Alt

Was ist eigentlich Alt?

Im Korb liegen die Äpfel von einem Garten mit alten Apfelbäumen. Fast niemand achtet mehr auf die Bäume mit den knorrigen Ästen, an denen wunderbare Äpfel einer alten, längst vergessenen Sorte hängen. Nicht poliert, wie die im Supermarkt, jedoch geschmacklich toppen sie jeden dieser Äpfel in den abgepackten Plastikbeuteln.

Alter Baum, alte Apfelsorte und nun? In unserem Fall, wurden aus den alten Äpfeln verschiedene Köstlichkeiten. Jeder der davon probiert ist begeistert. Ob es das Apfelgelee, das Apfelmus, der Apfelstrudel vom Rezept meiner Mutter, oder ob der alte Apfel so gegessen wird!

Nehmen wir diese alten Apfelbäume als Metapher für unseren gesellschaftlichen Umgang mit „Alten“ – bleibt die Frage – was ist alt? Ist es beim Baum ein alter Stamm, sind es die knorrigen Äste? 

Könnten uns diese alten Apfelbäume erzählen, welche Geschichten sie hörten und uns von den Erfahrungen über Generationen hinweg berichten, wir würden staunen. Und wir könnten garantiert etwas Positives für unser Leben mitnehmen!

Drehen wir dies um auf alte Menschen, dann wird der Maßstab an einer Jahreszahl festgelegt. Da gibt es eine besorgniserregende Entwicklung. Der „Alte und die „Alte“ erleben überwiegend entweder ein gönnerhaftes Mitgefühl, gepaart mit Almosen in Form von Zeit, die man ihnen ab und zu „schenkt“ überwiegend wird jedoch offenes Desinteresse an deren Leben gezeigt.

Was nicht bedacht wird, auch die Alten hatten und sie haben ein Leben! Ja, sie haben auch „knorrige Äste“ diese tragen statt schmackhaften Äpfeln die Erfahrungen eines gelebten Lebens.

Es geht gar nicht um den abgedroschenen Spruch „dem Alter Würde geben“ Alte brauchen kein Mitleid. Die Missachtung von geleisteter Arbeit ist ein Dauerbrenner in der politischen Phrasendrescherei. 

Jeder der heute Alte als Belastung betrachtet, wird es durch die gesellschaftliche Entwicklung, viel schneller selbst erleben, als ihm bewusst ist! 

Wie bei alten Apfelbäumen die „Frucht“, ist es bei den Alten die Erfahrung ihres gelebten Lebens! Wer diese annimmt, kann eventuell die Stolpersteine des Lebens besser einschätzen und meistern. Vielleicht sogar manchmal umgehen.

Mit jedem Menschen verschwindet ein Geheimnis aus der Welt, das nach ihm niemand mehr entdecken wird.

Was ist also Alt? Keine Frage, mit den Jahren runzelt die Haut. Na und? Schaut Euch die alten Apfelbäume an, begeistert tragen sie an ihren knorrigen Ästen wunderbar schmackhafte Äpfel! Und genauso begeistert wie die alten Bäume alt wurden, kann unser älter werden sein, wenn wir den Spruch von Bettina von Arnim (1783-1839) zugrunde legen: „Die Menschenseele ist ein kleiner fliegender Samenstaub, der einen guten Boden sucht …“ RH

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Das Alter und die Nachhaltigkeit

Es gibt bei uns zwei Haushaltsgeräte, die ständig benutzt werden. Über deren Alter und deren Aussortieren haben wir uns noch nie Gedanken gemacht. Es ist einmal unser Entsafter, der seit 55 Jahren ohne einen Mucks uns frische Säfte presst, sowie die Brotmaschine, die alles was Geschnitten werden muss, schon im Haushalt meiner Mutter super erledigte. Keine Frage, beide Geräte sind alt, was für uns nie ein Thema war.

Bis auf den Tag, als mich bei unserem Generationentreff eine junge Frau mit 32 in der Küche völlig irritiert fragte, weshalb wir diese alten Geräte nicht entsorgen!?

Vielleicht war es mein Staunen, weshalb sie ausholte. Ich erwartete jetzt eine Standpauke von wegen Stromverbrauch. Zur Vorsicht konterte ich gleich, dass wir erst im Frühjahr einen Fachmann im Haus hatten, der für uns alle Endgeräte prüfte. Und unser Entsafter und die Brotmaschine seien, laut seiner Überprüfung, keine Stromfresser. Aber nein, kam als Antwort, es gebe modernere pfiffigere Geräte. Und wir – also mein Mann und ich – ständen doch NOCH mitten im Leben, zu uns würden so „alte Geräte“ einfach nicht passen.  Ja, aus der Sicht habe ich unsere Geräte tatsächlich noch nicht betrachtet.

Natürlich nahm ich das Thema umgehend mit in die Runde. Fragte, wer mir die Definition des strapazierten Wortes „Nachhaltigkeit“ aus der Sicht ihrer Generation sagen kann? Und zeitgleich gab ich noch folgende Erklärung ab: „Aufgrund von dem Hinweis, dass wir so alte Geräte benutzen, stell ich die Gegenfrage, was ist für euch ALT? Bestimmt eine Zahl, wer in welche Schublade kommt? Bleiben wir bei den Geräten kann ich sagen, für mich spielt eine Zahl generell keine Rolle. Im Gegenteil, ich bin geradezu begeistert, von unserem Entsafter und der Brotmaschine. Und nicht nur, weil sie das, was sie tun – nach über 50 Jahren immer noch können.“  

Und schon waren wir mitten im Sortieren von Begriffen. Schnell war klar, in der gesellschaftlichen Umsetzung klaffen Theorie und Praxis noch weit auseinander. Meine Frage welcher „pfiffige Entsafter“ zu uns passen würde, ging im Gelächter unter. Da kam mir die Idee, unsere beiden alten Geräte zu personifizieren.

Aufgrund meiner momentanen Recherchen über das „Alter und Altersdiskriminierung“ benutzte ich den Vergleich zwischen einem alten Menschen und einer alten Maschine. Gesellschaftlich haben wir weder die Geduld, noch nehmen wir wahr, wenn ältere Menschen MITLEBEN möchten und aufgrund ihrer Kondition es auch könnten. Sehen eine Lebenszahl und nach dieser wird deren MITLEBEN beurteilt.

Genauso, wie es Wenige wundern oder stören würde, wenn wir unseren wunderbaren Entsafter und die Brotmaschine aufgrund eines – durchaus hohen Alters –– entsorgten.

Und so wundert auch niemand das Wort „Versorgt sein“ in Verbindung mit Altenheim, wenn es um Senioren in den Familien geht.

Übrigens, aufgrund meiner Erfahrungen und durch Recherchen hinkt mein Vergleich, zwischen dem lockeren Entsorgen von alten Geräten und dem Versorgen von Verwandten in Altenheimen, leider nicht!

Völlig spontan haben unsere alten Geräte das Tabuthema „Alt und nun“ beim September- Generationentreff, in unsere Gesprächsrunde geschafft.

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