Gesellschaft

Powerfrau tritt ein für Gerechtigkeit, Würde und Leben

Tagespost – Artikel vom 31.07.20025 Katholische Wochenzeitung für Politik und Kultur

Während sich die deutsche Welt den Kopf zerbricht über das Für und Wider einer Frau, die vielen Menschen aus guten Gründen völlig unbrauchbar für das Richteramt am Bundesverfassungsgericht scheint, scharrte Renate Hartwig mal wieder mit den Füßen, um das Thema auf ihre Art zu verarbeiten und vor allem: um Menschen aufzurütteln, denen möglicherweise nicht ganz klar ist, dass beim Thema Menschenwürde und Lebensrecht niemand so sehr leidet, wie diejenigen, die es letztlich wirklich betrifft: die Schwächsten; in diesem Fall Babys. „Wenn diese Frau Richterin wird, die sagt, es sei ein biologistisch-naturalistischer Fehlschluss zu denken, die Menschenwürde gelte überall, wo menschliches Leben existiert – dann müssen wir Frauen auf die Straße!“ sagte sie gegenüber der „Tagespost“.

Dass dies nicht bloß Worte sind, weiß jeder, der Hartwig kennt: Eine Powerfrau, die immer wieder für Gerechtigkeit, Wahrheit und Leben einsteht und sich auch Gehör verschafft. „Mutter Courage“ haben manche sie deswegen genannt. Passend zum Thema „Brosius-Gersdorf“ hat sich „Mutter Courage“ an die Neuauflage eines Buches gesetzt, das lange in der Vergessenheit sein Dasein fristete: Das Buch „Du hast nichts zu verlieren, außer deiner Angst“. Mit anderen Worten: Hab Mut, dich für Gerechtigkeit und Wahrheit einzusetzen. Hab Mut, dein Kind auszutragen. Hab Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Hab Mut, auf dein Herz zu hören! Denn was ist es, das den Menschen daran hindert, offen für Recht und Wahrheit einzutreten? Ist es nicht eine wie auch immer geartete Angst vor Menschen, Reaktionen, Nachteilen – und seien es verlorene Wählerstimmen?

„So viel kostet unsere Freiheit, ich zahl es“

Hartwig stockte das Buch von 60 auf 160 Seiten auf und widmete ein Kapitel der Causa Brosius-Gersdorf – freilich aus ihrer persönlichen Sicht, die zeigt, wie sie mit Menschen verfährt, die das Leben nicht zu schätzen wissen. Sie schreibt: „Wie schon als junge Mutter stehe ich auch heute noch vor der unbeantworteten Frage, ob wir ein Land für Kinder sind.“ Dieselben Politiker und Experten, die unserer Gesellschaft ständig statistische Zahlen über „zu wenige Kinder“ vor Augen hielten, bastelten derzeit am Lebensrecht herum

Was Hartwig davon hält, kommt im Kapitel „Wenn ich mich entscheide, dann mit allen Konsequenzen“ deutlich zum Ausdruck. Ungeniert erzählt sie, wie sie mit 19 Jahren zum Abtreiben überredet werden sollte: Bei einem Treffen im Café sagte ihr damaliger Freund, er könne sich vorstellen, Vater zu sein, jedoch nicht jetzt. „Er kam mit Berechnungen über seine geplante Karriere. Eine Abtreibung sei – für uns beide – für die existenzielle Zukunft zwingend notwendig“, erzählt Hartwig in ihrem Buch. Er habe versucht, ihr klar zu machen, dass dieses „Problemchen“ einfach aus der Welt zu schaffen sei und legte ihr kurzerhand einen Umschlag mit 700 D-Mark und der Adresse einer „Engelmacherin“ auf den Tisch, begleitet von den Worten: „So viel kostet unsere Freiheit, ich zahl es.“

„Diskussion über Gleichberechtigung endet, wenn Würde des Menschen antastbar wird!“

Da hatte er die Rechnung allerdings ohne Hartwig gemacht, die ihn dafür kurzerhand mit einer klatschenden Ohrfeige bedachte. Sie nahm das Geld, zerknüllte den Zettel mit der Adresse noch vor Ort und verabschiedete sich mit den Worten: „Du hast die alte Formel vergessen, wer etwas rein gibt, muss damit rechnen, dass wieder etwas rauskommt. Was du von mir verlangst, kann und will ich nicht. Ich nehme jedoch das Geld für den Kinderwagen, da ist es besser angelegt.“ Und im Gespräch mit dieser Zeitung ergänzte sie: „Die Diskussion über Gleichberechtigung endet, wenn die Würde des Menschen antastbar wird!“

Jener Mann war keiner fürs Leben, sagt sie und erzählt, was sie auch im Buch schreibt: Angst vor der Zukunft fühlte sie nicht, nur ein unbeschreibliches Glücksgefühl. In Sichtweite des Cafés befand sich das „kleine Elisabethen-Krankenhaus“, in dem Hartwig geboren worden war. Dort kam wenige Monate später ihr Sohn zur Welt.

Im Einsatz für Schwächere

Diese kleine Episode aus dem Leben der heute betagteren Dame ist ein Beispiel von vielen, mit denen die Bestsellerautorin ihren Lesern Mut machen möchte, nicht einfach alles hinzunehmen. „Geht nicht gibt’s nicht“ lautet eines ihrer Lebensmottos oder besser: ihrer Lebenshaltungen, die sie von ihren Eltern geerbt und vorgelebt bekommen hat.

Schon in der Schule setzte sie sich für die Schwachen ein. Eine Zigeunerin, Rosa, kam neu in die Klasse. Niemand wollte mit ihr zu tun haben, weil Zigeuner stehlen und klauen würden, so die Vorurteile ihrer Klassenkameraden. Nur Hartwig setzte sich prompt neben sie und lud sie zum Spielen zu sich nach Hause ein. Als sie nicht kam, erzählte sie ihrem Vater davon. „Zwei Stunden später saß ich mit meinem Vater bei Rosa zu Hause. Rosa wurde wirklich meine beste Freundin“, schreibt Hartwig.

Ein anderes Mal kam ihr Vater ins Klassenzimmer und nahm sich den Lehrer ordentlich vor, der seine Tochter verspottet, geohrfeigt und an den Haaren gezogen hatte. Damit hatte Hartwig überhaupt nicht gerechnet, zumal sie kurz zuvor aus der Schule nach Hause gerannt war mit dem Willen, nie wieder dorthin zurückzukehren. Statt ihr zu helfen, wie sie es erwartet hatte, ermutigte sie ihr Vater jedoch, in die Schule zurückzugehen. Vor Schwierigkeiten laufe man nicht weg, hatte er ihr eingebläut, denn „sie laufen dir immer hinterher“.

Hartwig hat ein Kämpfer-Gen

Hartwig liegt die kämpferische Natur in der DNA. „Meine Eltern haben mir vorgelebt, was es heißt, aufzustehen und sich einzumischen“, sagt sie der „Tagespost“. Und dazu gehöre, wie jetzt in der Causa Brosius-Gersdorf, „unabdingbar das Lebensrecht“. Keine wissenschaftliche Verklausulierung tauge dazu, dieses Recht auszuhebeln! „Genau das steht uns bevor und deshalb gilt es für uns Frauen ohne Wenn und Aber dagegen JETZT aufzustehen.“ Dann setzt sie hinzu: Das Thema sei auch nicht erledigt, „wenn sie nicht Richterin wird. Als Hochschulprofessorin hat sie auch Einfluss“. Aufgeben und zuschauen seien keine Option.

So ermutigt Hartwig heute andere, ehrlich, gerecht und mutig zu sein und spricht mit ihrem Buch jedem, der es liest, zu: „Du hast nichts zu verlieren, außer deiner Angst“ – übrigens ein Satz, den ihr der Vater auf dem Sterbebett zuraunte, wenige Augenblicke vor seinem Tod. Hartwig höchstpersönlich hatte sich mit ihren 14 Jahren beim Oberarzt dafür eingesetzt, dass er ein Einzelzimmer bekam, wo er in Ruhe lesen und seinen Gedanken nachhängen konnte. Um den Aufpreis für das Zimmer zu bezahlen, arbeitete sie nach der Schule im Krankenhaus. „Geht nicht gibt’s nicht.“

Ihr Buch ist ein wunderbar erfrischender und ermutigender Beitrag (nicht nur) für die Diskussion um Brosius-Gersdorf und die gefährliche Entwicklung, die zu erwarten ist, wenn Menschenwürde und Lebensrecht voneinander entkoppelt würden. Es ist darüber hinaus auch Einladung und Anstoß, sich zu fragen, ob man sich duckt und nachgibt oder für das Gute kämpft, auch wenn es etwas kostet.

Nicht das Gescheite tun, sondern das Bessere

Die persönlichen Situationen aus dem Leben der Autorin machen viel Mut. Der Witz und Humor, mit dem die Autorin ihre eigene Geschichte betrachtet und ihr Optimismus für die Zukunft stecken an. Wie wahr, was Hartwig schreibt: „Das Rechte erkennen und es nicht tun, ist Mangel an Mut“; ein Satz von Konfuzius zu Beginn eines ihrer Kapitel. Jedes Kapitel wird mit einem Zitat von klugen Denkern aus der ganzen Welt eröffnet, Sätze von Marcus Aurelius, Novalis, Erich Kästner und anderen, die man auswendig lernen und sich zu eigen machen sollte. So findet sich dort auch ein Zitat von Adolph Kolping: „Der Mut wächst immer mit dem Herzen und das Herz mit jeder guten Tat.“

Hartwigs Mut hat schon so manches bewegt. Für sie heißt Mut: „Jetzt erst recht!“ Nicht streitlustig, sondern mit offenem Visier kämpfte sie beispielsweise für Spielplätze, „um gesellschaftliche Werte, gegen die völlig verrückte Bildungspolitik, gegen den Raubzug der Konzerne im Gesundheitswesen und immer wieder gegen offensichtliches Unrecht“, zählt sie selbst auf. „Und ja, ich kämpfe mit harten Bandagen, wenn es um Bürgerrechte und die Benachteiligung von Menschen geht.“

Mit Hartwig gibt es immer Licht am Ende des Tunnels

Im aktuellen Fall geht es um die Kinder, die, kaum gezeugt, wieder aus dem Leben katapultiert werden. Menschen, die wer weiß welche wichtige Aufgabe in dieser Welt hätten übernehmen sollen – die jetzt aber fehlen. Das Buch ist ein Aufruf zum Einsatz für Menschenwürde, Lebensrecht und echte Kommunikation. Mit Hartwig gibt es immer Alternativen, immer Licht am Ende des Tunnels. Dies ist ihre tiefste Überzeugung, ungeachtet des Spotts und Hasses, der auch ihr entgegengeschlagen ist. Aber sie wurde gehört.

Im Gespräch erzählt sie: „Eines möchte ich hier festhalten: Ich war beruflich mehrmals in einer Männerdomäne. Noch nie wurde mir etwas verweigert, streitig gemacht, weil ich eine Frau bin. Auch privat gab und gibt es bei mir keinerlei Diskussionen, was Frauen- oder Männerarbeit ist. Glück gehabt, sagen einige. Ich sage: Klar und unmissverständlich Standpunkt vertreten – funktioniert auch.“

Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um Brosius-Gersdorf, die scheinbar keine Alternative zu legalisierten Spätabtreibungen sieht, sollte man ausrufen: „Geht nicht gibt’s nicht!“ Hartwig legt auch hier den Finger in die Wunde, aber nur, damit die Wunde heilen kann, die schlechten Keime herauskommen und ersetzt werden durch das Gute. „Du hast nichts zu verlieren, außer deiner Angst“ – Hartwig spricht aus Erfahrung. Sie zeigt, wie aus Tiefpunkten Höhepunkte und Kraftquellen nicht nur für sich selbst werden. Denn, wie sagte noch der verstorbene österreichische Schriftsteller Karl Kraus, den auch Hartwig zitiert: „Man muss nicht das Gescheite tun, sondern das Bessere.“

Renate Hartwig: Du hast nichts zu verlieren, außer deiner Angst,

Hamburg: Tredition Verlag, 2025, 160 Seiten, 15, –

Artikel: Dorothea Schmidt ist freie Journalistin und Mitglied in der Gemeinschaft Emmanuel. verheiratet und Mutter von zwei Kindern.

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Von Ameisen lernen

Danke Simone Voss, dass Du uns an Deinem wichtigen Erlebnis mit den Ameisen teilhaben lässt. Ja, es wird Zeit innezuhalten um von den Ameisen zu lernen! Nicht nur der Ameisenfleiss, auch die Weitsicht und ihre Baukünste sind faszinierend und wichtig!

Hier bitte Simones Erlebnis:

Vorgestern Abend habe ich versehentlich eine Wasserflasche offengelassen. Gestern Morgen bemerkte ich, dass Dutzende von Ameisen hineingefallen waren. Sie zitterten auf der Wasseroberfläche und klammerten sich ans Leben.

Auf den ersten Blick sah es aus, als würden sie sich gegenseitig nach unten drücken, um selbst zu überleben. Von einem Telefonat abgelenkt, ging ich weg. Es waren ja nur Ameisen 🐜 …

Einige Stunden später schaute ich noch einmal nach – und was ich sah, erschütterte mich zutiefst.

Die Ameisen lebten noch.

Sie hatten eine lebendige Pyramide gebildet: Die unteren trugen die oberen. In aller Ruhe wechselten sie ihre Positionen. Keine Panik. Kein Chaos. Niemand versuchte, sich selbst zuerst zu retten.

Jede Ameise schien bewusst dorthin zu gehen, wo es am schwersten war – um andere zu stützen.

Ich war tief berührt von dieser stillen Form der Zusammenarbeit. Vorsichtig tauchte ich einen Löffel ins Wasser. Eine nach der anderen kletterten die Ameisen hinauf und entkamen.

Doch als eine gerade dabei war, sich in Sicherheit zu bringen, rutschte sie aus und fiel zurück.

Was dann geschah, bewegte mich mehr als jeder Film es je könnte:

Die letzte Ameise – bereits in Sicherheit – drehte sich um, sprang zurück ins Wasser und umarmte die Gefallene.

Gemeinsam, mit meiner Hilfe, kletterten sie wieder hinaus – lebendig. G e – m e i n – s a m …

Ich stand da, demütig. Und irgendwie beschämt.

Denn wir Menschen vergessen so oft, zu helfen. So selten kehren wir zurück, um jene zu retten, die zurückgeblieben sind.

Wahre Stärke liegt nicht darin, allein aufzusteigen. Sie liegt in der Einheit. Im Miteinander. Im Nicht-Zurücklassen.

Und wenn wir je vergessen, wie man mit Würde lebt – dann ist es vielleicht an der Zeit, von den Ameisen zu lernen.


 
 

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Sommertriologie – Buch I.

Das erste Buch meiner Sommer Trilogie ist absofort lieferbar!

Wegen hoher Nachfrage, eine um 100 Seiten erweiterte Neuauflage von:
Du hast nichts zu verlieren, außer deiner Angst“ – ISBN: 978-3-384-64320-9

Erhältlich in jedem Buchladen sowie online auf Tredition.

„Renate Hartwig beschreibt mit Beispielen aus ihrem eigenen Leben, wie mutige Entscheidungen ihren Lebensweg geprägt haben: Nur wer wagt, kann gewinnen. Dieses Wagen durchzieht ihr Leben. Spannend, oft aufregend, vor allem voll ausgefüllt mit prallem tollem Leben, für das sie täglich dem Himmel dankt!
Von diesem Leben erzählt Renate Hartwig ein paar sehr persönliche Geschichten.“

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Geburtstagsgedanken

Ein Tag wie jeder andere? Eigentlich schon, denn ich komme täglich ganz gut mit mir zurecht!

Mit meinen Fehlern und Schwächen habe ich einen Waffenstillstand geschlossen.

Normen und Konventionen sind oft Anzüge, in die man sich hineinzwängt. Heute kann ich sagen: Dank meiner Eltern habe ich sehr früh gelernt, mich um-zu-ziehen, frei zu machen von den Zwängen, vom Angepasstsein und Bequemes zu tragen!

Von Jahr zu Jahr habe ich gelernt JA zu sagen, zu den Fähigkeiten die in mir angelegt sind, die mir viel Freude bereiten und mich weiterbringen. Von Kindesbeinen an ist mir Schreiben über Menschen und der Kontakt mit Menschen wichtig. 

Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Der ist schon eine Weile her. Nun bin ich im Spätsommer angekommen. Vom Lebenszyklus her, gehe ich in Richtung Oktober. Na und?

Da wird geerntet und neu gepflanzt! Ich pflanze jetzt einige neue Bäume. An denen hängen Buchstaben, die ich weiter pflücke und zwischen zwei Buchdeckel setze – dies wird so bleiben. Auch wenn der goldene Herbst und der Winter kommt!

Jeden Tag danke ich für mein bisher gelebtes Leben. Möchte keine Höhen und Tiefen missen! Keine Frage, diese haben mich geprägt, stark gemacht um auch, wie jetzt im Spätsommer des Lebens weiterhin voll durchstarten zu können.

Denn wer schreibt – bleibt!

Herzliche Grüße von meinem Start ins neue Lebensjahr sendet

Renate Hartwig

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Generationenkonflikt

Nicht aufgeben

Der Konflikt der Generationen ist ein langjähriger und anhaltender Streit zwischen verschiedenen Altersgruppen. Es geht um die unterschiedlichen Werte, Überzeugungen und Verhaltensweisen, die in verschiedenen Generationen vorherrschen.

Ein Hauptaspekt des Konflikts der Generationen ist die Kluft zwischen älteren und jüngeren Menschen. Ältere Menschen haben oft eine andere Lebenserfahrung und Ereignisse erlebt, die ihre Einstellungen und Werte geprägt haben. Jüngere Menschen hingegen wachsen in einer anderen Zeit auf und haben andere Erfahrungen gemacht, die ihre Wahrnehmung der Welt beeinflussen. Dies führt oft zu Meinungsverschiedenheiten und Konflikten in Bezug auf soziale und politische Themen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der technologische Fortschritt. Ältere Generationen haben oft Schwierigkeiten, mit der schnellen Entwicklung von Technologie und den Sozialen Medien Schritt zu halten, während jüngere Generationen mit diesen neuen Technologien aufgewachsen sind und sie als selbstverständlich betrachten. Dies kann zu Spannungen führen, wenn ältere Menschen das Gefühl haben, von der technologischen Entwicklung abgehängt zu werden, während jüngere Menschen das Gefühl haben, dass ältere Menschen technologisch rückständig sind.

Darüber hinaus gibt es auch Unterschiede in Bezug auf politische Ansichten, Religion, Arbeitsmoral, Freizeitverhalten und in vielen anderen Bereichen. Jede Generation hat ihre eigenen einzigartigen Merkmale und diese können zu Konflikten führen, wenn die Meinungen und Überzeugungen aufeinanderprallen.

Es ist wichtig, dass Menschen aller Generationen offen für neue Erfahrungen und Perspektiven sind und versuchen, die Unterschiede zwischen den Generationen zu überbrücken, um Konflikte zu vermeiden. Und das geht nur mit Kontakten. Ein respektvoller Dialog und gegenseitiges Verständnis sind der Schlüssel zur Lösung des Generationenkonflikts. Nicht immer leicht, manchmal sehr schwer, sogar ab und zu nicht machbar……und doch lohnt es sich nicht aufzugeben. RH

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Frauentag 2025

Internationaler Frauentag, Weltfrauentag oder Frauentag sind Namen von einem Tag, der jährlich am 8. März gefeiert wird. Er entstand vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung. Es waren sozialistische Organisationen die das Wahlrecht für Frauen sowie für die Rechte von Arbeiterinnen kämpften. Damals richtig und wichtig. Wahlrecht für Frauen erkämpften Frauen. Doch nun schaue ich 2025 – gerade am Tag der Frauen – mit gerunzelter Stirn auf einige unserer Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts.

Nein, wir brauchen heute weder für Wahlrecht noch für Gesetze zu kämpfen, in denen die Rechte für Frauen festgeschrieben werden. Die gibt es. Da ich schon längere Zeit auf der Welt bin, habe ich so einige Etappen als Frau hinter mir. Nur eins möchte ich hier festhalten, ich begab mich beruflich nicht nur einmal in eine Männerdomäne und noch nie wurde mir etwas verweigert, streitig gemacht, weil ich eine Frau bin. Auch privat gab und gibt es keinerlei Diskussionen was Frauen oder Männerarbeit ist. Glück gehabt, sagen einige.

Ich erlebte vor über 50 Jahren die Welle der Emanzipation. Die Pille kam 1961 aus den USA bei uns auf den Markt. Zuerst war sie nur für verheiratete Frauen erhältlich. Sie galt, trotz Nebenwirkungen, als Meilenstein der Unabhängigkeit. Ich nahm sie wohl wegen den Erzählungen der unangenehmen Nebenwirkungen nie. Doch erinnere ich mich noch gut an meine erste, streng gläubige Schwiegermutter und deren Frage, ob ich die Pille nehme. Sehe noch ihre Freude bei meinem Nein.

Heute kommt des Öfteren von der weiblichen Enkelgeneration der Vorwurf, wir die Großmuttergeneration, habe dieses hormonelle Verhütungsmittel zu verantworten. Stimmt, auch ich habe damals die Pille begrüßt – auch in meiner politischen Arbeit dafür gestritten. Der Grund waren diese Abtreibungen auf dem Küchentisch im Hinterzimmer der sogenannten „Engelmacherinnen“! Sie agierten mit übelsten Methoden um einen Schwangerschaftsabbruch herbeizuführen. Die Todesfälle der jungen Frauen häuften sich. Das war der Anlass, sich damals damit auseinanderzusetzen.

Heute kann bei uns jede Frau selbst über ihren Körper entscheiden und das ist richtig so.     

Doch stellt sich mir die Frage, ob wir Frauen es nicht oft selber vermasseln mit unserer Gleichstellungsdiskussion? In einer unserer „Begegnung der Generationen“ sprach ein Mann (Mitte 40) aus, was alle anwesenden Männer bestätigten. Frauen wollen beides: Gleichberechtigte Partnerinnen sein, zeitgleich benehmen sie sich wie Prinzessinnen die alles abgenommen haben wollen, was ihrer Ansicht nach „Männersache“ ist. Finden es selbstverständlich mit Blumen oder Geschenken verwöhnt zu werden, weil sie ja Frauen sind. Sehen sich benachteiligt bei Familiengründung und missverstanden, wenn sie sich im Beruf auf eine höhere Position bewerben.

Mein Einwand war, Gleichberechtigung heißt für mich im beruflichen wie im privaten Bereich, Hinhören, Verständnis, Toleranz, Wertschätzung und Rücksicht.  

Den Frauen, die annehmen, es sei ein Zeichen ihrer Emanzipation, wenn der Mann seine Hemden selber bügelt, denen sag ich aus meiner Lebenserfahrung leise ins Ohr, dünnes Eis. Ich kenne so manche Beziehung, die wegen einer falsch verstandenen Emanzipation in die Brüche ging.  

2025 steht bei uns für die jungen Frauen die Welt offen. Und das ist richtig und wichtig!

Es gibt sie dennoch weiterhin, die notwendigen Diskussionen über Gleichberechtigung. Und genau dabei fällt mir aus dem Lied „Männer“ von Grönemeyer die Frage ein „Wann ist ein Mann ein Mann“?

Gerade am Frauentag möchte ich nicht versäumen aus meinem Nähkästchen zu plaudern.   

Mit der Definition Vollweib kann ich mich identifizieren. Es hat mir weder beruflich noch privat geschadet. Vielleicht kommt sie daher, meine Zufriedenheit und mein Glück im Privaten, wie im Beruf.  Meine Mutter und mein Vater haben in ihrer Generation eine ganz andere schwere Zeit erlebt. Doch sie haben mir tatsächlich das vorgelebt, was man heute Emanzipation nennt. Dafür danke ich heute noch.

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Montag-Info zu: Gesetzlich oder privat versichert?

Schlafender Riese Patient wach auf!

Immer wieder werde ich gefragt, wie ich eigentlich dazu kam, mich so intensiv in unser Gesundheitssystem einzuarbeiten. Als 2007 alles begann hatte ich keine Krankheitsgeschichte. Die muss man auch nicht haben, um sich für eine Sache zu interessieren und sich dafür einzusetzen. Ich kam aus keiner Selbsthilfegruppe, arbeitete nicht im Gesundheitswesen, also was war der Anlass, um mich mit dem völlig absurden Gesundheitswesen zu befassen? Natürlich gibt es ein Schlüsselerlebnis und in diesen Tagen jährt es sich zum 17. Mal.

Es war der Tag, an dem ich im Sprechzimmer meines Hausarztes unsanft gezwungen wurde, in die Schlangengrube einer Gesundheitsmafia zu sehen. Es war Ende Januar 2007, als alles begann und sich für mich alles änderte:

Da saß ich mit meiner Halsentzündung im Sprechzimmer meines Hausarztes. Ich war allein, der Doktor war kurz raus gegangen.  Plötzlich bewegte sich das Bild auf seinem Computerbildschirm. Ich konnte es von der Seite sehen. Ein breiter roter Streifen lief über den PC, der sich immer wiederholte. Ununterbrochen lief der Hinweis: „Die Behandlungszeit für diesen Patienten ist abgelaufen“ Ich war ziemlich schockiert. Bisher gab es im Sprechzimmer nur den Arzt und mich. Aber auf einmal hatte ich das Gefühl, als würde ein Fremder zwischen uns sitzen und bestimmen, dass ich jetzt zu gehen hätte. Aber ich konnte diesen Fremden nicht sehen und fragte mich: Wer entscheidet hier eigentlich, wie lange der Arzt mit mir reden darf? Ich wollte das verstehen, und als der Arzt zurückkam, habe ich ihn sofort auf dieses Laufband angesprochen. Er war ziemlich überrascht, es passte ihm nicht, dass ich den Hinweis auf seinem Bildschirm bemerkt hatte, und er sagte nur:

„Ach wissen Sie, das ist das System.“

Ich wollte, dass er mir das erklärt, aber er meinte: „Dazu reicht mein Budget nicht!“ Ich war irritiert – bisher hatte ich nicht gehört, dass der Arzt für mich ein Budget hat. Bis dahin war ich immer voll Vertrauen zum Arzt gegangen, aber die Minuten in diesem Behandlungszimmer waren für mich wie ein Schock.

Es war der Aufbruch in eine neue Welt, von der ich wenige Augenblicke vorher im Wartezimmer noch keinen blassen Schimmer hatte.  

Das war es, dieses Schlüsselerlebnis, wie ich zu dem Thema kam. Bis heute habe ich nun 17 lange Jahre versucht, den Spagat zwischen den Welten Arzt und Patient, zu ergründen und zu verstehen.

Wehre mich seit Jahren öffentlich gegen Ungerechtigkeiten gegenüber Kassenpatienten. Es gibt nicht mehr viel, was ich in diesem System nicht erlebt habe.  Alle meine Versuche den Knoten zu lösen, gegenseitiges Verständnis aufzubauen, Arzt für den Kassenpatienten und umgekehrt, scheiterten. Es klingen alle Vorgänge gleich, in Diskussionen mit Ärzten geht es gebetsmühlenartig immer um die Honorarfrage.

Der um sich greifende Frust vieler Ärzte gegen Kassenpatienten in einen Dialog zu wandeln, ist und bleibt mühsam. Vorwürfe der Ärzteschaft gegenüber uns Patienten, uns würden ihre berufspolitischen Probleme nicht interessieren, kann ich nicht so stehen lassen. Denn über 50 000 Bürgerpatienten sind 2008 und 2009 bereit gewesen, zusammen mit der Ärzteschaft, gegen die Entwicklungen im Gesundheitswesen zu demonstrieren. (Siehe Internet: Renate Hartwig Olympiastadion)

Mir wurde einst von Ärzteseite gesagt, Arzt und Patient sitzen in einem Boot. Bis ich dann sehr unsanft wahrnehmen musste, wir Patienten wurden nur zugelassen im Beiboot und ausschließlich geduldet, um zu rudern. Was diesen Spruch, im selben Boot sitzen betrifft, äußerte der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes: „Wer ausruft: Wir sitzen alle in einem Boot, will meistens nur gerudert werden“!

So stelle ich mir ein gemeinsames Ringen gegen die Entwicklung nicht vor! Was die niedergelassene Ärzteschaft an ihrer eigenen Funktionärsebene, nämlich der ärztlichen Selbstverwaltung kritisiert und dass meist hinter vorgehaltener Hand:

Funktionieren nach Befehl und Gehorsam, Entmündigung, Abhängigkeit, sowie Bittsteller zu sein, genau das praktizieren inzwischen immer mehr Ärzte, mit uns Kassenpatienten!

Genau deshalb thematisiere ich: Was macht dieses kranke System mit uns Patientenschaft – mit den Ärzten – mit uns als Gesellschaft – wenn wir es weiter zulassen!?

Danke für das Teilen meiner Blogbeiträge. Denn wir benötigen eine breite Diskussion über die Hintergründe dieser Ungereimtheiten, die uns als Patienten begegnen. Die uns aufregen, verunsichern und unser Vertrauen in die Ärzteschaft belasten. Nur wenn wir mit Wissen auf Augenhöhe in die Praxen gehen, die Ärzteschaft dies registriert, können wir etwas ändern!

Wünsche eine gesunde Woche, bis nächsten Montag.

Fortsetzung unter der Kategorie „Patient informiert sich“ und „Gesellschaft“ folgt nächsten Montag für KW 6 zum Thema: Das völlig absurde Abrechnungssystem bei gesetzlich Versicherten

Renate Hartwig

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Vergeben und Vergesssen

Nachdem dritten Advent ist noch ein bisschen Zeit zu überlegen, ob der im Raum stehende familiäre ungeklärte Zwist, vergeben und vergessen wird. Genug Zeit, um in den Blick zu nehmen, was an Weihnachten stören könnte. Oder schon jetzt sagen, was beim Familienfest in Streit ausarten könnte? Wer lieber etwas Schönes zwischen den Jahren plant, sozusagen als Ausgleich was schlecht laufen könnte, drückt sich vor Klärung. Und das nicht nur an Weihnachten!

Das Schicksal geht mit uns um, wie mit einer Pflanze: Es macht uns durch kurze Fröste reifer, sagte schon Jean Paul. Es gab zu seinen Lebzeiten 1753 – 1825 bereits diese Fragestellungen, zum Thema Vergeben oder Vergessen!

Was wir sehen, ist oft nur ein kleiner Teil von dem, was es wirklich ist. Doch es gibt sie, Menschen und damit verbundene Lebenssituationen, von denen eine lebenslange Prägung ausgeht. Großzügig wird von Vergebung gesprochen, wenn es einen selbst nicht betrifft.

Nachdem ich schon einige Zeit auf der Welt bin, tatsächlich gravierende Lebenssituationen meistern musste, kenne ich dieses innere Zerreisspiel vonwegen, das kann ich niemals vergeben…und schon gar nicht vergessen! Ich lernte vergeben! Was nicht heißt auch vergessen. Wir sind geprägt von Schlüsselerlebnissen. So manche Situation kann und will ich auch nicht vergessen. Vielleicht als Schutzschild um Enttäuschungen vorzubeugen. Nur habe ich gelernt, wer enttäuscht wird, wurde getäuscht. Und da habe ich angefangen das Rad zu drehen, indem ich – durch Erfahrungen- privat meine Erwartungen komplett reduzierte.

Geprägt durch Sozialarbeit weiß ich jedoch sehr genau, ohne Vergebung können gestrauchelte Menschen gar nicht Fuß fassen. Resozialisierung ist möglich. Um es zu beweisen, bin ich oft große Risiken und waghalsige Situationen eingegangen. Und es war genau diese Zeit mit Menschen, denen niemand vergeben hat, die ich nicht missen möchte. Die ich auch nie vergessen will und werde.

Gerade zum Thema Vergebung passt diese Erzählung von John Kord: Das weiße Band im Apfelbaum

„Einmal saß ich bei einer Bahnfahrt neben einem jungen Mann, dem sichtlich etwas Schweres auf dem Herzen lastete. Schließlich rückte er dann auch damit heraus: Dass er ein entlassener Sträfling und jetzt auf der Fahrt nach Hause sei. Seine Verurteilung hatte Schande über seine Angehörigen gebracht, sie hatten ihn nie im Gefängnis besucht und auch nur ganz selten geschrieben. Er hoffte aber trotz allem, dass sie ihm verziehen hatten. Um es ihnen aber leichter zu machen, hatte er ihnen in einem Brief vorgeschlagen, sie sollten ihm ein Zeichen geben, an dem er, wenn der Zug an der kleinen Farm kurz vor der Stadt vorbeifuhr, sofort erkennen könne, wie sie zu ihm stünden. Hatten die Seinen ihm verziehen, so sollten sie in dem großen Apfelbaum an der Strecke ein weißes Band anbringen. Wenn sie ihn aber nicht wieder daheim haben wollten, sollten sie gar nichts tun, dann werde er im Zug bleiben und weiterfahren, weit weg – Gott weiß, wohin.

Als der Zug sich seiner Vaterstadt näherte, wurde seine Spannung so groß, dass er es nicht über sich brachte, aus dem Fenster zu schauen. Ein anderer Fahrgast tauschte den Platz mit ihm und versprach, auf den Apfelbaum zu achten. Gleich darauf legte er dem jungen Sträfling die Hand auf den Arm. „Da ist er“, flüsterte er, und Tränen standen ihm plötzlich in den Augen, „alles in Ordnung. Der ganze Baum ist voller weißer Bänder.“

In diesem Augenblick schwand alle Bitternis, die sein Leben vergiftet hatte. „Mir war“, sagte der Mann später, „als hätt’ ich ein Wunder miterlebt. Und vielleicht war’s auch eines.“

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Weihnachtsbeleuchtung

Sonntag, 1. Advent, 10.00 Uhr: In der Reihenhaussiedlung Önkelsteig lässt sich die Rentnerin Erna B. durch ihren Enkel Norbert 3 Elektrokerzen auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers installieren. Vorweihnachtliche Stimmung breitet sich aus, die Freude ist groß.

10 Uhr 14: Beim Entleeren des Mülleimers beobachtet Nachbar Ottfried P. die provokante Weihnachtsoffensive und kontert umgehendmit der Aufstellung des 10 armigen dänischen Kerzenset zu je 15 Watt im Küchenfenster. Stunden später erstrahlt die gesamte Siedlung Önkelsteig im besinnlichen Glanz von 134 Fensterdekorationen.

19 Uhr 03: Im 14 km entfernten Kohlekraftwerk Sottrup-Höcklage registriert der wachhabende Ingenieur einen vermeintlichen Defekt der Strommessgeräte für den Bereich Stenkelfeld-Nord, ist aber zunächst arglos.

20 Uhr 17: Den Eheleuten Horst und Heidi E. gelingt der Anschluss einer Kettenschaltung von 96 Halogen-Filmleuchten durch sämtliche Bäume ihres Obstgartens ans Drehstromnetz. Teile der heimischen Vogelwelt beginnen verwirrt mit dem Nestbau.

20 Uhr 56: Der Discothekenbesitzer Alfons K. sieht sich genötigt seinerseits einen Teil zur vorweihnachtlichen Stimmung beizutragen und montiertauf dem Flachdach seines Bungalows das Laser-Ensemble „Metropolis“, das zu dem leistungsstärksten Europa zählt. Die 40m Fassade angrenzenderGetreidesilos hält dem Dauerfeuer der Nikolausprojektion mehrere Minuten stand, bevor sie mit einem hässlichen Geräusch zusammenbricht.

21 Uhr 30: Im Jubel einer Weihnachtsfeier im Kohlekraftwerk Sottrup Höcklage verhallt das Alarmsignal aus Generatorhalle 5.

21 Uhr 50: Der 85-jährige Kriegsveteran August R. zaubert mit 190 Flakscheinwerfern des Typs „Varta Volkssturm“ den Stern von Bethlehem an die tiefhängende Wolkendecke.

22 Uhr 12: Eine Gruppe asiatischer Geschäftsleute mit leichtem Gepäck und sommerlicher Bekleidung irrt verängstigt durch die Siedlung Önkelsteig, nachdem zuvor eine Boeing 747 der Singapur Airlines mit dem Ziel Sidney versehentlich auf der mit 3000 Neonröhren gepflasterten Garagenzufahrt der Bäckerei Bröhmeyer niedergegangen war.

22 Uhr 37: Die NASA Raumsonde Voyager 7 funkt vom Rande der Milchstraße Bilder einer angeblichen Supernova auf der nördlichen Erdhalbkugel, die Experten sind ratlos.

22 Uhr 50: Ein leichtes Beben erschüttert die Umgebung des Kohlekraftwerks Sottrup-Höcklage, der gesamte Komplex mit seinen 30 Turbinen läuft mit 350 Megawatt brüllend jenseits der Belastungsgrenze.

23 Uhr 06: In der taghell erleuchteten Siedlung Önkelsteig erwacht Studentin Bettina U. und freut sich irrtümlich über den sonnigen Dezembermorgen.

Um genau 23 Uhr 12 betätigt sie den Schalter ihrer Kaffeemaschine.

23 Uhr 12 und 14 Sekunden: In die plötzliche Dunkelheit des gesamten Landkreises Stenkelfeld bricht die Explosion des Kohlekraftwerkes Sottrup-Höcklage wie Donnerhall. Durch die stockfinsteren Ortschaften irren verwirrte Menschen, Menschen wie du und ich, denen eine Kerze auf dem Adventskranz nicht genug war.

Quelle: NDR2, Geschichten aus „Stenkelfeld“

Eine besinnliche Adventszeit wünscht Renate Hartwig – Autorin/Publizistin

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Selbstzahler sind Wunschpatienten!

Nr. 10 – Patientenleben als Abrechnungsziffer

In den Wartezimmern der Arztpraxen sind wir erst einmal alle gleich. Es ist der gesundheitliche Zustand, der uns verbindet. Wir erwarten als Patienten und Patientinnen Hilfe. Manchmal langt auch nur ein Rat, etwas im Leben umzustellen, damit es uns besser geht.

Aus Sicht der Ärzteschaft hat es sich schleichend geändert. Wir sind längst Kunden. Wie wir zu „guten Kunden“ werden, können die Damen und Herren Doktoren bei dem Unternehmen jameda Pro mit Hilfe von 10 Tipps erfahren. Um im Modus Arzt/Patient zu bleiben, wird das Ziel „Wunschpatienten“ genannt. In der Werbeanzeige steht ganz klar um was es geht: Um effektives Marketing, gezielte Strategien um mehr Selbstzahler in den Praxen zu bekommen. Und um mit den bestehenden Kunden den Umsatz zu steigern. Natürlich auch um über den Weg neue selbstzahlende Kunden zu akquirieren!

Damit keine Missverständnisse auftauchen, es geht hier nicht um eine Neiddiskussion. Sondern um einen Klärungsprozess, was wir eigentlich sind. Vor allem wann wir in den Praxen das Privileg „Wunschpatient“ erreichen.

Und da sind wir wieder bei der Klassengesellschaft im Wartezimmer und bei den festgezurrten Systemfehlern!

Da ist einmal der gesetzliche Kassenpatient. Er gehört garantiert nicht in die Liga der Wunschpatienten. Seine Leistungen rechnet die behandelnde Ärzteschaft, nicht direkt mit der gesetzlichen Krankenkasse, sondern über die Kassenärztliche Vereinigung ab. Durch das Vergütungssystem EBM (Einheitlicher Bewertungsmaßstab) wird der Verdienst für die erbrachte Leistung, erst Monate nach der Behandlung anhand von Zahlen sichtbar. Es sei denn, der Kassenpatient bucht zusätzlich – wenn möglich bei jedem Besuch – eine „Individuelle Gesundheitsleistung“ kurz Igel genannt! Und genau hier befinden wir uns dann auf dem Weg zum Wunschpatienten, indem wir vom Kassenpatienten, immer mehr zum Selbstzahler werden. Wie das geht, entdecken unsere Damen und Herren Ärzte über die von Jameda angebotenen Tipps. 

Dann sind da die Privatpatienten, die sich schon in der Richtung Wunschpatient befinden. Denn hier kann allein durch die Rechnungsstellung dieser Aspekt von ärztlichem Dienstleister und Kunde klar hervorgehoben werden. Hier wird nach GOÄ – der Gebührenordnung für Ärzte – abgerechnet. Dafür gibt es einen Ziffernindex. Dazu kommt die Möglichkeit, erhöhte Gebühren in besonderen Fällen zu berechnen.

Zu dem Standardtarif können Gebühren von 1,7 – bis 3.5-fache berechnet werden. Wer in dieser Liga im Wartezimmer sitzt, kann sich schon als Wunschpatient fühlen. 

Über Jahre und viele Seiten lang, habe ich in meinen Büchern und Vorträgen versucht, für uns als Patienten diese undurchsichtigen Abrechnungsmodalitäten offen zu legen. Nach wie vor sehe ich darin Systemfehler, die nie korrigiert – im Gegenteil – gefestigt wurden!

Daraus entwickelten sich grandiose Geschäftsmodelle. Wie zum Beispiel effektive Marketingkurse um über Selbstzahler, den Umsatz in der Praxis zu steigern!

Was dies für uns Patientenschaft, unabhängig von den immer höher werdenden Selbstzahlungen bedeutet, habe ich leidvoll mit schwerwiegenden Folgen erlebt. Und dass ich kein Einzelfall bin, haben meine intensiven Recherchen im Bereich, chronische Erkrankung, Schmerzpatienten gezeigt. Genau deshalb werde ich, wie immer Ross und Reiter nennen um ein weiters mal eine breite Diskussion in Gang zu bringen!

Fortsetzung folgt

Selbstzahler sind Wunschpatienten! Read More »