November 2007

Sicko sorgt für kontoverse Debatten

Die anwesenden Ärzte, aber auch viele Patienten nutzten nach der Präsentation des Films Sicko von Michael Moore, in dem es um die Verhältnisse im amerikanischen Gesundheitssystem geht, die Möglichkeit, ihre Befürchtungen, und auch die täglichen Erfahrungen mit dem deutschen Gesundheitssystem öffentlich zu machen. Landtagsabgeordneter Martin Sailer, Mitglied im Gesundheitsausschuss des bayerischen Landtags, stand als einziger Vertreter der Politik 140 Zuhörern, darunter vielen Hausärzten, gegenüber. Dr. Simone Strohmayr (SPD) konnte wegen Krankheit nicht teilnehmen. Um eine sachliche Haltung hatte Sailer gebeten.

„Wir sind emotional, es geht um unsere Existenz!“, betonte dagegen der Moderator der Podiumsdiskussion, Dr. Wolfgang Krombholz, stellvertretender Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands, und machte deutlich, womit die Hausärzte kämpfen müssten: Zeitlimits für Beratungen, die mit drei bis sechs Euro vergütet werden; Regressforderungen, wenn wirksame, aber zu teure Medikamente verschrieben würden; ständige Nachfragen, ob Verschreibungen wirklich notwendig seien. Krombholz: „Ärzte sollten eigentlich ihre Zeit zur Versorgung ihrer Patienten nutzen können.“

Auch in Deutschland gehe der Trend im Gesundheitssystem immer mehr in Richtung Gewinnerzielung, bedauerten die Ärzte. Das Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung sei am 1. April in Kraft getreten. Es stehe im krassen Gegensatz zum Solidaritätsprinzip, das Grundlage des deutschen Gesundheitssystems sein sollte. „Nur 15 Prozent der Gesundheitsausgaben werden für die Versorgung verwendet. Was passiert mit dem Rest?“, fragte Renate Hartwig, die eine Aktion Patient-informiert-sich.de ins Leben gerufen hat und aufrütteln will. „Das Verhältnis zwischen Hausärzten und Patienten wird von hirnrissigen Regeln belastet“, tadelte Dr. Kurt Michl (Buttenwiesen). Dr. Roland Ziegler: „Hier sind Ärzte existenziell bedroht. Wir fordern ein Verhandlungsmandat, damit wir auf Augenhöhe verhandeln können.“

Vertragsärzte haben aufgrund des Sicherstellungsauftrags kein Streikrecht. Sie haben auch kein Recht, bestimmte Krankenkassen anzuprangern, die von heute auf morgen aus dem System aussteigen. „Wir sind mundtot gemacht“, so Berger.

Mediziner wollen Kassen-Zulassung zurückgeben

Auch von der Politik werde man nicht ernst genommen: „Wir werden nächstes Jahr geschlossen unsere kassenärztliche Zulassung zurückgeben. Die Patienten behandeln wir natürlich weiter.“ Als echte Vertragspartner für die Krankenkassen möchten die Hausärzte für die Rechte der Patienten kämpfen, damit eine bürgernahe Versorgung auf Dauer möglich ist.

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Hausärzte in Not, Pressemitteilung

Sehr geehrte/r Redakteur/-in,  

Ziel unserer Initiative war und ist, Mut zum Mitdenken, Mut zum Mitreden, Mut zum Handeln zu fördern und aus dem dressierten einen informierten und selbstbewussten Patienten zu machen.

Dadurch entstand die Aktion Patient informiert sich!

Durch die am 1. April 2007 in Kraft getretene Gesundheitsreform wird uns Patienten von der Politik suggeriert, dass eine hochwertige Gesundheitsversorgung für ausnahmslos alle Bürgerinnen und Bürger gelten soll ! Wir müssen als Patienten die Aussagen der Politiker zum Thema Gesundheitsreform kritisch hinterfragen. Wir dürfen uns von den angepriesenen Vorteilen wie Beitragssenkung, Krankenkassenwechsel und bessere Versorgung nicht blenden lassen. Noch mehr Schaden für uns Patienten kann nur durch totale Transparenz über die Hintergründe von politischen Zielen und Entscheidungen abgewendet werden.

WIR PATIENTEN SIND DIE BEITRAGSZAHLER!

Wir wollen wissen, was tatsächlich mit unseren Beiträgen passiert!

Wer ist verantwortlich für immer höhere Kosen und immer geringere Leistungen?

Wie können wir verhindern, dass wir als Patient nur noch als Ware betrachtet werden?

Was kommt auf uns zu, wenn wir älter werden?

WARUM WEHREN WIR UNS NICHT?

Wir fordern die längst überfällige Diskussion:

„PATIENT, WAS NUN?“

Als informierter Patient ist es notwendig sich mit theoretischen Fakten zum Thema Gesundheitsreform zu beschäftigen. Ansonsten werden wir als Patienten zwischen einzelnen Interessengruppen zerrieben und gezielt desinformiert.

Jeder Gesundheitspolitiker entwickelt neue Konzepte, die er überwiegend aus Partei- und Eigenprofilierung durchsetzen will. Bei punktgenauer Betrachtung behindern diese Konzepte, bis hin zur jetzigen Gesundheitsreform, das Gesundheitssystem negativ.

Wir als Patienten erfahren nichts über politische und kommerzielle Machtspiele, die hinter den Kulissen durchgeführt werden. Der Patient wird zur Ware, über und an ihm wird verdient. Unsere Gesundheit wird als Markt der Zukunft verstanden. Wir als Patienten darin zerrieben, vermarktet und   belogen.

Aus wahltaktischen Überlegungen wagt kein Politiker öffentlich die Wahrheit zu sagen über die tatsächliche Lage des Gesundheitssystems!

Im Gegenteil: Durch gezielte Halbwahrheiten werden wir Patienten desinformiert, in dem uns von Politikern die Gesundheitsreform wie ein Lottogewinn für Patienten verkauft wird. Um uns als Wähler zu gewinnen, wird bewusst in Kauf genommen, dass die Selbstbedienungsmentalität mit einer solchen Strategie gefördert wird. Der bereits angelaufene Entsolidarisierungsprozess hat Folgen. Wir nutzen die Chance und bringen uns als informierte Patienten in die öffentliche Diskussion ein,  damit ab sofort mit uns und nicht über uns entschieden wird.

Bitte kommunizieren Sie unsere Initiative und die Adresse unserer Homepage.

ViSdP  Renate Hartwig

Für Rückfragen erreichen Sie mich unter meiner E-Mail.

Mit freundlichen Grüßen

Renate Hartwig

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Patientenhilfe für Hausärzte in Not

Am 30.01. 2008 entscheiden die bayerischen Hausärzte in Nürnberg, ob sie alle aus dem Kassensystem aussteigen. Die Publizistin und Initiatorin der Aktion „Patient informiert sich“, Renate Hartwig, appelliert deswegen an alle Patienten:

Rufen sie ihren Hausarzt an, schicken Sie ihm ein Fax, eine E-Mail oder einen Brief. Stärken Sie ihm den Rücken. Noch nie ist so etwas in Deutschland je passiert.

Diesen Schritt machen die Hausärzte auch für uns und unsere gesicherte Versorgung!

Es ist für uns Patienten enorm wichtig, dass die Aktion der bayerischen Hausärzte gelingt. Denn nur so werden sie in Zukunft überhaupt noch für uns da sein können. Derzeit ist nahezu jeder zweite bayerische Hausarzt über 58 Jahre alt, kein junger Arzt hat mehr Lust, in diesem verfilzten System zu arbeiten. Die Ärzte ersticken in Bürokratie und Arbeit und verdienen gleichzeitig nur noch einen Hungerlohn. Deshalb kann der einzige Weg nur noch so aussehen, raus aus dem System und das gemeinsam! Einer für Alle und Alle für Einen ist die einzige Chance, wenn wir Patienten dem geplanten Verkauf an amerikanische Investoren entgehen wollen.

Der  kommende Ausstieg aus diesem korrumpierenden System hat bei Politik und Krankenkassen die Nerven blank gelegt. Fast täglich flattern den Hausärzten derzeit Schreiben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns bei auf den Tisch, die eindringlich vor dem Systemausstieg warnt und alle möglichen Schreckensszenarien malt, in der Hoffnung, die Hausärzte würden klein bei geben. Doch ich sage: Bange machen gilt nicht. Wir Patienten müssen jetzt Solidarität mit unseren Ärzten zeigen. Deshalb: Wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin, bringen Sie zum Ausdruck, dass Sie ihn oder sie unterstützen, weil Sie wollen, dass er auch morgen noch für Sie da ist. Informieren Sie auch möglichst viele andere Patienten und bitten Sie sie, das gleiche zu tun.“

Der Anfang ist bereits gemacht: Den ersten Aufruf hierzu startete Hartwig vor zwei Tagen auf einer Veranstaltung in Dillingen/ Donau den zweiten In Vöhringen bei Neu-Ulm. Schon heute erhielt sie einen Anruf einer fränkischen Hausärztin, die Ihr wörtlich sagte: „Ich bin seit 35 Jahren in diesem Job. Und auf einmal rufen mich gleich mehrere Patienten an und sagen mir, dass sie hinter mir stehen. Das ist ein unglaublich schönes Gefühl.“

Weitere Informationen unter www.patient-informiert-sich.de

Ansprechpartner für die Presse: Renate Hartwig

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Die Behandlungszeit ist abgelaufen

Kronach – Die Bestsellerautorin Renate Hartwig wurde in Deutschland für ihren Kampf gegen die Scientology-Sekte bekannt.

Nun wendet sich die Neu-Ulmerin, die den Landkreis Kronach aus ihrer früheren Tätigkeit in der Sozialarbeit kennen- und schätzen gelernt hat, gegen die drohende Amerikanisierung des deutschen Gesundheitswesens. Der neueste Feldzug der Bayerin führt jetzt – wie es der Zufall will – nicht nur quer durch Deutschland, sondern auch in den Frankenwald zurück. Von Weißenbrunn bis Teuschnitz stößt man derzeit auf Info-Blätter der von Hartwig ins Leben gerufenen Initiative „Patient informiert sich“.

Denn was der Bürger hier zu Lande noch nicht ahnt, ist laut Hartwig, dass der geschätzte und vertrauenswürdige Hausarzt abgeschafft werden und von angestellten Ärzten an so genannten medizinischen Versorgungszentren und Polikliniken ersetzt werden soll. „Und damit hätte der Staat den gläsernen, kontrollierbaren Patienten“, pflichtet die Vorsitzende des oberfränkischen Hausärzteverbandes, Dr. Petra Reis-Berkowicz, der Autorin Hartwig bei.

Amerikanische Verhältnisse

Sie, ebenso wie die Hausärztinnen Monika Seiß (Weißenbrunn) und Rita Gläser (Teuschnitz) und viele andere Kollegen im Landkreis Kronach und darüber hinaus, sehen Verhältnisse wie in den USA auf ihre Patienten zu kommen.

Szenenwechsel: Eine Frau um die 30 wird in einen Autounfall verwickelt, per Krankenwagen in die Klinik gebracht und verarztet. Als sie wieder nach Hause kommt, hat sie Post von ihrer Krankenversicherung. Das Unternehmen teilt ihr mit, dass sie auf den Kosten für den Krankenwagen sitzen bleiben wird. Die Versicherung hat nämlich einen Passus im „Kleingedruckten“, der besagt, dass vor in Anspruchnahme einer Leistung diese mit dem Unternehmen abgeklärt werden muss.

Wahre Begebenheit

„Wann hätte ich das tun sollen? Als ich bewusstlos war? Oder als ich bereits im Krankenwagen lag und wieder zu Bewusstsein kam?“, fragt die Frau ironisch. Diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit und wird in Michael Moores neuestem Film „Sicko“, der mit dem amerikanischen Gesundheitssystem abrechnet, geschildert. Auf Deutschland nicht übertragbar? „Doch, in den nächsten Jahren wird es auch bei uns ähnliche Fälle geben, wenn unsere Gesundheitspolitik so weiter betrieben wird“, warnt die Vorsitzende des bayerischen Hausärzteverbandes im Bezirk Oberfranken, Dr. Reis-Berkovicz, die sich mehr solch interessierte und engagierte Patientinnen wie Renate Hartwig wünschen würde.

Wo befindet sich Deutschland derzeit und warum macht sich eine Autorin plötzlich für einen bis vor einigen Jahren sehr gut bezahlten Berufsstand stark? „Meine Initiative geht auf ein Schlüsselerlebnis zurück“, erzählt die Neu-Ulmerin

Renate Hartwig. „Ich sitze beim Hausarzt. Der muss raus wegen eines Telefonats, und dann macht’s auf dem Bildschirm auf einmal „klick“ und es läuft ein Band: Die Behandlungszeit für diesen Patienten ist abgelaufen. In dem Moment kommt der Arzt zurück und sagt zu mir: Tja, das sind die Auswirkungen der Gesundheitsreform.“

Die Neugier der Autorin war geweckt. „Welche Ziele hat diese Gesundheitsreform und was heißt das für uns als Patienten?“, hakte Hartwig nach. Ihre Antwort nach Monate langer Recherche ist erschreckend: „Die Gesundheitsreform bedeutet auf keinen Fall das, was die Politik uns verkauft – dass wir besser da stehen als Patienten, sondern die Reform läuft in Richtung Staatsmedizin.“

„Wir sind eine Nummer“

Voraussetzung dafür sei es, eine Säule des bisherigen Gesundheitswesens, den Hausarzt, zu zerschlagen. Das Ziel heiße Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ). „Das MVZ kontrolliert, es ist die totale Kontrolle. Die Ärzte sind angestellt, die sind nicht mehr frei. Wir sind eine Nummer, und dann kommt da kein Band mehr: Die Zeit ist abgelaufen, sondern da komme ich dann hin, wenn ich bestellt werde.“

Und dann sei der Patient kein Mensch mehr, sondern ein Produkt, das vermarktet werde. „Wir sind inzwischen ein Gesundheitsmarkt, und da geht’s jährlich um 240 Milliarden“, macht die Neu-Ulmerin deutlich, bei der Wut und Angst ausbrechen, wenn sie sieht, wer auf diesem Markt plötzlich mit abschöpfen will. Renate Hartwig nennt jedoch noch keine Namen. Renate Hartwigs Forderung: „Ich zahle in eine Krankenkasse, damit ich, wenn ich krank werde, versorgt werde.“ Zu einer guten Versorgung gehöre aber auch, dass der Arzt dafür richtig bezahlt wird, „denn wenn mir jemand gegenüber sitzt, der von einem System gezwungen wird, nur Punktzahlen im Kopf zu haben, um seine Existenz zu sichern, der – wenn er nicht aufpasst – sogar über ein Regressverfahren bestraft wird, wenn er mir Medikamente verschreibt, dann halte ich das für so unverschämt, dass ich dafür gar keine Worte mehr finde. Ich will einen freien und keinen entmündigten, versklavten, abhängigen Arzt “

Auf die Frage, welche Befürchtung sie am meisten plagt, sagt Hartwig: „Dass diese Zielsetzung funktioniert und so genannte Investoren den Milliarden schweren Gesundheitsmarkt an sich ziehen.“ Die Folge ist für sie ganz klar: „Der Gesunde wird umworben, und der Alte, Kranke muss sich Sorgen machen, was mit ihm passiert.”

Frühableben erwünscht?

Die vor Jahren ausgesprochene Warnung des damaligen Ärztekammerpräsidenten Volmer vor dem sozialverträglichen Frühableben, hat Hartwig zur Kämpferin für den Erhalt des freien Arztberufes gemacht. Sie sieht im Hausarzt auch den einzigen Hüter der Patientendaten, die mit der neuen Gesundheitskarte in Gefahr sind.

Doch noch ist es nicht zu spät. Und gerade die Menschen in Oberfranken haben es an der ehemaligen „Zonengrenze“ 1989 hautnah erlebt, dass Solidarität eine nicht zu unterschätzende Macht ist. „Wir sind das Volk“ – darauf zählt Autorin Renate Hartwig nun, und mit ihr die in ihrer Existenz bedrohten Hausärzte. Mehr Infos zu ihrer Initiative gibt es in den Hausarztpraxen oder unter www.patient-informiert-sich.de

Artikel online:http://www.np-coburg.de/

Erschienen am 16.11.2007. Ein Beitrag von Eva Fiedler in der Coburger Neue Presse

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