Chronisch Kranken, die laufend ihre Medikamente benötigen, fiel es als ersten auf: Die Wartezeit in den Apotheken wird immer länger. Ältere Patienten warten geduldig und fühlen sich an die Kriegs- und Nachkriegszeiten erinnert, in denen das Schlange Stehen zum Alltag gehörte.
Stellen wir uns die Frage: Wer hat die immer länger werdenden Warteschlangen in den Apotheken zu verantworten?
Politiker nennen es Wettbewerb zu Gunsten von uns Beitragszahlern!
Richtig ist aber, dass die Gesetzgebung den Preiskampf bei den Medikamenten über die Rabattverträge zwischen Kassen und Pharmaindustrie angeheizt hat.
Zur Sachlage: Krankenkassen handeln mit den Pharmafirmen Rabattverträge aus. Die großen Generika-Hersteller (Generika sind Medikamente, deren Patent abgelaufen ist und die aus diesem Grund günstiger hergestellt und verkauft werden können) feilschen bei den Medikamenten mit den Kassen um jeden Cent. Die wiederum entscheiden sich für den billigsten Anbieter, wenn es um unsere Medikamente geht.
Oft wird von Patientenseite übersehen:
Je billiger wir Patienten abgespeist werden können, umso mehr bleibt den Kassen für Verwaltungs- und Werbekosten, die ja auch durch unsere Beiträge finanziert werden!
Der Apotheker bekommt eine Liste, in der aufgelistet ist, mit welchem Pharmaunternehmen die jeweilige Kasse für welches Medikament einen Rabattvertrag abgeschlossen hat. Kommen wir Patienten in die Apotheke, kommt es nicht mehr darauf an, was uns der Arzt rezeptierte, sondern in welcher Kasse wir sind und mit wem diese den Rabattvertrag abgeschlossen hat.
Durch diese Rabattverträge kann der Apotheker nicht mehr wie gewohnt das bisherige Medikament abgeben, auch wenn es ein Generikum ist. Er ist gezwungen eines aus den Verträgen zu nehmen. Da aber jede Kasse mit anderen Unternehmen Verträge abschließt, ist es logistisch kaum möglich, alle Medikamente aller Vertragspartner vorrätig zu haben. Für den Patient heißt das, er muss unter Umständen auf sein Medikament warten, da es erst bestellt werden muss und er kann evtl. sein Medikament von wechselnden Herstellern bekommen.
Um das Ganze ja nicht zu vereinfachen, ist der Apotheker weiter gezwungen, falls dieses Medikament auf der Liste nicht vorhanden ist, nach dem Wirkstoff des Medikamentes zu forschen und von den drei billigsten eines für den Patienten auszusuchen.
Damit ändert sich die Farbe der Schachtel bzw. Verpackung, was gerade ältere Menschen sehr irritiert und dadurch zu Fehleinnahme und Komplikationen führt.
Natürlich ist das mit Zeitaufwand und eben den berühmten immer länger werdenden Wartezeiten verbunden, auch deshalb, weil die Fragen der Patienten, weshalb es laufend andere Medikamente sind, die sie für ein und dieselbe Diagnose bekommen, erklärungsbedürftig werden.