65plus klagt an!

Durch eigene Erfahrungen mit Erbschleichern und den damit verbundenen intensiven Recherchen entstand mein Buch „Erbschleicher und sonstige Verwandte“. Seit Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem allgemeinen Umgang mit „Alten“ und dem Alter.
Wer in das Thema einsteigt staunt, wie der private, gesellschaftliche und politische Umgang mit „Alten“ verdrängt wird. Erkennt beim Gespräch, wenn es um „Alte“ geht, die allgemein akzeptierte Doppelmoral und Verlogenheit. Stößt in Gesprächen mit älteren Menschen unweigerlich auf Ängste, auf unausgesprochene Enttäuschungen, tiefe Verletztheit und erlebte menschliche Abgründe.
Deshalb habe ich mich entschieden, in meinem Blog „Ü65 – klagt an“ zu thematisieren was verdrängt und zu oft verschwiegen wird.

Briefeschreiben eine vergessene Kunst?

Diese Kolumne wurde von mir 1988 für ein Freizeitjournal geschrieben. Heute möchte ich sie noch einmal veröffentlichen. Der Grund sind Reaktionen von Altenheimbewohnern, die aufgrund der Corona bedingten Kontakteinschränkungen, nicht nur massiv vereinsamten. Bei den Recherchen zu meinem Buch „Erbschleicher § sonstige Verwandte“ kam ich u.a. in verschiedenste Altenheime. Habe viel erfahren über den familiären Umgang mit „Alten“!! Immer wieder habe ich den Gedanken gehört, doch nur eine Last zu sein. Überflüssig zu sein. Durch die problematischen Bedingungen im Pflegebereich, lies sich dieser Gedanke auch nicht einfach auflösen. Spontan hatte ich, nachdem Kontaktverbot im März 2020 angefangen an die Altenheimbewohner, mit denen ich im direkten Kontakt stand, Briefe zu schreiben. Manchmal gelang es sogar, über diesen Weg dieses familiäre „Vergessen“ auszubremsen. Nachdem mir Altenpfleger und Altenpflegerinnen über die positiven Reaktionen berichteten, wusste ich, meine Gedanken in der Kolumne von 1988 haben selbst in der digitalen Zeit noch Gültigkeit. RH

Briefeschreiben – eine vergesse Kunst?

 „Schreiben – das ist etwas für Regentage“, hat mir ein Unternehmer gesagt. Im Gegenteil, ich finde schreiben lässt sich auch gut anstrahlenden Sonnentagen, wenn man den Wunsch hat, anderen Menschen etwas mitzuteilen. Schreiben ist auch etwas für friedliche Abende. Tatsächlich sind Brief schreibende Menschen dünn gesät.

Weil sie zu beschäftigt sind? Oder weil sie verlernt haben, Dingen Ausdruck zu verleihen, auch in Schriftform ist dies möglich – oft leichter und besser. Ich habe schon immer gerne Briefe geschrieben – für mich waren und sind es – festgehaltene, frankierte und abgeschickte Gedanken.

Korrespondenz ist für mich in erster Linie eine Möglichkeit, Gedanken zu offenbaren, durch meine Fingerspitzen abzuleiten, was in meinem Herzen verschlossen ist, in jedem Wort ganz ich selbst zu sein. Post ist auch oft der Kitt, der weit verstreute Freunde und Bekannte zusammenhält. Und was die Freunde anbelangt – was wäre ohne Briefwechsel heute von manch einer Freundschaft noch übrig?

Vor allem sind Briefe ein Vergnügen, für beide Seiten, den Empfänger genau wie für den Schreiber. Wenn ich mit lieben Worten auf Menschen zugehe, lasse ich den Alltag hinter mir. Ich steige in andere Gefilde und das tut gut. Probieren Sie es auch einmal, lassen Sie Ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf, lassen Sie sich fallen und reden Sie über das Papier mit dem anderen. Welch ein wunderbares Geschenk ist doch ein Brief!

Selbst der Umschlag kommt mir wie eine Geschenkverpackung vor, die Art wie er verschlossen ist, die Anschrift, die zeigt, dass er für eine bestimmte Person gedacht ist und alle anderen ausschließt. Ein Brief wird wie ein Geschenk ohne Verpflichtung überreicht. Er ist lediglich ein Vorschlag. Es liegt am Empfänger, ja oder nein zu sagen – und an einem Selbst, einen so schönen Brief zu schreiben, dass der Empfänger für die Zeit des Lesens innehält. Den Alltag vergisst und eintaucht in aneinander gereihte Buchstaben. Lernen Sie zwischen den Zeilen zu lesen.

Beim Briefe schreiben ist man mit sich selbst allein und lässt seine Gedanken wandern, hält Zwiesprache, ohne gestört zu sein. Deshalb lesen Sie, wenn sie ein Brief erreicht, jede Zeile gut, denn sie birgt viel von der Persönlichkeit und dem Gefühl des Schreibenden, der sich Zeit nimmt für Sie. Außerdem kann das Schreiben und Lesen viel abbauen. Den Stress eines anstrengenden Tages, den Ärger über etwas Erlebtes. Der Brief schreibende wie der Brief lesende verschenken sich gegenseitig Zeit. Ein kostbares Gut! Aus Briefen kann sich ein Dialog entwickeln, der beiden hilft, sich auch als Mensch wahrzunehmen. Außerdem setzt sich jeder der einen Brief schreibt, ja auch mit sich selbst auseinander, gerade in der heutigen Zeit fehlt das vielen Menschen, aber bedenken Sie, wer versucht, vor sich selbst zu fliehen, der nimmt sein Gefängnis mit.

Selbstvergessen habe ich Ihnen nun von meiner Freude am Schreiben erzählt, vielleicht probieren Sie es selbst einmal aus und erleben dabei die Freude beim Schreiben, aber auch die Freude, wenn eine Antwort ins Haus flattert. Ich wünsche Ihnen viele schöne Briefe, Zeilen, die aus dem Herzen kommen und dabei auch viele schöne Kontakte, über die hoffentlich von Ihnen nicht vergessene Kunst des Briefeschreibens.

 Ihre Renate Hartwig

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Monate mit zu vielen Tagen

Für immer mehr Menschen gibt es die Monate, mit viel zu vielen Tagen. Ab dem 20. jeden Monats benötigen Kassiererinnen an den Kassen mehr Geduld. Auffallend viele ältere Menschen suchen aus ihren Geldbörsen Kleingeld. Dem älteren Herrn, der sehr vorsichtig seine eingekauften Waren auf das Band legte, sah man die jahrzehntelange Arbeit an. Er legte an diesem Mittwoch im August eine Gurke, ein paar Tomaten, Margarine und eine Dose Wurst, rot gekennzeichnet, die aus dem Korb mit den demnächst abgelaufenen Waren stammte.

Er suchte aus seinem Geldbeutel gezielt Kleingeld und legte es mit einem Pfandzettel auf den Platz für Barzahler. Er freute sich. Er hatte vor dem Supermarkt im Abfallkorb zwei leere Flaschen gesehen und zum ersten Mal überwand er sich, nahm sie heraus und holte sich das Pfandgeld. Er sah kurz auf. Die Menschenschlange an der Kasse wurde länger. Für die Frage an die Kassiererin, ob es in der angeschlossenen Bäckerei noch Brot von gestern gebe, bekam er ein Schulterzucken. Zeitgleich schüttelte sie ihren blonden Lockenkopf und bediente gekonnt die Tastatur, mit ihren aufgeklebten blauen Fingernägeln. Die Kasse sprang auf und sie zählte das Kleingeld des Kunden in die Münzfächer. Es war ein Euro und 55 Cent zuviel. Als sie es ihm zurückgab, trafen sich für einen Augenblick ihre Blicke. Der Mann lächelte, verstaute  seinen Einkauf in die Stofftasche und ging in Richtung Bäckereiecke. Für die 1,55 € bekam er ein halbes Brot vom Vortrag. Es waren genau die 55 Cent Pfandrückgabe, die ihm den Brotkauf ermöglichte.

Wer genau hinsieht, kann es sehen. Die oft verpönten Cent, werden für viele immer wichtiger. Würden wir jedoch ein solches Fünf Cent Stück fragen, würde es uns antworten.

Ich bin nur ein Fünfcent-Stück und führe ein armes Leben.

Bringe keinem Menschen Glück, für mich will man nichts geben.

Ich bin nicht eine Semmel wert und keine Schokolade.

Kann mich mit einem Hosenknopf an Wert nicht einmal messen,

verachtet bin ich armer Tropf, nichtsnutzig und vergessen.

Doch wenn es wieder Sonntag ist, dann werde ich stolz und eitel,

dann opfert mich der gute Christ, dem Herrn im Klingelbeutel…! RH

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Wenn nicht jetzt – wann dann?

Es gibt Daten, die haben sich schmerzlich und unauslöschlich eingebrannt. Für meinen Mann und mich ist es seit 2013 der 31.Oktober! Deshalb beginnt mein Tatsachenroman „Erbschleicher § sonstige Verwandte“ genau an einem 31.10. in dem ich dieses unbegreiflich Erlebte in Worte fasste. Aufgrund der Flut von Zuschriften meiner Leser und Leserinnen, kam es zu Kontakten, die mir eine dunkle gesellschaftliche Seite bestätigte, über die – wenn überhaupt – nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird. Belegt mit Schamgefühl, wird innerhalb von Familien, Lug, Betrug, Bosheit und Raffgier, bis hin zur persönlichen und existenziellen Vernichtung tabuisiert. Genau deshalb starte ich nun diese Initiative:

65 PLUS KLAGT AN !

Wenn nicht jetzt, wann dann, wollen wir den letzten Teil des Lebens nutzen um z.B. Erbschleicherei, Entmündigung, Vereinsamung, Ausgrenzung, Altersarmut usw. die Stirn zu bieten!? Ziehen wir den Schleier des Schweigens weg, öffnen die geschlossenen Fenster und stellen uns mutig dem Herbst des Lebens!

Keine Frage unbestritten: Die „Jungen“ haben ein Recht auf ihr ganz eigenes Leben! Das heißt aber nicht, wir „Alten“ müssen unser gelebtes Leben hintenanstellen, abhaken, vergessen, als sei es nichts wert und ab dem Rentenalter vorbei. Als hätten wir keine Ahnung von den Problemen der jetzigen Zeit. Als gebe es nicht unsere Lebenserfahrung. Vor allem, als wären wir unfähig, uns den gesellschaftlichen und politischen Veränderungen zu stellen.

Nein, wir brauchen kein Mitleid! Wir müssen nicht erduldend abwarten was mit uns geschieht. Nicht zulassen, wie über uns entschieden und abgewartet wird, bis wir kraftlos werden. Ich stelle mich dem Alter mit Rückgrat und starkem Willen. Setze meine Lebenserfahrung und die mir geschenkte Kraft ein, Leben lebenswert zu machen! 

Mit dieser Initiative möchte ich allen über 60 Mut machen, sich auf einen farbenprächtigen Herbst des Lebens einzulassen. Vor allem, sich einzumischen. Auch, wenn es sein muss, einen familiären Herbststurm anzufachen und ihm auf keinen Fall auszuweichen.

Interesse an persönlichen oder digitalen Treffen? Kontakt: mail@renate-hartwig.de

Leseprobe und mehr zum Buch der eigenen Erfahrungen:

https://www.direkt-zum-buch.de/leseprobe

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Das Foyer

Willkommen im Foyer meiner Bücherei! 
Bitte treten Sie ein und erhaschen mit nur einem Klick auf ein Buch den Einblick in all meine bisher veröffentlichten Bücher.

Alle Bücher sind direkt online bei mir bestellbar. Schreiben Sie mir gerne einfach eine E-Mail.
Das momentan aktuelle Aktionsangebot finden Sie 
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Ich wünsche viel Freude beim Stöbern und Staunen!

Falls Interesse, Anmerkungen oder andere Anliegen bestehen, können Sie mich immer gerne per E-Mail kontaktieren. 

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