Die Heiligen – in meinem Leben!
Die Aussage von Goethe: „Die Botschaft höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ passt für mich zu dem heutigen Allerheiligen-Feiertag. In Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland haben in Deutschland die Menschen frei. Sie alle hören die Botschaft von dem freien Arbeitstag. Nur, das mit dem damit zusammenhängenden Glauben… der fehlt den meisten. Erst recht, die Ehrung von Heiligen.
Der Name Allerheiligen kommt aus dem lateinischen „omnes sancti“, was „Alle Heiligen“ bedeutet. Der Feiertag wurde als Tag eingeführt, an dem alle Heiligen und Märtyrer geehrt werden sollten, die keinen eigenen Gedenktag hatten. Damit ist alles gesagt, weshalb es zu dem Feiertag kam.
An solchen Tagen wie Allerheiligen, schau ich zurück auf das Kind mit 10 Jahren, als ich – tatsächlich durch ein Schlüsselerlebnis – meinen Zugang zu einem bestimmten Heiligen bekam. Da war der Tag als meine Eltern das Gasthaus, in dem ich geboren wurde und aufgewachsen bin, wegen Krankheit meines Vaters aufgeben mussten. Wir zogen in eine Wohnung in einem Mietshaus. Es gab strenge Regeln, viele Zettel auf denen stand was wer und wann machen musste. Ich bekam zum ersten Mal im Leben einen Haustürschlüssel. Der war vorher nie notwendig, da ja in dem großen Gasthaus immer jemand da war. Prompt verlor ich am ersten Tag auf dem Heimweg von der Schule, diesen Haustürschlüssel, obwohl mein Vater ihn an einer kleinen Kordel festgemacht hatte.
Unsere Wohnung war ganz oben. Wir wohnten gerade eine Woche in diesem Haus. Und dieses Auf und Absperren war nicht nur für mich neu. Gerade mein Vater litt massiv unter diesen Verhältnissen. Nur, es ging nicht anders. Als ich zugab den Schlüssel verloren zu haben, sagte meine Mutter gehe den Weg zurück, sicher liegt er irgendwo. Und ich ging den ganzen Schulweg zurück. Fragte sogar jeden der mir entgegen kam nach dem verlorenen Schlüssel. Nichts!
Meine Mutter, im Glauben gefestigt, lange Zeit Pfarrersköchin, sagte mir, als ich ohne Schlüssel zurückkam: „Bitte Antonius das er dir suchen hilft“ Ich staunte, sie meinte tatsächlich diese Holzfigur die in der Kirche gleich beim Seiteneingang stand und heute noch dort steht!
Zaudernd machte ich mich auf den Weg. Völlig überzeugt, unverrichteter Dinge heim zu kommen. Dann kam der Moment, an den ich mich bis heute – auch emotional – erinnere! Die Straße, die von Büschen und Bäumen gesäumt war, machte einen Bogen und an einem Busch ragte ein Zweig heraus und an ihm hing an der Kordel mein Haustürschlüssel! Ich wusste, da bin ich nun mehrfach vorbeigelaufen und da hing der Schlüssel nicht. Ich stand völlig fasziniert da, fast ehrfürchtig nahm ich ihn und rannte heim.
Dann bekam ich von meiner Mutter Lektion zwei. Antonius ist der Patron der Armen. Für die ist er eingetreten und wenn er hilft, sollte man ihm etwas für die Armen geben. So kam es zu dem Deal mit mir und dem hl. Antonius, der bis heute hält. Damals ging ich in die Kirche und brachte ihm 5 Pfennig, die ich in die, unter seiner Figur angebrachte Kasse steckte, auf der bis heute „Armen“ steht.
Das Alter hat ein glaubwürdiges Archiv. Und in meinem ist eine Fülle von Erfahrungen über Verlorenes, Verlegtes, was nach einem „Anruf“ beim Antonius tatsächlich wiederauftauchte. Klar habe ich die Hilfe für die Armen, für die er sammelt, im Laufe der Jahre angepasst. „Mein“ Antonius aus Kindertagen steht in der St.Ludwigs Kirche in Lindau. Und wenn ich in Lindau bin, besuche ich ihn und begleiche auf „Heller und Pfennig“ Inflationsbereinigt, was ich ihm versprochen habe. Doch egal wo ich bin und in eine Kirche gehe, Antonius ist immer da…. aus Holz geschnitzt ist er die Erinnerung an sein Leben und seine Taten für die Armen.
In meinem engsten Freundeskreis weiß man von meiner Bindung zu den beiden Franziskanermönchen dem hl. Antonius Patron der Armen und hl. Franziskus dem Patron der Tiere und der Natur. So wie es bei Franziskus die Vogelpredigt gibt, finden wir bei Antonius die nicht weniger fantasievolle und poetische Fischpredigt.
Es sind Ereignisse und die Erfahrungen die etwas entscheiden lassen, alles wirkliche Leben ist Begegnung. Durch meine Eltern durfte ich die unbändige Kraft des Vertrauens erleben. Als meine Eltern durch die Krankheit meines Vaters ihren Gasthof aufgeben mussten. Und auch als mein Vater starb als ich erst 14 war, immer wieder sagte Mutter mit vollster Überzeugung. Jeder der auf die Welt kommt, bekommt seinen Lebensrucksack gepackt. Der eine leichter, der andere schwerer. Sicher ist, wem er zu schwer wird, dem hilft Gott beim Tragen.
Ist es nicht tröstlich, dieses Vertrauen? Ermutigend, dass da jemand beim Suchen hilft, wie Antonius? Die Tiere ebenfalls jemanden haben, wie Franziskus, der auf sie achtet?
Für diejenigen, die mich nun als unverbesserliche Idealistin sehen, denen sage ich: Mit meiner Biografie kann ich beweisen, dieses, tatsächlich blinde Vertrauen in eine Kraft, die man nicht sehen kann, hat was. Sie hat mir nicht nur über schwierige, schwere, oft gefährliche Lebenssituationen geholfen, sondern mir Mut und einen ungebrochenen Optimismus gegeben dem Leben in jeder notwendigen Situation die Stirn zu bieten. RH
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