ich würde einen heroischen Kampf führen. Blödsinn, ich bin längst nicht mehr allein in diesen Auseinandersetzung. Deshalb versagen auch sämtliche Versuche, mich mundtot zu machen. Die haben schon früher bei anderen Themen, aber auch jetzt bei der Aufdeckung des Gesundheitswahnsinns – nicht funktioniert!

Die Stuhlreihen bei meinen Vorträgen füllen sich deshalb, weil ich Zahlen und Fakten, Ross und Reiter nenne. Weil es mir um die Grundsatzfrage – wohin führt dieser Wahnsinn – geht und ich ausspreche was leider viel zu viele nur denken. Unzählige Leser meines Buches „Der verkaufte Patient“ schreiben mir, dass sie beim Lesen meinen Aufruf zu mehr Zivilcourage verstanden haben, dass sie nun bereit sind die eigenen Selbstheilungskräfte – nämlich den Protest gegen diesen geplanten Wahnsinn im Gesundheitswesen – zu aktivieren.  

Der Fall in Rottal-Inn, in dem per Bürgerentscheid bei einer Wahlbeteiligung von 53,91 % sage und schreibe 89,41 % der Bürger sich gegen die Entscheidung des Kreisrates von CSU und Grüne, die drei Krankenhäuser an die Rhön Kliniken AG zu verkaufen, sind der Beweis, unser Bürgerschulterschluss funktioniert!

Als ich im Oktober/November 2009 im brechend vollen Saal von Eggenfelden und Simbach den Bürgern der Region anhand von Zahlen und Fakten klar machte, wohin diese Privatisierung uns gesellschaftspolitisch führt, welcher Betrug an uns Steuerzahlern vollzogen wird und das es sich um das verscherbeln von unserem Allgemeingut handelt, war mir anhand der Fragen klar: Hier wurde im Vorfeld der Informationsabende von Seiten der Privatisierungsbeführworter gezielt desinformiert um den Verkauf schnell über die Bühne zu bringen. Rottal Inn hat aber gezeigt – nur wenn wir uns einmischen können wir diese Entwicklungen stoppen.  

Aufgrund der momentanen Wirtschaftslage reiben sich die Aktiengesellschaften längst die Hände. Im Konzernporträt der Rhön Klinikum AG ist schriftlich festgehalten: „Erfolgsrezept Privatisierung: Finanzkrise des Staates ist Chance für Unternehmensentwicklung“  

Wenn Krankenhäuser in den Besitz von Kapitalgesellschaften gelangen, richtet sich der Blick der Aktiengesellschaften doch weniger auf den Patienten und seine Befindlichkeiten als vielmehr auf Gewinnmaximierung und steigende Umsätze. Dass wir als Bürgerpatienten dann die Leidtragenden sind, die nur schneller durch die Maschinerie getrieben werden, genau wie das Pflegepersonal ist klar. Die Kosten lassen sich am Ehesten beim Personal sparen, ist logisch, sogar nachvollziehbar aus dem Blickwinkel der Aktionäre, doch spätestens jetzt müssen wir darauf achten, die öffentliche Diskussion zu führen, wohin uns diese Entwicklung gesellschaftlich führt!

Gebetsmühlenartig warne ich seit 2007 und nenne die Folgen, organisiere Protestaktionen und Kundgebungen, um auf die prekäre Lage aufmerksam zu machen. Patient und Arzt im Schulterschluss greift in Bayern flächendeckend mit den Hausärzten. Sie kämpfen von Anfang an mit uns Seite an Seite, nicht nur um ihr existenzielles persönliches Überleben, sondern auch um das Überleben eines Versorgungssystems von uns als Patienten. Für mich ist ein unabhängiger Mediziner so nötig wie ein unabhängiger Richter! 2010 wird das Jahr des Handelns – packen wir es weiter bundesweit an. Gemeinsam im Bürgerschulterschluss!