Wen wundert aufgrund jahrelanger Diskussionen in Sachen Preisgestaltung der Pharmaindustrie folgender Fall, der an das von Rumpelstilzchen erinnert, in dem Stroh zu Gold gesponnen wurde. Die Fakten stammen von einem Nervenarzt, der sehr aktiv in unserer Bürgerbewegung mitmacht. Um was geht es? Fumarsäure wird in Pulverform in der Lebensmittelindustrie verwendet. In den vergangenen Jahren merkte man, dass diese Säure, genauso wie ihr Derivat Dimethylfumarat, das schon länger auf dem Markt ist, auch bei Schuppenflechte helfen könnte. Und dass dieser Wirkstoff sogar als Arznei für Patienten einsetzbar wäre, die unter Multipler Sklerose leiden. In Bochum lief eine große Studie dazu. Der Nervenarzt hatte zusammen mit einer Apothekerin überlegt, wie diese Fumarsäure für seine Patienten zu Tabletten gepresst werden können. Da das Pulver einfach zu erhalten ist, lagen die Kosten für die Tabletten am Tag bei etwa drei Euro. Weil er ein sehr gründlicher Arzt ist, schrieb er vor zwei Jahren verschiedene Krankenkassen an und beantragte für ein halbes Dutzend seiner MS-Patienten die Kostenübernahme für Fumarsäure zu ca. 3,80 Euro pro Tag. Er bekam durchweg die Antwort, dass die Kasse das nicht übernehme! Wie im Brief des «Kundenservice» der Audi BKK einsilbig zu lesen steht: «Der begutachtende Sozialmediziner ist zur Empfehlung gekommen, dass […] die Voraussetzungen für die Kostenübernahme einer Rezeptur mit dem Wirkstoff Dimethylfumarat im vorliegenden Fall nicht erfüllt sind. Ich bekam einen verärgerten Anruf von diesem Arzt aus der Oberpfalz. Ein neues Medikament war mittlerweile für MS-Patienten auf den deutschen Markt gekommen. Name: «Tecfidera», Tagestherapiekosten: um die 77,54 Euro! Der Wirkstoff: Fumarsäure. Der Hersteller hat noch ein weiteres Fumarsäure – Produkt im Angebot. Wenn man denselben Wirkstoff für die Behandlung von Schuppenflechte kauft, dann liegen für das Mittel «Fumaderm» die Tagestherapiekosten nur noch bei 12,48 Euro. Und wenn es die Apotheke selber herstellt, dann kostet die Therapie am Tag knapp über drei Euro. Es stinkt zum Himmel! Zurück zu der ewigen Kassen-Litanei „Es wird alles teurer“ die von den sogenannten Gesundheitsexperten in der Politik, brav und ungeprüft nachgeplappert werden. Hier müssen wir uns fragen: Warum werden diese teuren Medikamente dann überhaupt zugelassen? Zum Beispiel vom Gemeinsamen Bundesausschuss, der die Richtlinien für den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung für mehr als 70 Millionen Versicherte bestimmt und damit festlegt, welche Leistungen von der gesetzlichen Krankenversicherung erstattet werden!!