„Alles verändert sich, alles muss sich verändern, das war schon immer so und wird auch so bleiben.“ Hinter diesem Satz fehlt nur noch das Amen! Das ist die unkritischste Art mit negativen gesellschaftlichen Entwicklungen umzugehen.
Wir sind stolz darauf, aufrecht zu gehen, weil wir uns dadurch von den Affen unterscheiden. Die Spezies Mensch fühlt sich als Primate. Doch setzen wir es wirklich ein, unser Wissen, die Erfahrungen, die Weiterentwicklungen?
Weshalb fürchten sich Menschen vor negativen, gesellschaftlichen Entwicklungen wie Reißnägel vor einer Dampfwalze? Nein, nicht weil sie Entwicklungen aufhalten wollen, sondern weil sie erkennen, dass wir als Gesellschaft immer wieder unfähig sind, Böses zu stoppen. Wie mit einer Dampfwalze werden positive Werte, die Säulen unserer Gesellschaft, plattgemacht. Es reicht nicht zu sagen, es sei eben die Entwicklung!
Wer glaubt, dass spezielle Bekleidung angeschlossen an das Internet zur Entwicklung der kommunikationstechnischen Welt gehört, der muss auch wissen, dass bereits in Orwells „1984“ diese Art der Totalkontrolle beschrieben ist. Ob der Autor ahnte, dass sich seine Vision verwirklicht, ist nicht bekannt.
Wer nicht hinterfragt, weshalb es unseren Wissenschaftlern noch nicht aufgefallen ist, dass eine Biotechnologie weltweit um sich greift, beschäftigt sich nicht wirklich mit Entwicklung. Sonst wäre das ideologische Gefahrenpotential, das in der Geschichte seinesgleichen sucht, längst bekannt.
Weshalb boomt ein Weiterbildungsmarkt, in dem man darauf gedrillt wird, wie man die Sinnesorgane eines Mitmenschen besetzen kann, mit dem Ziel ihn zu führen, letztendlich zu beherrschen!? Weil das zur „Entwicklung“ unserer Gesellschaft gehört? Oder legen wir es darauf an, von unseren Nachfahren als negatives Beispiel im „Zeitalter der Egoisten“ beschrieben zu werden?
Definitionen von sozialem Miteinander, Rücksichtnahme, Achtung, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, sowie Respekt und Fürsorge, sind quer durch unsere Gesellschaft negativ und als altmodisch besetzt.
Die Werbeindustrie hat sich dem Trend des Zeitgeistes angeschlossen und hat es umgehend begründet: Wegen der Entwicklung! In einer Werbung heißt es „Ich und mein Magnum.“ Es hieß einmal „Der Esel nennt sich immer zuerst“, dass wir als gesamte Gesellschaft die Auswirkungen unseres Tuns ausbaden müssen, scheint der großen Masse nicht bewusst zu sein. Entwicklung hat auch etwas mit Verantwortung zu tun. Und zwar wenn wir zulassen, dass Gehirne, durch spezielle Technologien neu programmiert werden, die sich Fanatiker zu eigen machen. Dann handeln wir, wenn wir diese „Entwicklung“ nicht stoppen, unverantwortlich. Bei einem meiner Vorträge zu diesem Themenkreis meldete sich in der Diskussion ein Professor. Er erläuterte „Entwicklung“ am Beispiel eines Landwirts. Früher hätte man in mühevoller Arbeit das Heu auf Kreuzstangen getrocknet. Heute müssten sich die Landwirte nicht mehr auf den Feldern abplagen. Es gebe Maschinen und das sei Entwicklung.
Vor meinem geistigen Auge sah ich auf den Wiesen die folienverpackten, von Maschinen gefertigten Heuballen, fertig zum Abtransport. Dem Professor erwiderte ich, beim Abfragen als Schüler hätte er den Eintrag „Thema verfehlt“ erhalten. Denn sein Beispiel beschreibt den Fortschritt, nicht die Entwicklung. Ich gab diesem Mann zu bedenken, dessen Beruf es ist, an der Universität jungen Menschen Wissen zu vermitteln: Vielleicht sollten wir anhand dem Heuballen eine Studie machen. Möglicherweise würden wir uns über das Resultat wundern. Richtig ist, der Fortschritt hat Erleichterung gebracht. Doch, um bei dem Beispiel zu bleiben, bezweifle ich anhand von Aussagen aus der Landwirtschaft, dass die von mir thematisierte Entwicklung, glücklicher und erfolgreichen gemacht hat.
Aber vielleicht irre ich mich, und die Entwicklung geht dahin weiter, dass wir alle als technologisierte Gesellschaft eine Art Software als Gehirn bekommen. Indem vermutlich Gefühle und Kreativität, Vorstellung vom Glück, Mitgefühl, Freude, Streben nach Lebensqualität, Vertrauen und Mut, Zivilcourage und Risiko sofort ein Programm auslösen. Und diese Regungen und Gedanken, vor der Umsetzung als Virus im perfekt funktionalen Gehirn lokalisiert – wenn notwendig – aus Sicherheitsgründen gelöscht werden.
Sonntagsgrüße sendet
Renate Hartwig