Das Geschäftsmodell Arzt
Die geschäftstüchtigen Ärzte versuchen nun, das Beste aus dem bestehenden Regelwerk herauszuholen. Sie handeln wie Kaufleute, so sehen es manche zumindest. Ein Mitglied in einem Internet-Ärzteforum schrieb einmal, wenn Politiker und Funktionäre die Anliegen der Ärzte mit Füßen träten und ihre Existenzen bedroht seien müsse «die kaufmännische Seite sogar die Oberhand gewinnen». Während die Ärzte zaghaft ihre kaufmännische Ader entdecken, sind andere schon längst im Geschäft. In diesen Gesundheitskaufhäusern muss schließlich die Buchhaltung stimmen. Wie es für uns Berater in allen Belangen gibt, gibt es für die Ärzte ebenfalls freundliche Helfer. Das EBM-Ziffern-Regelwerk ist ja schon komplex genug, gut also, dass jemand die oft überforderten Ärzte unterstützt, wenn wieder einmal neue Ziffern herauskommen, was zuletzt im Oktober 2013 passiert ist. Diese Helfer machen das in der Regel nicht aus christlicher Nächstenliebe, sondern weil sie selbst eine Geschäftsidee haben.Im November 2013 habe ich mich mit einem Arzt unterhalten, der mir von einer Einladung in ein Luxushotel erzählt hat. Eine Pharmafirma und eine Unternehmensberatung hatten eine medizinische Weiterbildung und eine berufspolitische Fortbildung organisiert: «Der neue Hausärzte-EBM – was kommt auf Sie zu?» Auch die Kassenärztliche Vereinigung hat solche Kurse angeboten, die haben die neuen Ziffern ja auch ausgeheckt. Oft kosten diese Kurse sogar etwas. Die Ärzte gönnen einander offensichtlich nichts. Ganz anders die Pharmafirmen. Ihre Fortbildung war kostenlos, inklusive Drei-Gänge-Menü. Von dem wusste der Arzt anfangs noch nichts. «Da habe ich nach der Vorspeise gedacht, das wäre alles, und wollte gehen!» Aber die Berater haben ihn dann doch zum Bleiben überredet, der Hauptgang kam ja noch. Die Botschaft der Fortbildung sei dann gewesen: Mit den neuen Ziffern bekämen die Ärzte weniger als vorher. Das wussten sie zwar selbst schon, ebenso dass alles noch komplizierter wurde. Das Angebot dieses «Bildungsnachmittags plus Abendessen » im schönen Ambiente war nun: Mitarbeiter der Unternehmensberatung kommen in der Praxis vorbei und werfen einen Blick auf die Abrechnung plus Beratung am offenen PC! Dort sollen sie dann gezielt kommen, die Extra-Tipps – gegen Bezahlung, versteht sich –, wie man sein Einkommen sichern, sein Budget strecken und füllen kann. Die Ärzte sollen auf die Chroniker-Ziffern achten!
Fortsetzung folgt – es kommt der Blick auf die Folgen der Systemfehler, bleiben Sie dran!