Patientenleben als Abrechnungsziffer

Patientenleben als Abrechnungsziffer

 

Was für ein Gefühl, wenn wir von den eigenen Warnungen überholt werden? Genau das erlebe ich. Von 2007 – 2012 recherchierte ich in die Tiefen unseres Gesundheitssystems. Schrieb vier Bücher, hielt dutzende Vorträge bis hin zur Massenkundgebung im Olympiastadion München benannte unmissverständlich die Stolpersteine im System, in dem Arzt und Patient gleichermaßen auf den Schreibtischen von Politikern und Bürokraten geopfert werden. Und nun erlebe ich sie als Patientin – die Folgen von übergangenen, verdrängten und mit Lügen gerechtfertigten Systemfehlern! Da ich Jahre meines Lebens einsetzte um vor diesen Entwicklungen zu warnen, bin ich nicht bereit dies einfach so hinzunehmen und werde hier nacheinander meine Erfahrungen zur öffentlichen Diskussion stellen. RH

Selbstzahler sind Wunschpatienten!

Nr. 10 – Patientenleben als Abrechnungsziffer

In den Wartezimmern der Arztpraxen sind wir erst einmal alle gleich. Es ist der gesundheitliche Zustand, der uns verbindet. Wir erwarten als Patienten und Patientinnen Hilfe. Manchmal langt auch nur ein Rat, etwas im Leben umzustellen, damit es uns besser geht.

Aus Sicht der Ärzteschaft hat es sich schleichend geändert. Wir sind längst Kunden. Wie wir zu „guten Kunden“ werden, können die Damen und Herren Doktoren bei dem Unternehmen jameda Pro mit Hilfe von 10 Tipps erfahren. Um im Modus Arzt/Patient zu bleiben, wird das Ziel „Wunschpatienten“ genannt. In der Werbeanzeige steht ganz klar um was es geht: Um effektives Marketing, gezielte Strategien um mehr Selbstzahler in den Praxen zu bekommen. Und um mit den bestehenden Kunden den Umsatz zu steigern. Natürlich auch um über den Weg neue selbstzahlende Kunden zu akquirieren!

Damit keine Missverständnisse auftauchen, es geht hier nicht um eine Neiddiskussion. Sondern um eine Klärungsprozess, was wir eigentlich sind. Vor allem wann wir in den Praxen das Privileg „Wunschpatient“ erreichen.

Und da sind wir wieder bei der Klassengesellschaft im Wartezimmer und bei den festgezurrten Systemfehlern!

Da ist einmal der gesetzliche Kassenpatient. Er gehört garantiert nicht in die Liga der Wunschpatienten. Seine Leistungen rechnet die behandelnde Ärzteschaft, nicht direkt mit der gesetzlichen Krankenkasse, sondern über die Kassenärztliche Vereinigung ab. Durch das Vergütungssystem EBM (Einheitlicher Bewertungsmaßstab) wird der Verdienst für die erbrachte Leistung, erst Monate nach der Behandlung anhand von Zahlen sichtbar. Es sei denn, der Kassenpatient bucht zusätzlich – wenn möglich bei jedem Besuch – eine „Individuelle Gesundheitsleistung“ kurz Igel genannt! Und genau hier befinden wir uns dann auf dem Weg zum Wunschpatienten, indem wir vom Kassenpatienten, immer mehr zum Selbstzahler werden. Wie das geht, entdecken unsere Damen und Herren Ärzte über die von Jameda angebotenen Tipps. 

Dann sind da die Privatpatienten, die sich schon in der Richtung Wunschpatient befinden. Denn hier kann allein durch die Rechnungsstellung dieser Aspekt von ärztlichem Dienstleister und Kunde klar hervorgehoben werden. Hier wird nach GOÄ – der Gebührenordnung für Ärzte – abgerechnet. Dafür gibt es einen Ziffernindex. Dazu kommt die Möglichkeit, erhöhte Gebühren in besonderen Fällen zu berechnen.

Zu dem Standardtarif können Gebühren von 1,7 – bis 3.5-fache berechnet werden. Wer in dieser Liga im Wartezimmer sitzt, kann sich schon als Wunschpatient fühlen. 

Über Jahre und viele Seiten lang, habe ich in meinen Büchern und Vorträgen versucht, für uns als Patienten diese undurchsichtigen Abrechnungsmodalitäten offen zu legen. Nach wie vor sehe ich darin Systemfehler, die nie korrigiert – im Gegenteil – gefestigt wurden!

Daraus entwickelten sich grandiose Geschäftsmodelle. Wie zum Beispiel effektive Marketingkurse um über Selbstzahler, den Umsatz in der Praxis zu steigern!

Was dies für uns Patientenschaft, unabhängig von den immer höher werdenden Selbstzahlungen bedeutet, habe ich leidvoll mit schwerwiegenden Folgen erlebt. Und dass ich kein Einzelfall bin, haben meine intensiven Recherchen im Bereich, chronische Erkrankung, Schmerzpatienten gezeigt. Genau deshalb werde ich, wie immer Ross und Reiter nennen um eine breite Diskussion in Gang zu bringen!

Fortsetzung folgt

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Es gibt sie – Ärzte die nicht nur medizinische Geschäftsleute sind!

Fortsetzung Nr.9: Patientenleben als Abrechnungsziffer

Es gibt Tage, die haben es in sich! Schwups bist Du gezwungen den Tag umzukrempeln! Der Zahn der Zeit nagt ohne Hemmungen. An diesem Montag den 14. Oktober im wahrsten Sinne des Wortes, in dem an meinen wunderbaren Beiserchen etwas brach. Sie lassen mich beim Essen kauen und wenn es sein muss kann ich sie auch vor Schmerz oder Wut zusammenbeißen. Vor allem kann ich mit ihnen wunderbar lachen. Was sind da ca. 90 km nach Kempten, für mich zum besten Zahnarzt der Welt? Der mir nicht nur meine jahrelange Furcht vor Zahnarztbehandlungen komplett genommen hat, sondern der mich trotz übervollem Terminkalender nie hängen lässt und diesen tollen Zustand, ungehindert essen und lachen – dank seinem hauseigenen Labor umgehend wiederherstellt!  

Diese 42.Woche im Oktober 2024 bleibt eine unvergessene Woche. Unsere Freunde aus Tirol kamen auf Besuch. Wir tauschen uns seit längerem über die verschiedenen Stolpersteine im Gesundheitswesen aus. Insbesondere wie sich solche Kameraden wie „Sir Schmerz“ – egal in welchem Land – durch Systemfehler ungehindert lange festkrallen können.  

Deshalb sind Lichtblicke in diesem, oft nervigen Leben mit „Sir Schmerz“ so wichtig. Und in dieser 42. Woche gab es gleich mehrere.

Der Zahnarzttermin verlief optimal. Trotzdem alle Behandlungszimmer, von allen behandelnden Ärzten/Innen besetzt waren, fand sich einer in dem ich professionell von der leitenden Oberärztin in der Zahnarztpraxis Tausend behandelt wurde. Das Labor leistete ebenso tolle Leistung und ich konnte lachend von Kempten heimfahren.

Aufgrund der bei mir mehrfach falsch diagnostizierten gesundheitlichen Probleme, mit der Folge jetzt CS zu sein, kam für mich die positive Erfahrung beim Zahnarzt gerade richtig. Obwohl Geduld nicht gerade mein zweiter Vorname ist, habe ich als chronische Schmerzpatientin gelernt Geduld aufzubringen. Durch meine tiefen Einblicke in unser Gesundheitssystem kenne ich sie, die seit Jahrzehnten festgefahrenen Systemfehler. Nur ist es ein gravierender Unterschied, ob ich darüberschreibe und referiere, oder sie erlebe.

Diesen Spruch, aller guten Dinge sind drei, kenne ich zwar aus einem anderen Zusammenhang, doch in der besagten Woche kam er bei mir auf Ärzteseite zum Tragen.

Gerade hatte ich mich gefreut, wie super das Zahnproblem gelöst wurde, kam Problem Nummer zwei um die Ecke. Und zwar über Nasenbluten. Früher gingen die Menschen ja zum Aderlass, nur bestimmt nicht durch die Nase. So stopfte ich, so gut es ging meine Nasenlöcher zu und wartete, dass es aufhörte zu bluten. Doch den Gefallen tat mir meine Nase nicht!

Die Nacht verging schleppend. Ich saß mit gepamperter Nase im Wohnzimmer. Mein Mann ging nicht ins Bett. Wir konsumierten die nächtlichen Wiederholungen der öffentlich-rechtlichen Sender. Ich wechselte im Bad die durchgesaugten Stopfer in der Nase. Wartete und schaute zu wie mein schönes Blut ein paar Sekunden einfach in den Ausguss gelaufen ist. Stopfte es zu bis zum nächsten Wechsel! Am Morgen hatte sich meine Nase beruhigt. Lesen ging nicht, da ich den Kopf immer nach oben halten musste. Der Fernseher lief immer noch. Beim Morgenmagazin schliefen wir tatsächlich für kurze Zeit ein. Als ich aufwachte war ich irritiert, bis ich spannte die Beiträge wiederholen sich im 30 Minuten-Takt! Der Ausschalter beendete die flimmernden Wiederholungen. Im Bad sah ich mich im Spiegel, irgendwie ähnelte ich Tieren mit großen gebogenen Stoßzähnen. Einen Moment überlegte ich, ob ich die Rolltechnik der aufsaugenden Taschentücher patentieren lassen sollte. Immerhin versuchten mein Mann und ich einige Techniken aus, bis es funktionierte. Und dann produzierten wir sie in Masse im Voraus. So konnte ich sie wunderbar wechseln, wenn sie sich vollgesaugt hatten.

Den zweiten Lichtblick im Tunnel von unserem Gesundheitsystem, erlebte ich beim HNO Arzt in Neu-Ulm. Immerhin lief der rote Lebenssaft seit über 20 Stunden aus meiner Nase. Ja, ja ich höre sie die Stimmen – dafür gibt es doch die Notfallaufnahme in der Klinik – stimmt, zeitgleich gibt es aber dort massive Personalnot. Überarbeitung des Personals und leider dutzende Menschen, die aufgrund der Wartesituationen in den Arztpraxen sich dort hinbegeben.

Mir war klar, wenn ich nicht umgehend dieses Nasenbluten bei einem Arzt klären lasse, wird es eng. Denn mehr als 6 Liter Blut habe ich ja nicht. Doch da ich einen solchen unfreiwilligen Aderlass vor Jahren schon einmal hatte, dieser ebenso beim HNO Facharzt gestoppt wurde, rief ich genau in dieser Praxis an. Und wieder hieß es – trotzdem alles voll ist kann ich umgehend kommen. Und so musste ich eben nicht in die Notaufnahme. Selbst die obligatorische Frage bei jedem Arzttermin: „Sind sie privat oder gesetzlich versichert“ wurde nicht gestellt. Wir sind sofort losgefahren. An der Ampel sah mich ein Mann sehr komisch an. Verständlich, ich saß im Auto auf dem Beifahrersitz mit meinen super langen Rollen in den Nasenlöchern. Es sah aus wie die Zähne von einem Walross!   

Beim HNO Arzt Dr. Brommer fällt sie immer weg, die Spannung die besonders Kassenpatienten bei Arztbesuchen erleben. Es sind die festzementierten Systemfehler die diese Spannungen auslösen.

In der Ruhe liegt die Kraft, müsste in der Praxis dieses HNO Arztes stehen. Meine selbstgemachten Rollen wurden entfernt und mein brüchiges Nasengewebe mit Lokalanästhesie verödet. Im PC sah der Arzt, dass ich ja schon öfter diese Art des „Aderlasses“ hatte. Immer im Abstand von 3-5 Jahren! Keine Ahnung woher das kommt. Aus meiner Sozialarbeit kannte ich es von Koksern. Da dies bei mir aber sowas von komplett wegfällt, könnte es sein, dass meine Nase zu oft den Geruch von gesellschaftlich ätzenden Situationen wahrnimmt!!

Nun werde ich das innere meiner Nase eben wie meine Außenhaut pflegen. Und das mit meinen selbstgemachten Rollen hat sich erledigt! Es gibt Nasentampons mit Salbe getränkt.  

Ich bekam ein grünes Selbstzahler – Rezept für die spezielle Nasensalbe und ein Nasenspray. Weshalb bei nachweislich notwendigen Mitteln, die Kasse da beim Zahlen kneift, ist ein anders Thema. Ich holte mir auch die speziellen Tampons. Nennt man Investition in präventive Maßnahmen! Nur, in diesem Bereich der selbstfinanzierten Prävention, sind mein Mann und ich sehr gut und gern dabei. Ansonsten hätte mich übrigens meine Situation als CS Patientin komplett umgehauen.  

Die dritte gute Erfahrung in der 42. Woche im Oktober war am Freitag, also Ende der Woche. Es stand mein CS bedingter wichtiger Kontrolltermin beim Augenarzt Dr. Nietgen in Ulm an. Er hat mich und erst kürzlich meinen Mann an beiden Augen operiert. Dazu einige aus unserem Freundeskreis, denen wir von seiner professionellen und tollen Art im Patientenumgang erzählten!

Jetzt kann mir durch meine Erlebnisse Einseitigkeit vorgeworfen werden. Dem möchte ich sofort widersprechen. Aus meinen eigenen Erfahrungen wird die Liste der Ärzte – die ich so wie die Beschriebenen erlebte – nur um zwei Gynäkologen und einigen Hausärzten erweitert. Ansonsten ist die Zahl derer, die durch Systemfehler bedingt – mehr medizinische Geschäftsleute sind – anstatt Ärzte in meinen Unterlagen etliche Seiten lang! Und zwar nicht geschätzt, sondern aufgrund mir vorliegenden Informationen von betroffenen Patienten und Patientinnen!!  

Fortsetzung folgt

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Systemfehler trifft auf Gier

Fortsetzung Nr.8: Patientenleben als Abrechnungsziffer

In der Neuen Züricher Zeitung (NZZ) vom 28.08.2024 stand als Thema des Tages: „Mehr als die Hälfte der Deutschen sind überzeugt, dass die medizinische Versorgung schlechter wird.“

Dies kann ich in doppelter Hinsicht unterschreiben. Seit 17 Jahren beschäftige ich mich als Autorin mit dem Gesundheitssystem. Warne unmissverständlich vor den Folgen der Systemfehler. Erlebe nun inzwischen hautnah als chronische Schmerzpatientin (CS) wie meine Warnungen zur Realität wurden.

Ein Extremfall beleuchtet die Situation.

Der Arzt Sintschikins machte sich auf den Weg in das System und erwarb einen Kassensitz. Sehr schnell erkannte er, die Kassenpatienten nur einer Praxis erfüllen weder seinen Lebensstil noch seinen Traum sehr reich zu werden.

Deshalb startete er eine Einkaufstour bei Hausärzten, die einen Nachfolger suchten und ihren Kassensitz zum Verkauf anboten. Masse statt Klasse. Er kaufte nacheinander vier Kassensitze und besetzte sie mit angestellten Ärzten/Ärztinnen. Ganz schnell wurde daraus ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) eingetragen als Elklinik GmbH.

Nur das mit dem Traum schnell reich werden, funktioniert mit den knappen Budgets und den Abrechnungsziffern bei Kassenpatienten eher nicht. Dazu kommt der Bürokratismus mit der Pflicht der Dokumentation. Die wiederum macht den Arzt zum „Buchhalter“ der jonglieren – oder tricksen muss – um in die, ihm vorschwebende Gewinnzone zu kommen. Was zählt sind die eingelesenen Gesundheitskarten zu Beginn eines Quartals. Dafür gibt es eine fixe Summe (ca.48 €) pro Quartal. Das ist die feste Summe mit der das Unternehmen Arztpraxis pro Patienten und Quartal rechnen kann. Dazu kommt eine Flut von Abrechnungsziffern, für jede einzelne Behandlung, die über diese Ziffern abgerechnet wird. Und Achtung, betriebswirtschaftlich betrachtet, ist wichtig das der Kassenpatient/ klar auch die Kassenpatientin, pro Quartal erscheint und die Karte eingelesen werden kann. Und wenn möglich, pro Quartal ja nicht zu viel Medikamente oder Physiotherapie usw. benötigt werden, denn hier liegt die Gefahr des Regresses. Das Totschlagargument von jeder Praxis gegenüber dem Kassenpatienten.

Über diese Systemfehler der Abrechnungsmodalitäten, habe ich nicht nur lange recherchiert und viele Seiten in meinen Büchern gefüllt, wie jahrelang intensive öffentliche Aufklärung betrieben und die Probleme zur Diskussion gestellt. 

In unserer Nachbargemeinde Elchingen trafen nun Systemfehler auf Gier mit fatalen Folgen.

Für mich ist nun mal einer der herausragenden Systemfehler, das komplizierte über Ziffern aufgebaute Abrechnungssystem bei gesetzlich Versicherten.

Kein Patient/Patientin hat auch nur eine Ahnung, was der Arzt für seine ärztliche Behandlung bekommt. Auch nicht welche Behandlungen gegenüber der Kasse abgerechnet werden. Im Gegensatz bei Privat- Versicherten. Da gibt es eine Rechnung auf der die Behandlung klar ersichtlich, mit dem Betrag in Euro steht.

Der Arzt Konstantin Sintschikins sorgte schon öfter für Schlagzeilen in den regionalen Zeitungen. Als er seine Luxusvilla zum Verkauf von mehreren Millionen angeboten hat, oder sich mit einer Harley ablichten ließ. Psychologen könnten diese Art der Selbstdarstellung analysieren.

Nur nutzt das weder den ca. 4000 in Stich gelassenen Patienten, noch der 10 000 Einwohnergemeinde Elchingen, die jetzt ohne Hausarzt ist.

Auch die 20 Angestellten der vier Praxen, die trotz verschleppten Gehaltszahlungen ausharrten, gehören zu den Geschädigten. Genau wie die Apotheke vor Ort und der Physiotherapeut, denn kein Arzt in der Region, ergibt kein Rezept. 

Durch nicht bezahlte Sozialversicherungen kam auf, wie der Arzt und Inhaber der Elklinik GmbH sich die Systemfehler zunutze machte. Mit enormer krimineller Energie baute er sich ein Abrechnungsmodell, in dem so mancher der behandelnden Patienten/Innen staunen würden was alles über ihn/sie abgerechnet wurde. Zwar wurde er Anfang Juli wegen Abrechnungsbetrug und Fälschung für ein Jahr und drei Monate auf Bewährung und 10 000 € verurteilt, für mich sind da jedoch noch große Lücken wer dieses Konstrukt und den Lebensstil über eine solange Zeit mitgetragen und mitfinanziert hat?? Die GmbH Insolvenz ist eröffnet, um die noch teilweise unbezahlten Rechnungen der Handwerker für seine Luxusvilla, sowie alle weiteren finanziellen Abwicklungen kümmert sich nun die Insolvenzverwalterin.    

Gier frisst Hirn und (falls vorhanden) Charakter….

So könnte ebenso eine Überschrift lauten. Trotzdem sind für mich in diesem Fall die Systemfehler in unserem Gesundheitswesen mit Händen zu greifen. Wenn bei Abrechnungen Ziffern auftauchen, die eine 24 Stunden Behandlung über Tage ergeben, hätte schon längst etwas auffliegen müssen. Da sind für mich auch noch einige unbeantwortete Fragen, was die Kassenärztliche Vereinigung betrifft. Diese vergibt nicht nur Kassensitze, sondern über sie laufen auch die Abrechnungen!!!

Der Mediziner verweigert inzwischen seine Unterschrift um den Kassensitz neu besetzen zu können. Nicht nur, dass er seine ca. 4000 Patienten im Stich ließ, er bestraft eine ganze Gemeinde mit ca. 10 000 Menschen, die nun ohne Hausarzt ist. Es passt zu ihm, wie er sich in die Schweiz abgesetzt hat und dort als angestellter Arzt in einer Praxis arbeitet. Unklar bis heute ist, ob er seine Approbation behält. Ihm dürfte das egal sein. Denn ohne leitende Funktion ist diese nicht immer Voraussetzung um in der Schweiz als Arzt arbeiten zu können.  

Fortsetzung folgt

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Mein Begleiter „Sir Schmerz“

Fortsetzung Nr.7: Patientenleben als Abrechnungsziffer

So schnell bin ich nicht sprachlos. Als jedoch unterschiedliche Spezialisten sagten, dass meine chronischen Schmerzen nicht sein müssten, hat es mir erst einmal die Sprache verschlagen. Was sollte ich mit dieser Erkenntnis anfangen? Durchatmen, nachdenken und nachfragen!? Viel besser war die Folgeerklärung auch nicht. „Man“ hätte vor 10 Jahren mit der gezielten Behandlung beginnen müssen. Da war er wieder dieser Herr „Man“ dem laufend mit seinen Partnern „Müsste“ und „Hätte“ ein Versäumnis zugeschoben wird. Erstens, als Verursacher der IST Situation und in der Folge, dem Risiko einer OP.

Da fiel mir sofort Goethes Tragödie „Faust“ erster Teil ein, als Faust allein im Zimmer stand und sagte: „Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor“

Ich erlebte zwar meine Tragödie sitzend im Sprechzimmer eines   Neurochirurgen, bei dem ich mir die berühmte zweite Meinung einholte. Nachdem CT und MRT war klar, entweder sehr riskante OP oder lernen mit den Schmerzen zu leben. Eingestuft als CS (chronischer Schmerzpatient) fragte ich nicht mehr weiter. Diese Abrechnungsziffer bedeutet auf ärztlicher Seite, pro Quartal sicheres Einlesen der Gesundheitskarte. Es stehen an, Rezepte für Schmerzmittel und Physiotherapie. Da ich aber zu denjenigen gehöre, die mehr naturärztliche Behandlung bevorzugen, tauge ich auch noch als gute Kundin für eine Bandbreite von individuellen Gesundheitsleistungen, umgangssprachlich IGEL genannt! 

Seit vielen Jahren ist nun an meiner Seite „Sir Schmerz.“ Im englischen Sprachraum ist „Sir“ eine höfliche Anrede, insbesondere gegenüber Respektpersonen. Und ganz klar, Respekt habe ich vor meinem „Sir Schmerz.“ Er bestimmt einen Teil meines täglichen Lebens. Lass ich meine mühsam erlernten Übungen schleifen, zeigt er mir umgehend wer das Sagen hat. Wenn er sich zurückzieht, ist es seine Art mich zu loben. Inzwischen haben wir uns arrangiert. Achten uns gegenseitig und zusammen mit meinem besten Freund dem „Willen“ meistern wir das Leben als CS!

Die mehrfache Aussage, vonwegen gezielte Behandlung vor über einem Jahrzehnt verpasst, lies mir keine Ruhe. Da ich schon ganz andere Fakten hinterfragte, in die Tiefe recherchieren mein tägliches Brot ist, legte ich diese Aussage „man“ und „hätte“ als Messlatte fest und begann mit der punktgenauen Dokumentation über meine ärztlichen Behandlungen in den letzten 10 Jahren. Kam schnell an den Punkt, welche Folgen akzeptierte Systemfehler, vonseiten der Ärzteschaft, für die Patientenschaft nach sich ziehen. So begann eine sehr persönliche, spannende Reise in die Tiefen des Gesundheitssystems.

Fortsetzung folgt

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Monopoly beim Arztbesuch

Fortsetzung 6

Als Vorlage für das Monopoly Spiel diente „Landlord’s Game“ ein 1904 von Elizabeth Magie patentiertes Brettspiel. Es sollte die Gefahren aufzeigen, die ein monopolistischer Landbesitz mit sich bringt. Ähnlich sind die Gefahren durch die Systemfehler im Gesundheitswesen. Wie z.B. die Machtstrukturen in Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen. Die breite Ärzteschaft mit Kassensitz, hat sich diesen Fehlern angepasst und auf ihre Weise reagiert. So sind wir, als Patient und Patientin, im Ärztemonopoly die verschiedenen Straßen geworden. Als Kassenpatient sind wir die Badstraße und der Privatpatient die Schlossallee. Diesen Status können wir als Selbstzahler (einen schnelleren Termin) oder durch den Kauf von Individuellen Gesundheitsleistungen (IGEL) erreichen.

Die Abrechnung im Gesundheitswesen erfolgt bei uns gesetzlich Versicherten über standardisierte Ziffern, die bestimmte Leistungen oder Behandlungen repräsentieren. Diese Ziffern sind entscheidend für die Vergütung von Ärzten. Als Kassenpatient erfahren wir nicht was die behandelte Ärzteschaft bezahlt bekommt. Einer der Systemfehler mit Folgen. Was passiert, wenn das Patientenleben zur Abrechnungsziffer wird, habe ich erlebt.

Die Frage, inwieweit die Lebensqualität und die individuellen Bedürfnisse der Patientenschaft, durch diese Abrechnungssysteme belastet werden, ist unbeantwortet. In den vielen Jahren, seit ich mich mit diesen Strukturen im Gesundheitswesen und der – oft absurden – ärztlichen Berufspolitik intensiv beschäftige, habe ich genau diese Frage immer wieder gestellt. Bestätigt wurde ich, bei den Recherchen für meine Bücher über das System. Laufend stieß ich auf Menschen, die längst in diesem Spiel in der ärztlichen „Badstrasse“ festsitzen!

Beim Monopoly wird mit einer bestimmten Anzahl Spielern gespielt. In unserem Gesundheitsmonopoly werden die Kassensitze als Startkapital von den Spielleitern in den Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen verteilt und kontrolliert.

Und wie beim Monopoly gibt es Strategien für Sieger.

Im Spiel heißen die Strategien z.B:

Kaufen sie Bahnhöfe – kaufen sie orangefarbene Straßen – bauen sie kein Hotel – tauschen sie sich reich

Im Spiel in der Arztpraxis heißt es z.B:

Steuern sie gesetzlich Versicherte so, dass sie jedes Quartal kommen und sie die Karte einlesen können

Nutzen sie sämtliche Abrechnungsziffern bis zum Anschlag aus

Achten sie bei Rezeptvergaben auf Regressgefahr   

Erhöhen sie die schlechte Bezahlung von Kassenpatienten durch IGEL (Individuelle Gesundheitsleistung)

Auch im Gesundheitsmonopoly gibt es wie im Brettspiel einen Weg ins Gefängnis.

Eher selten, wenn ich an die – Systembedingten – schrägen Abrechnungsmöglichkeiten denke, auf die ich in einem Folgebeitrag speziell eingehen werde. Viel gewonnen wäre, wenn so mancher ärztliche Fehler offen aufgearbeitet würde. Vor allem wenn die Systemfehler dabei mitberücksichtigt werden und nicht – wie so oft – der alte Spruch von der Krähe greift!

Es hat einen Grund weshalb ich mich 2024 noch einmal tief in dieses Thema begebe. Der Satz eines Spezialisten, ich müsse lernen mit dieser Schmerzsituation für den Rest meines Lebens umzugehen, war eines der Schlüsselerlebnisse. Genau wie „vor 10 Jahren wäre da noch eher etwas zu machen gewesen!“ Welch eine Aussage! Ich war damals schon wegen derselben Probleme – als freiwillig versicherter Kassenpatient – in ärztlicher Behandlung. Also fing ich an genau diese letzten 10 Jahre anhand der Diagnosen, der Arztbriefe, Laborberichte, MRT und CT plus röntgen und Physiotherapien zu durchforsten. Rechnete hoch wieviel ich an Zusatzzahlungen sowie Zusatzinvestitionen seit über einem Jahrzehnt einsetze um Heilung zu bekommen!

Inzwischen habe ich einen Antrag bei meiner Krankenkasse gestellt und möchte – notfalls mit RA – gezielt meine Abrechnungsunterlagen einsehen. Der Grund liegt an den Arztbriefen, die mir inzwischen lückenlos vorliegen. Aus denen geht klar hervor, was der Spezialist andeutete. Aufgrund meiner Wirbelsäulen Diagnose, speziell HWS und LWS wurde über ein Jahrzehnt das Notwendigste versäumt. Ich wartete brav auf der Badstrasse, finanzierte mich selbst ab und zu über IGEL in die Schloßalle. Nun haben mir Neurochirurgen von einer Operation – aufgrund des Risikos – abgeraten. Damit muss ich nun lernen umzugehen. Mach ich jeden Tag aufs Neue. Nur akzeptieren werde ich es nicht, dass meine, inzwischen chronischen Schmerzen nicht sein müssten ……, wenn, ja wenn ich nicht bereits vor 10 Jahren nur wie eine Abrechnungsziffer behandelt worden wäre!

Fortsetzung folgt

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Patientenleben als Abrechnungsziffer

Teil 5: Der Tanz ums goldene Kalb

Um überhaupt etwas zu sehen, muss man den Sand aus den Augen kriegen, den die Gegenwart ständig hineinstreut. (Hugo von Hofmannsthal)

Anhand der Beweise werde ich meine eigenen leidvollen Patientenerfahrungen zur Diskussion stellen. Vorab möchte ich daran erinnern um was es in der Auseinandersetzung um das Gesundheitsystem immer und immer wieder geht: Um den Tanz ums goldene Kalb. Umgangssprachlich wird so der Zustand genannt, wenn sich alles nur noch um Macht und Geld dreht. Es geht in dem Fall um die Macht über die Beitragsgelder der gesetzlichen Kassenversicherten! In Deutschland sind es ca. 73 Millionen Menschen, dies entspricht rund 90 Prozent der Bevölkerung.

Durch die Selbstverwaltung der gesetzlichen Krankenkassen sind sie Körperschaften des öffentlichen Rechts, finanziell und organisatorisch unabhängig. Einer der Systemfehler, aus dem sich das Machtspiel um die Verteilung des Geldes entwickelte.   

Verdrängt wird: Der Arzt kann nicht ohne Patient – der Patient nicht ohne Arzt! Anstatt dieses Faktum endlich als unumstößliche Realität zu akzeptieren und dementsprechend zu reagieren, lassen sich beide – Arzt und Patient – von einem korrumpierenden System handhaben!

Der Kassenpatient ist die Geldmaschine – als Ware verraten und verkauft. Anstatt sich zu wehren, passt er sich an wird zum Kunden und agiert als Schnäppchenjäger anstatt selbstsicher als Finanzier des Systems aufzutreten! Der Arzt lässt sich immer mehr zum Handelsvertreter von IGEL (Individuelle Gesundheitsleistungen) verwandeln und opfert dafür sein medizinisches Können und das Vertrauen in ihn!

Unsere Beiträge versickern längst in Kanälen, die gar nichts mit unserer Behandlung – und erst recht nicht mit dem Ziel Heilung, sprich Gesundung – zu tun haben! Ärzte lassen sich von ihren Funktionären auseinanderdividieren. Ich sehe seit Jahren eine immer größer werdende graue Dunstglocke unter der sich angepasste Ärzte versammeln! Die kurz den Kopf herausstrecken und als Erfolg verkaufen, wenn der Lobbyplatzhalter Lauterbach ihren Einladungen folgt und auf Ärztetagungen zu ihnen spricht. Brav hören sie zu, und applaudieren bei der vorsichtig vorgetragenen Kritik ihrer Funktionäre an dem Gesundheitssystem. 

Nach offiziellen Ärztetagen taucht sie wieder ab, die breite Ärzteschaft, in die Welt der angepassten Mitläufer – anstatt sich mit uns Kassenpatienten gegen die Macht der K – Kartelle (Kassen und KV en) zu erheben! Sie treffen sich weiterhin in kleinen, regionalen Zusammenkünften um über ihren Frust zu reden!  Ja, ich kann es so formulieren, da ich bei dieser Art der Zusammenkünfte über Jahre als Vertreterin der aktiven Patientenschaft dabei war. Kenne sie, die Systemfehler! Habe sie in hunderten Vorträgen klar ausgesprochen, bin Risiken eingegangen und habe alles versucht um einen Schulterschluss von Arzt und Patient zu manifestieren. Und zwar nicht vorübergehend, sondern mit dem Ziel einer Veränderung und der Auflösung der Systemfehler! Gescheitert ist es an halbherzigen politischen Versprechungen, von denen klar war, die Machtstrukturen der K- Kartelle werden erhöht und das Band der Abhängigkeiten wird noch straffer gezogen!   

Ich bin nicht bereit, über die Hintergründe zu schweigen, wie ich zum medizinischen Versuchskaninchen wurde und durch Systemfehler schleichend zur Abrechnungsziffer CS (chronische Schmerzpatientin)! Denn die von mir ausgesprochenen und in vier Büchern dokumentierten Warnungen, über die Auswirkungen unseres Gesundheitssystems, wenn wir es zulassen und nicht an die Systemfehler gehen, erlebe ich nun hautnah und schmerzlich! RH

Fortsetzung folgt   

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Patientenleben als Abrechnungsziffer

Teil 4: Alter Wein in neuen Schläuchen

Gut platziert hängen sie für uns in den Wartezimmern, die Plakate, auf denen die Rechtfertigung steht, weshalb wir gesetzlich Versicherten solange u.a. auf einen Arzttermin warten müssen!

Die KVBW (Kassenärztliche Vereinigung Baden- Württemberg) formuliert für die Ärzteschaft:

„Erstklassige Behandlung MACHEN WIR!

Schnelle Termine: KÖNNEN WIR LEIDER NICHT IMMER ANBIETEN

Die Mittel für die medizinische Versorgung sind von der Bundesregierung gekürzt worden. (..)

Auf weiteren Plakaten vom MEDI Verbund Baden-Württemberg, (einem Zusammenschluss von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten und Psychotherapeutinnen und – Therapeuten aller Fachrichtungen) ist zu lesen:

„Wir kämpfen für Ihre medizinische Versorgung- Machen Sie mit!

Ihre Wartezeiten für Arzttermine werden immer länger?

Ihre Ärztinnen und Ärzte haben leider immer weniger Zeit für Sie?

Sie erreichen Ihre Praxis telefonisch nicht mehr?  

Sie haben Probleme, Ihre Medikamente zu bekommen?

Sie finden gar keinen Arzt, keine Ärztin mehr?

Die Politik hat dazu beigetragen, dass sich die ambulante Versorgung drastisch verschlechtert hat. (…)

Es ist dasselbe Ziel, dass Sie und uns verbindet. (..)

Ihr Praxisteam

Das ist Lügen durch Weglassen!

Denn die Wartezeiten, um einen Arzttermin zu bekommen liegt nicht an „der Politik“ sondern ausschliesslich an der Entscheidung von Gesundheitsminister Lauterbach SPD.

ER war es, der der Ärzteschaft Geld, nämlich in Form einer Abrechnungsziffer, die von seinem Vorgänger Spahn CDU für die Aufnahme von neuen Patienten/Innen eingeführt wurde, gestrichen hat. Heißt im Klartext: Da die Ärzteschaft dieses Geld nicht mehr bekommt, wird eben kein neuer Patient/Patientin aufgenommen. Man schiebt den Termin weit hinaus. Hier liegt der wahre Grund weshalb wir Kassenpatienten gigantische Wartezeiten haben.

Hier ein Auszug aus den KV Unterlagen:

(..) Regelung als Anreiz neue Patienten aufzunehmen

Die Neupatientenregelung wurde vor drei Jahren mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz eingeführt. Ursprünglich ist vorgesehen, dass die Krankenkassen zusätzliche Finanzmittel bereitstellen müssen, damit Versicherte schneller einen Termin bekommen beziehungsweise einen Facharzt konsultieren können. Leistungen für die Behandlung von Patienten, die erstmals oder erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder in der jeweiligen Arztpraxis behandelt werden, sollten in voller Höhe vergütet werden. (..)

Genau diese Unzufriedenheit in der Ärzteschaft und die Folgen für uns Patienten, haben mich 2007 dazu gebracht in die Tiefen der ärztlichen Berufspolitik einzusteigen. Fast identisch, wie vor 17 Jahren, sind die Unzufriedenheitsbekundungen der Ärzteschaft, was die Bezahlung betrifft, die sie für die Behandlung von Kassenpatienten bekommen. Teilweise ist der ärztliche Frust und die Entwicklung für uns als Kassenpatienten, wortwörtlich in meinen Büchern über das Gesundheitssystem und in meinem Blog dokumentiert. Leider handelt es sich bei den jetztigen Beschwerden der Ärzteschaft um „neuen Wein“ in „alten Schläuchen“ Nichts hat sich geändert! Als Privatpatient bekommt man nach wie vor umgehend einen Termin. Als Kassenpatient wirst du, wenn du einen Termin bekommen hast, immmer öfter, ähnlich wie beim Haustürengeschäft, mit individuellen Gesundheitsleistungen (IGEL) „versorgt“ um die finanziellen Lücken in der Arztpraxis zu schließen!! Ergo: es hat sich nichts geändert, nach wie vor sind wir es als Kassenpatienten, die den Frust der Ärzte ausbaden!  

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Abenteuer informierter Patient

Teil 3 Patientenleben als Abrechnungsziffer

Niemand will wie eine Abrechnungsziffer behandelt werden. Und es gibt genügend Ärzte, mit einigen bin ich sogar befreundet, die als zugelassener Kassenarzt lieber das Hauptaugenmerk auf den Menschen im Sprechzimmer richten würden, anstatt von einem unmenschlichen System gehetzt, gestresst und ausgenutzt zu werden. Meine Frage weshalb die Ärzteschaft mitmacht, ist auch nachdem ich sie bereits vor 17 Jahren stellte, noch immer unbeantwortet! Ich bleib dabei, ja, sie machen mit, passen sich den Systemfehlern an und beobachten wie die Verwaltungspaläste der gesetzlichen Krankenkassen, sowie der Kassenärztlichen Vereinigungen immer größer werden.   

Das System ist 2024 noch immer so, wie Tucholsky (1890-1935) es beschrieben hat: Wenn einer Holz hackt um es zu spalten, stehen fünf andere herum um es zu verwalten!

Die These vom Solidarsystem habe ich in meinen Büchern zum Thema über hunderte von Seiten entzaubert. Unser Gesundheitssystem steht auf der Kippe. Seit Jahrzehnten wird es Schritt für Schritt demontiert. Und teurer wird es nicht, weil wir älter werden, sondern weil Ökonomen die Medizin bestimmen, Kassen längst Konzerne sind, Machtkartelle um die Milliarden der Kassenbeiträge pokern, Ärztefunktionäre sich diesem Pokerspiel anpassen und der Mensch ob alt oder jung – ob gesund oder krank- als Produkt der finanziellen Wertschöpfungskette im Gesundheitsmarkt gesehen wird.

Als ich es wagte, den Ritt in das Abenteuer zu machen um eine informierte Kassenpatientin zu werden, stellte ich fest: Es geht vor allem ums Geld. Um den Gewinn zu maximieren, müssen die Kosten minimiert werden. Die Arbeitskraft der in Heilberufen tätigen Menschen wird bis zum Anschlag ausgebeutet und oft darüber hinaus. Ärzte, Klinikpersonal und Patienten werden – ob männlich oder weiblich – zu seelenlosen Kostenstellen einer ausschließlich gewinnorientierten Kalkulation.

Mit verantwortungsvoller Gesundheitspolitik ist kein Blumentopf zu gewinnen, geschweige denn eine Wahl. Karrierebewusste Politiker/Innen meiden daher eine konstruktive Auseinandersetzung mit den Problemen des Gesundheitswesens wie der Teufel das Weihwasser. Viel lieber ergehen sich „Gesundheitspolitiker“ in Phrasen, deren opportunistische Inhaltslosigkeit ins Auge springt.

Eine öffentliche Diskussion zu dieser Problematik findet nicht statt. Der Bürgerschaft wird die fatale Entwicklung der medizinischen Versorgung vorenthalten. „Bitte, ich will davon nichts wissen.“ So reagieren wohl die meisten Kassenversicherten, solange sie gesund sind. Vom Hörensagen wissen sie: Das System ist überaus kompliziert. Deshalb befasst man sich mit ihm nur, wenn es einen betrifft!

Gerade das macht es den großen Interessenten und deren Lobbyisten so leicht, den Kurs des führungslosen Schiffes namens Gesundheitswesen im eigenen Sinne zu beeinflussen. Die Undurchsichtigkeit und die komplizierten Zusammenhänge des Systems laden geradezu dazu ein, im Trüben zu fischen. Zumal die Intransparenz jeden Versuch einer Kontrolle erschwert.

Wie sollen wir, die zur Zahlung verpflichteten gesetzlich Versicherten erkennen, was mit unseren Beiträgen wirklich geschieht, wenn die Krankenkassen nicht einmal dem Bundesrechnungshof einen Einblick gestatten, wie sie mit den etwa 280 Milliarden Euro jährlich umgehen?  

Jeder wird für sich die Folgen der Systemfehler erkennen, wenn er/sie beginnt den eigenen Krankheitsverlauf intensiv zu hinterfragen. In meinem Fall ist es der Verlauf meiner Erkrankung, die chronisch wurde – da ich den Verlauf anhand von schriftlichen und bildgebenden Arztberichten, mit den dazugehörenden Abrechnungsziffern, rückwirkend über zehn Jahre analysierte.

Zugegeben, ich habe einige Wochen gebraucht diesen bitteren Beigeschmack von Enttäuschung und Erkenntnis zu verdauen – dass das Hauptaugenmerk meiner Behandlung die Abrechnungsziffer ist. Doch nur wenn es öffentlich wird, kann es zu der notwendigen Diskussion kommen. Und von diesem Klärungsprozess erhoffe ich mir die Chance den schlafenden Riesen Patienten zu wecken! RH

Fortsetzung folgt

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Teil 2 Schlüsselerlebnis und die Folgen

Patientenleben als Abrechnungsziffer

Die oft gestellte Frage, wie ich zu meinen Themen komme, ist umgehend beantwortet. Die kommen zu mir. Nehmen mich in Beschlag. Machen mich neugierig und oft sehr nachdenklich. Vor allem lösen sie bei mir diesen starken Wesenszug, einer intensiven Wahrnehmung aus .

Das Thema Gesundheitspolitik schlich sich bei mir über Halsschmerzen ein. Und zwar an einem Montag im Februar 2007. Als ich beim Hausarzt in das Behandlungszimmer gerufen wurde, musste dieser wegen einem Telefonat kurz hinaus.

Der PC stand schräg, dass ich auf den Bildschirm sehen konnte. Dann machte es „klick“ und unübersehbar lief ein Band mit dem Text: „Die Behandlungszeit für diesen Patienten ist abgelaufen.“ In dem Moment kam der Arzt zurück und sah meinen staunenden Blick, immerhin hatte die Behandlung noch gar nicht begonnen.

Mit einem Griff auf die Tastatur ließ er das Laufband verschwinden. Seine Erklärung: „Das sind die Auswirkungen der Gesundheitsreform“ langte mir nicht. Meine Neugier war geweckt. Ich fragte, welche Ziele diese Gesundheitsreform hat und was es für uns als Patienten bedeutet? Um mir das zu erklären müsste er bei uns Zuhause vorbeikommen. Meine Halsschmerzen wären fast untergegangen, wenn sie sich nicht beim Schlucken über diese Erfahrung gemeldet hätten. Ich ging aus der Praxis mit einem Rezept und dem schlechten Gewissen Zeit in Anspruch genommen zu haben, die mir laut Berechnung eines Softwareprogrammes nicht zustand.

Zwei Tage später stand mein Hausarzt mit einem Kollegen vor der Tür. Der Grund war zumindest offiziell kein Hausbesuch. So habe ich von zwei Ärzten, an einem Mittwoch im Februar 2007, die erste Lektion in die ärztliche Berufspolitik erhalten. So schmuddelig wie an diesem Tag das Wetter, waren die Informationen. Als freiwillig gesetzlich Versicherte tauchte ich ein, in eine überbürokratisierte, mit Regularien, Vorschriften, bis hin zu Strafandrohungen überladenen Berufswelt. Von der, dies ahnte ich am Ende dieses Tages, kein Patient/Patientin eine Ahnung hatte.

Zu all den Informationen passte nun dieses Laufband, mit den zeitlichen Vorgaben einer ärztlichen Behandlung. Ich habe mich über Wochen in die Unterlagen eingelesen, die mir zum theoretischen Nachhilfeunterricht über die Zusammenhänge und Abhängigkeiten von Kassenärzten übergeben wurden. 

Es kam zu einigen Treffen mit Ärzten aus der Region. Mein Staunen, weshalb Kassenpatienten von diesen Hintergründen fast nichts wissen, geschweige denn ahnen, wurde von dem Wunsch abgelöst, dies zu ändern und öffentlich zu machen.

Bereits zwei Monate nach dem besagten Arztbesuch, nämlich am 6. April 2007 saß ich in einem Omnibus in Richtung Nürnberg zu einer Protestveranstaltung der Ärzteschaft in der Meistersinger-Halle. Zeitgleich ist es mit Hilfe meiner Freundin Ingrid gelungen am selben Tag unsere Webseite patient informiert sich.de mit meiner ersten Pressemitteilung zu dem Thema online zu schalten.

Die bis auf den letzten Platz besetzte Meistersingerhalle glich einem mit Frust und Wut gefüllten Pulverfass. Bis heute spüre ich diese Stimmung. Auf der Bühne Ärztefunktionäre und die damalige bayerische Gesundheitsministerin Stewens CSU. Aufgrund der zwei Monate, in denen ich mich ausschließlich mit dem Thema Gesundheitswesen auseinandersetzte, wusste ich die politischen Rechtfertigungen vonseiten der Ministerin einzuschätzen. Und ich positionierte mich öffentlich, in dem ich aufgestanden bin und im Namen von uns Patienten/Innen unsere Solidarität mit der Ärzteschaft aussprach.

Das sind in diesem Monat 17 Jahre her. Die Rückblicke auf diese Vorgänge sind notwendig. Denn nur so ist nachvollziehbar, wenn ich sage: Ich erlebe nun als chronisch erkrankte Patientin, wie meine jahrelang vorgetragenen Warnungen vor den Systemfehlern und deren Folgen, die ich zwischen zwei Buchdeckel von vier Büchern aufgeschriebenen habe, zur Realität wurden.

Wenn ich nun, nicht nur mein eigenes Patientenleben als Abrechnungsziffer – ohne WENN und ABER – mit einer Menge Energie öffentlich mache, wird dies getragen von der Hoffnung, diesem üblen Monopolyspiel im Gesundheitssystem, die Würfel zu entziehen! RH

Forstsetzung folgt

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Teil 1 Wer wagt gewinnt

Die Aussage von Marie von Ebner-Eschenbach: „Der Zweifel an die Siege entschuldigt nicht das Aufgeben des Kampfes“ passt zu meinem Gefühl. Ja, es ist geradezu zum Verzweifeln, wie Arzt, Pflegepersonal und Patienten sich gleichermaßen einer Entwicklung anpassten, ohne den Systemfehlern im Gesundheitswesen massiv die Stirn zu bieten. Ich komme nicht klar mit dem Mangel an Solidarität, der zur Folge politischen Fehlentscheidungen Tür und Tor öffnet. Zu lange hatte ich Geduld und hoffte es würde sich etwas ändern. Rechtfertigungen, in denen erklärt wird, „man“ fordere von der Politik Änderungen, langweilen mich. Ich habe keine Geduld mehr, mit Leuten, die meine Geduld nicht verdienen.

Wer gedacht hat, in der Gesundheitspolitik würde sich mit Karl Lauterbach etwas zum Positiven ändern, wacht spätestens bei den Luftblasen zur Krankenhausreform und dem Gesundheitsversorgungs- Verbesserungsgesetz auf! Wer schon länger dieses Gesundheitsmonopoly kennt, weiß – ohne dass Er oder Sie am Spiel beteiligt ist – welche Entwicklungen in Lauterbachs Amtsführung möglich sind. Seit nunmehr 17 Jahren habe ich einiges erlebt, was meine Meinung über Unehrlichkeit und ungehaltene Versprechungen in der Gesundheitspolitik festigt! Der Tag, als die SPD Karl Lauterbach zum Gesundheitsminister ernannte, war jedoch für mich nicht nur einer der Schwärzesten, sondern die Bestätigung, dass meine Warnungen gerechtfertigt waren und der schlafende Riese Patient die negativen Folgen erleben wird. Nach dem Motto, die Geister die gerufen werden, wurde und werde ich nun als Patientin gezwungen, in der Realität zu erleben, vor der ich über Jahre klar und unmissverständlich warnte.

Nur gehöre ich nicht zu denen, die widerspruchslos die Folgen von Systemfehlern erdulden! Deshalb mache ich sie auf, die große Türe, hinter der Fehlentscheidungen, durch falsche Angepasstheit geparkt sind.   

Fortsetzung folg! RH

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