Januar 2025

Montag-Info zu: Gesetzlich oder privat versichert?

Schlafender Riese Patient wach auf!

Immer wieder werde ich gefragt, wie ich eigentlich dazu kam, mich so intensiv in unser Gesundheitssystem einzuarbeiten. Als 2007 alles begann hatte ich keine Krankheitsgeschichte. Die muss man auch nicht haben, um sich für eine Sache zu interessieren und sich dafür einzusetzen. Ich kam aus keiner Selbsthilfegruppe, arbeitete nicht im Gesundheitswesen, also was war der Anlass, um mich mit dem völlig absurden Gesundheitswesen zu befassen? Natürlich gibt es ein Schlüsselerlebnis und in diesen Tagen jährt es sich zum 17. Mal.

Es war der Tag, an dem ich im Sprechzimmer meines Hausarztes unsanft gezwungen wurde, in die Schlangengrube einer Gesundheitsmafia zu sehen. Es war Ende Januar 2007, als alles begann und sich für mich alles änderte:

Da saß ich mit meiner Halsentzündung im Sprechzimmer meines Hausarztes. Ich war allein, der Doktor war kurz raus gegangen.  Plötzlich bewegte sich das Bild auf seinem Computerbildschirm. Ich konnte es von der Seite sehen. Ein breiter roter Streifen lief über den PC, der sich immer wiederholte. Ununterbrochen lief der Hinweis: „Die Behandlungszeit für diesen Patienten ist abgelaufen“ Ich war ziemlich schockiert. Bisher gab es im Sprechzimmer nur den Arzt und mich. Aber auf einmal hatte ich das Gefühl, als würde ein Fremder zwischen uns sitzen und bestimmen, dass ich jetzt zu gehen hätte. Aber ich konnte diesen Fremden nicht sehen und fragte mich: Wer entscheidet hier eigentlich, wie lange der Arzt mit mir reden darf? Ich wollte das verstehen, und als der Arzt zurückkam, habe ich ihn sofort auf dieses Laufband angesprochen. Er war ziemlich überrascht, es passte ihm nicht, dass ich den Hinweis auf seinem Bildschirm bemerkt hatte, und er sagte nur:

„Ach wissen Sie, das ist das System.“

Ich wollte, dass er mir das erklärt, aber er meinte: „Dazu reicht mein Budget nicht!“ Ich war irritiert – bisher hatte ich nicht gehört, dass der Arzt für mich ein Budget hat. Bis dahin war ich immer voll Vertrauen zum Arzt gegangen, aber die Minuten in diesem Behandlungszimmer waren für mich wie ein Schock.

Es war der Aufbruch in eine neue Welt, von der ich wenige Augenblicke vorher im Wartezimmer noch keinen blassen Schimmer hatte.  

Das war es, dieses Schlüsselerlebnis, wie ich zu dem Thema kam. Bis heute habe ich nun 17 lange Jahre versucht, den Spagat zwischen den Welten Arzt und Patient, zu ergründen und zu verstehen.

Wehre mich seit Jahren öffentlich gegen Ungerechtigkeiten gegenüber Kassenpatienten. Es gibt nicht mehr viel, was ich in diesem System nicht erlebt habe.  Alle meine Versuche den Knoten zu lösen, gegenseitiges Verständnis aufzubauen, Arzt für den Kassenpatienten und umgekehrt, scheiterten. Es klingen alle Vorgänge gleich, in Diskussionen mit Ärzten geht es gebetsmühlenartig immer um die Honorarfrage.

Der um sich greifende Frust vieler Ärzte gegen Kassenpatienten in einen Dialog zu wandeln, ist und bleibt mühsam. Vorwürfe der Ärzteschaft gegenüber uns Patienten, uns würden ihre berufspolitischen Probleme nicht interessieren, kann ich nicht so stehen lassen. Denn über 50 000 Bürgerpatienten sind 2008 und 2009 bereit gewesen, zusammen mit der Ärzteschaft, gegen die Entwicklungen im Gesundheitswesen zu demonstrieren. (Siehe Internet: Renate Hartwig Olympiastadion)

Mir wurde einst von Ärzteseite gesagt, Arzt und Patient sitzen in einem Boot. Bis ich dann sehr unsanft wahrnehmen musste, wir Patienten wurden nur zugelassen im Beiboot und ausschließlich geduldet, um zu rudern. Was diesen Spruch, im selben Boot sitzen betrifft, äußerte der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes: „Wer ausruft: Wir sitzen alle in einem Boot, will meistens nur gerudert werden“!

So stelle ich mir ein gemeinsames Ringen gegen die Entwicklung nicht vor! Was die niedergelassene Ärzteschaft an ihrer eigenen Funktionärsebene, nämlich der ärztlichen Selbstverwaltung kritisiert und dass meist hinter vorgehaltener Hand:

Funktionieren nach Befehl und Gehorsam, Entmündigung, Abhängigkeit, sowie Bittsteller zu sein, genau das praktizieren inzwischen immer mehr Ärzte, mit uns Kassenpatienten!

Genau deshalb thematisiere ich: Was macht dieses kranke System mit uns Patientenschaft – mit den Ärzten – mit uns als Gesellschaft – wenn wir es weiter zulassen!?

Danke für das Teilen meiner Blogbeiträge. Denn wir benötigen eine breite Diskussion über die Hintergründe dieser Ungereimtheiten, die uns als Patienten begegnen. Die uns aufregen, verunsichern und unser Vertrauen in die Ärzteschaft belasten. Nur wenn wir mit Wissen auf Augenhöhe in die Praxen gehen, die Ärzteschaft dies registriert, können wir etwas ändern!

Wünsche eine gesunde Woche, bis nächsten Montag.

Fortsetzung unter der Kategorie „Patient informiert sich“ folgt nächsten Montag für KW 6 zum Thema: Das völlig absurde Abrechnungssystem bei gesetzlich Versicherten

Renate Hartwig

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Gesetzlich oder privat versichert? Schlafender Riese Patient wach auf!

Die Medien berichten, was wir auch per Post erhalten haben. Die gesetzlichen Kassen erhöhen, wie im Jahr 2024 auch 2025 ihre Zusatz-Beiträge. Es wird Zeit, dass die Millionen gesetzlich Versicherten erfahren, warum bei der Terminierung die Frage: „Gesetzlich oder privat versichert“ der Schlüssel zur Wartezeit ist.

Im Jahr 2007 habe ich eine Grundsatzdiskussion in Gang gesetzt, bei der es um den Umgang mit uns Kassenpatienten ging. Schon damals habe ich beide Seiten der Medaille unseres seltsamen Gesundheitswesens hinterfragt. Bin auch tief eingestiegen in die ärztliche Berufspolitik. Kenne auch die dunklen Seiten des Systems, die sich bis heute nicht geändert haben.  

Es ist wie neuer Wein in alten Schläuchen. Die Zusatzbeiträge werden erhöht, die Wartezeiten immer länger. 2025 verteidigt Karl Lauterbach (der noch Gesundheitsminister) und sein Gefolge die weitere Erhöhung. Lauterbach begründet das mit der allgemeinen Inflation, steigenden Löhnen – und einer Schwäche im Gesundheitssystem. Er vergisst einen wichtigen Schwächepunkt zu nennen, genau diesen, den die Politik zu verantworten hat: Die Selbstverwaltung! Gesetzliche Krankenkassen verwalten sich selbst. Genau wie die Kassenärztliche Vereinigungen der Ärzteschaft!   

Die einzelnen Kassen entscheiden selbst, wie viel sie von ihren gesetzlichen Versicherten verlangen. Den Zusatzbeitrag können Krankenkassen neben dem allgemeinen Beitragssatz selbst festlegen.

Auch für 2025 wird ein weiteres Minus erwartet: Die Einnahmen sollen zwar auf 294,7 Milliarden Euro steigen, doch die Ausgaben könnten auf 341,4 Milliarden Euro wachsen. Um diese Finanzlücke zu schließen, steigt der Zusatzbeitrag. Wir haben nachgefragt warum. Bereits 2008 und 2016 haben wir als Bürgerinitiative „Patient informiert sich“ schriftlich angefragt, wo die Milliarden Überschüsse der Kassen versickern? Die Antworten waren sehr entlarvend: Das Fazit war auf den Punkt gebracht, es geht uns Kassenpatienten nichts an! Diese Antwort kannten wir aus Erfahrung von vielen Fragen, die wir stellten. Als wäre es schon eine Ungeheuerlichkeit überhaupt anzufragen, woher die steigenden Ausgaben kommen. Oder wer unser Geld in welche Taschen steckt, in solche, die nichts mit unserer Gesundheitsversorgung zu tun haben! 

Und hier schimmert sie hervor: Die Arroganz in den Machtzentralen der Kassenkonzerne und im Gesundheitsministerium.

Mich wundert natürlich aufgrund meiner Recherchen schon lange nichts mehr. Jedoch entsetzt mich die Ruhe die vom schlafenden Riesen, der betroffenen Patientenschar, ausgeht. Wird Zeit diesen Riesen wieder zu wecken.

Infos zu dem Thema, welches ich seit nunmehr 16 Jahren publizistisch und als Initiatorin von Bürgerschulterschluss bearbeite, zeigen sie, die Nebelschwaden. Ich würde wetten, bei einer Umfrage im Kreis der pflichtversicherten Kassenpatienten, sind die Hintergründe der Vorgänge im Gesundheitswesen nach wie vor unbekannt.

Zuviel ergeben sich ihrem Schicksal und trösten sich mit dem Satz: „Da kann man eben nichts machen“ Und genau hier beginnt nicht nur der Irrtum, sondern auch der Lösungsansatz. Nur durch Information der Zusammenhänge entsteht das notwendige Selbstbewusstsein, sich durch Wissen wehren zu können. Ja, auch mit Schmerzen und Diagnosen. Gerade dann ist es wichtig informiert zu sein, um nicht zum Goldesel – mit verminderter Chance für Gesundung – zu werden.  

Politiker wie Gesundheitsminister Lauterbach sind für mich nichts anderes als Platzhalter für Lobbyisten im Gesundheitsministerium. Er hat uns Kassenpatienten, schlicht gesagt, einmal mehr für DUMM verkauft! Mich wundert es nicht. Von einem Mann wie Lauterbach, der nicht nur meiner Meinung nach an der Macht und am Geld klebt darf man nichts erwarten. Schon gar nicht, was er verspricht! Wer wie Lauterbach, schon öfter in seiner Laufbahn als Opportunist wahrgenommen wurde, dreht sich schnell dahin wo er seine Besitzstandwahrung festigen kann!

Deshalb werde ich gleich zu Beginn des Jahres den Stier bei den Hörnern nehmen. Ab der Kalenderwoche 5 jeden Montag, zum besseren Verständnis, genau diese Hintergrund-Infos veröffentlichen, die am liebsten unveröffentlicht bleiben sollen. Außerdem werde ich kurzfristig Treffen mit aktiven Patienten organisieren. Mein Ziel, den schlafenden Patienten zu aktivieren um ihn aus der Ebene des zahlenden, duldenden Kunden, zum informierten Patienten zu machen. Denn nur dadurch können wir die Aussagen und Rechtfertigungen, bis hin zum Nichthandeln unserer Ärzte und Ärztinnen nachvollziehen. Zeitgleich erkennen wir diese Ärzteschaft, die uns – aus purem Eigennutz – bewusst im undurchsichtigen Dschungel unseres Gesundheitssystems hängen lässt.    

Es muss offengelegt werden, welche Rolle Kassenpatienten im großen Monopolyspiel spielen, bei dem sie nie die Schlossallee erreichen. Denn diese ist besetzt von der Funktionärsebene aus der Ärzteschaft und den Krankenkassen. Selbst der Fakt, wer das ganze System finanziert, wird bis heute oberflächlich behandelt. Kassenpatienten werden verwaltet. Werden nach wie vor als Patienten dumm gehalten. Mündigkeit und Selbstverantwortung wird verhindert!

Fortsetzung Kategorie „Patient informiert sich“ folgt nächsten Montag für KW 5

Wünsche eine gesunde Woche  

Renate Hartwig

Gesetzlich oder privat versichert? Schlafender Riese Patient wach auf! Read More »