Zufallsbegegnungen
Wir waren kurz nach Schulbeginn, zur Hauseinweihung bei Geschäftskunden meines Mannes eingeladen. Dort trafen rein zufällig Eltern und Lehrer aufeinander. Keiner der Lehrkräfte kannte die Kinder und Jugendlichen, deren Eltern anwesend waren. Genauso wenig wussten die Eltern, von Lehrkräften unter den Gästen. Was letztendlich keine Rolle spielen sollte. Um Missverständnisse zu vermeiden, ist diese Info aufgrund folgender Kommunikation wichtig.
Man sollte annehmen, nach nunmehr sechs Wochen Ferien, trifft man auf ausgeruhte Lehrkräfte. War auch in der Begrüßungsphase so. Bis, ja bis sich ein Lehrer zu dem gerade begonnen Schuljahr 2023 äußerte. Er zähle immer die Tage bis zu den nächsten Ferien.
Blicke gingen hin und her. Ein Vater fand es gut auf einen Lehrer zu treffen. Er stellte ihm eine Frage, die ihn umtreibt! Gerade habe die Schule begonnen. Seine Tochter gehe in ein Gymnasium in BW. Er suche eine Erklärung, weshalb der Stundenplan zwar vorliege, jedoch der Nachmittagsunterricht erst eine Woche später anfängt? Und schon war sie offen, die Frust – Schleuse.
Die zwei Lehrerehepaare sahen sich an. Zuckten mit den Schultern. Realisierten nicht, dass es die Aussage des anwesenden Lehrers war, vonwegen er zähle die Tage bis zu den nächsten Ferien, die genau diese Fragerunde auslöste. Weshalb z.B. nach dem gerade begonnen Schulbeginn 2023, mit all den nicht aufgearbeiteten Lücken, der Unterricht eines Gymnasiums wegen einem Lehrerausflug lediglich bis zu der großen Pause geht? Kopfschütteln in der Runde. Die Frage: Weshalb der Ausflug der Lehrkräfte nicht in der letzten Ferienwoche stattfinden könne – wurde leider von einer Lehrerin sehr dumm beantwortet.
Weil da noch Ferien sind und diese Ferien den Lehrern zusteht! Bingo! Was diese Lehrkraft – wie übrigens die meisten – vergessen hat: Lehrkräfte haben lediglich 30 Tage Urlaubsanspruch. Im Schnitt sind jedoch ca. 12-13 Wochen im Jahr Schulferien. Große Sommerferien sind bundesweit 6 Wochen. Damit ist für die Lehrkräfte der offizielle Urlaubsanspruch abgegolten. Dazu haben sie Ostern und Pfingsten, Weihnachten und meistens noch in der Faschingszeit frei, nicht zu vergessen, die Brückentage! Deshalb fand ich die Fragen, weshalb der Lehrerausflug nach Schulbeginn stattfindet und Lehrkräfte Meetings und Weiterbildungen während der Unterrichtszeit abgehalten werden, berechtigt.
Ich versuchte mit dem Argument, es entscheiden ja nicht die einzelnen Lehrkräfte, Sachlichkeit rein zu bringen. Es klappte nicht! Mein Adrenalin stieg massiv, als ich erkannte, Deeskalation stand wohl in Lehrkräfte – Weiterbildungen nicht auf dem Programm. Eine anwesende Gymnasiallehrerin warf schnippisch in die Runde: „Wir sind ja gezwungen zu mehr Urlaub, wie er uns offiziell zusteht. Keine Kinder kein Unterricht, basta“ es schien, das waren fünf Buchstaben zu viel.
Ein Unternehmer fühlte sich von dem „Basta“ provoziert. Ohne Umschweife kam er auf den weltweit einmaligen Status, dass nur bei uns Lehrkräfte verbeamtet sind. Mit der Folge von gesicherten Pensionen, die aus dem, von der Allgemeinheit gefüllten Steuersäckel kommen und Lehrkräfte automatisch Privatversichert sind.
Mir war klar: Wir als Gesellschaft sollten uns einfach mehr mit den Hintergründen einiger Berufsgruppen auseinandersetzen. Dazu gehören für mich ganz oben verbeamtete Lehrkräfte und die damit zusammenhängende Ungerechtigkeit! Für mich gibt es nicht DIE Lehrkräfte, es gibt Systemfehler, die gezielt von – leider viel zu vielen – egoistisch ausgenutzt werden. Und diejenigen, die aus Überzeugung Lehrer und Lehrerin wurden, die durch die Systemfehler massiv belastet sind, die sind tatsächlich in der Minderheit. Nach Jahrzehnten im Bildungsbereich, erst über die Sozialarbeit, dann über Projekte, kenne ich nicht nur beide Seiten der Medaille, sondern auch die entstandene Problematik. An den negativen Entwicklungen haben wir alle unseren Beitrag geleistet – egal auf welcher Seite wir stehen.
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