Na klar gibt es, auch in diesem hoch gepriesenen Gesundheitssystem Systemopfer. Das sind vor allem die Menschen, die wirklich krank sind und plötzlich entdecken, welche teilweise völlig abstrusen politischen Rahmenbedingungen sie ausgeliefert sind. Dieser Tage wieder begegnete ich einer jungen, hübschen, modernen Frau, die von heute auf morgen aus einer Toppstellung im Bildungswesen gerissen wurde, weil sie Opfer eines Unfalls wurde und sich quasi über Nacht im Rollstuhl wiederfand. Alles in ihr rebellierte gegen dieses Schicksal. Sie hatte nur einen Wunsch: Trotz ihrer Behinderung wollte sie so schnell als möglich wieder ihren Job aufnehmen. Statt sinnvollen, praktischen, pragmatischen Beistand zu erfahren, wie sie ihn unmittelbar nach dem Unfall von Pflegern und Ärzten übrigens auf überwältigend positive Weise erlebt hatte, fand sie sich plötzlich in einem Krieg vor – einem absurden Stellungs-, Busch-, und Kleinkrieg mit der Krankenkasse, dem Versorgungsamt und vielen anderen Dienststellen. Über Wochen hin wurde eine Art Papierblockade um sie herum errichtet. Sollte sie kuschen, tricksen, Widerstand leisten, protestieren, drohen, vorgesetzte Dienststellen einschalten? Um das Nötigste musste sie förmlich betteln, was sie als entwürdigend empfand, weshalb sie verschiedene Hilfsmittel, die ihr dem Papier nach zustanden, kurzerhand aus der eigenen Tasche bezahlte. Andererseits wurde sie mit Leistungen überhäuft und mit bürokratischer Gewalt zur Annahme therapeutischer Maßnahmen gezwungen, die sie gar nicht brauchte. Das Fazit dieser klugen und aktiven Frau: „Manchmal bin ich in Tränen ausgebrochen, nicht weil es mir so schlecht ging, ich bin hart im Nehmen. Nein, weil sie es einfach mit mir machten!“